ULF KRAATZ: DAS EUROPÄISCHE VOGELSCHUTZGEBIET (SPA) RANDOW-WELSE-BRUCH 119Fortsetzung TabelleArt Wissensch. Name Brut Rast RL BB VSRL_Anh1 SPECZwergstrandläufer Calidris minuta 5-20Temminckstrandläufer Calidris temminckii 1-5Sichelstrandläufer Calidris ferruginea 1-10Alpenstrandläufer Calidris alpina 10-50 3Silbermöwe Larus argentatus 50-300 RTrauerseeschwalbe Chlidonias niger 5-10 30-50 1 x 3Flussseeschwalbe Sterna hirundo 10 2 x 3„Artenschutzprogramm Adler“ erschienenBundesweit haben die drei Adlerarten,Fisch-, See- und Schreiadler, ihren Verbreitungsschwerpunktim Nordosten Deutschlands.Von den 444 Seeadlerpaaren leben70 Prozent in <strong>Brandenburg</strong> und Mecklenburg-Vorpommern.Waren die Adler früher durch Abschuss,Horstvernichtung und Gelegesammler bedroht,brachte Mitte des vorigen Jahrhundertsdas Pestizid DDT vor allem Fisch- undSeeadler an den Rand des Aussterbens.Nach dem Verbot des Pestizids erholtensich die Bestände langsam. Stromtrassenund Windkraftanlagen stellen heute eineGefahr für die Greifvögel dar.Der Schutz der Adler begann Anfang des20. Jahrhunderts, indem keine Abschussprämienmehr gezahlt wurden. Per Reichsnaturschutzgesetzwurde der Adler erstmalsgesetzlich geschützt. In <strong>Brandenburg</strong>setzten sich in den 1930er Jahren noch einzelneEngagierte für die Adler ein; zu DDR-Zeiten knüpfte der „Arbeitskreis zumSchutz der vom Aussterben bedrohten Tiere“ein Betreuernetz für Adlerbrutstättenauf, das heute durch die Vogelschutzwartekoordiniert wird. Das brandenburgischeNaturschutzgesetz regelt mit seinem Horstschutzparagraphen– Paragraph 33 –, dassdie Greifvögel während der Brut nicht gestörtwerden dürfen.Das Artenschutzprogramm Adler, herausgegebenvom Ministerium für Ländliche Entwicklung,Umwelt und Verbraucherschutzdes <strong>Land</strong>es <strong>Brandenburg</strong>, widmet jeder Artein gesondertes Kapitel, das zu Biologie,Verbreitung, Gefährdungen, Verlusten undSchadstoffen Ausführungen enthält.Der Hauptteil enthält das Schutzkonzeptmit Informationen zu Schutzstatus, -zielund Bestandsprognose sowie möglichenSchutzmaßnahmen in <strong>Brandenburg</strong>, wieHorstschutz, Lebensraumschutz, Beseitigungvon Verlustursachen und besondereSchutzmaßnahmen.Auch über Zuständigkeiten für den Schutz,Finanzierung und Effizienzkontrollen ist etwaszu erfahren.Der Informationsgehalt der Broschüre wirddurch eine Vielzahl von Tabellen, Diagram-Fortsetzung Tabellemen und schematischen Zeichnungen bereichert.Interessante und schöne Fotos statten das„Adlerschutzprogramm“ zu einer Veröffentlichungaus, die sicher nicht nur bei FachleutenAnklang findet.Art Wissensch. Name Brut Rast RL BB VSRL_Anh1 SPECWiedehopf Upupa epops 0-1 1 3Grauspecht Picus canus 0-1 R x 3Schwarzspecht Dryocopus martius 15-20 xMittelspecht Dendrocopos medius 20-40 3 xNeuntöter Lanius collurio >200 x 3Raubwürger Lanius excubitor 5-10 1 3Heidelerche Lullula arborea 50 xZwergschnäpper Ficedula parva >5 3 xBlaukehlchen Luscinia svecica 0-2 2 xBrachpieper Anthus campestris 1-5 1 x 3Bezug über:Pressestelle des Agrar- und Umweltministeriums(Telefon: 0331/ 866 7017 oder 7237,Fax: 0331/866 7018, pressestelle@mluv.brandenburg.de.Kostenfreie Abgabe.SPA 7016 – Das Europäische Vogelschutzgebiet Randow-Welse-Bruch
120 NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 14 (3, 4) 2005; 120–122TORSTEN LANGGEMACHSPA 7017 – Das Europäische Vogelschutzgebiet Obere HavelniederungDas Europäische Vogelschutzgebiet (SPA)Obere HavelniederungSchlagwörter:1 Allgemeine AngabenSPA Obere Havelniederung, Flusslandschaft, Niedermoore,Wasservogelarten, Schreiadler, Weißstorch<strong>Land</strong>es-Nr. 7017EU-Nr. DE 3145-421Gesamtgröße: ca. 44.419 haEinbezogene Schutzgebiete:NSGFestgesetzt: Biotopverbund Welsengraben;Gehron-See; Harenzacken; Kleine Schorfheide;Klienitz; Liebenberger Bruchim Verfahren: Meseberger Heide; SchnelleHavelLSGFestgesetzt: Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin;Fürstenberger Wald- und Seengebiet;Liebenberg; Obere Havelniederung;Ruppiner Wald- und Seengebiet2 Gebietsbeschreibungflächige Bewirtschaftung und relativ geringerNutzungsdruck in den zurückliegendenJahrzehnten förderten Baumartenvielfalt, diverseAltersstruktur und einen großen Totholzanteil.Die Havel, die das Gebiet auf einer Gesamtlängevon etwa 40 km durchfließt, wird gespeistdurch das aus der Schorfheide kommendeDöllnfließ sowie eine Vielzahl vonGräben oder zu Gräben ausgebauten Fließgewässern,welche die Havelniederung undden angrenzenden Wald entwässern. Messpegelin der benachbarten Schorfheide zeigengroßräumige Grundwasserabsenkungenvon mehr als einem Meter innerhalb der letztenJahrzehnte. Viele <strong>Land</strong>schaftsteile, dieheute noch die Bezeichnung „Luch“ oder„Bruch“ tragen, sind daher als Feuchtlebensräumekaum noch erkennbar. Die wichtigstenstehenden Gewässer im Gebiet sind Gehron-und Dretzsee sowie die Zehdenickerund Ribbecker Tonstiche. Der Abbau von Tonim Raum Zehdenick begann nach der Entdeckungdieser Vorkommen im Jahr 1888 undführte um 1900 zur Entstehung des größtenZiegeleigebietes in Europa. Heute stellt dasGebiet mit ca. 70 wassergefüllten Tonsticheneine vielseitige <strong>Land</strong>schaft dar, in der nasse,feuchte und trockene Lebensräume kleinräumigabwechseln und die in ihrer Ausdehnungin <strong>Brandenburg</strong> einmalig ist.Der gesamte Havelbereich einschließlich derTonstiche ist bedeutsam für Biber und Fischotter.3 Bedeutung alsVogelschutzgebietZentrum der ornithologischen Vielfalt ist dieTonstichlandschaft im Raum Zehdenick undRibbeck. Bereits vor vier Jahrzehnten wurdenin den Zehdenicker Tonstichen 152 Vogelartennachgewiesen (LITZBARSKI et al. 1967),darunter 80 Brutvogelarten. Hervorzuhebenunter den zahlreichen brütenden Wasservogelartensind bis zu 7 rufende Große Rohrdommelnsowie das Vorkommen von Zwergdommelund Kleiner Ralle. Die Große Rohrdommelwurde in mindestens 4 weiteren Gebietenzur Brutzeit nachgewiesen, darunterGehron- und Dretzsee. Die 6 bis 9 besetztenDas SPA gliedert sich in vier Teilgebiete. Diedrei nordwestlich gelegenen, die durch dieOrtschaften Gransee, Löwenberg und Zehdenickmarkiert werden, zählen naturräumlichzur Granseer Platte als Teil des nordbrandenburgischenPlatten- und Hügellandes.Der unterschiedlichen Genese währendder letzten Eiszeit entsprechend, ist dieserTeil durch wechselndes Relief und unterschiedlicheNBöden geprägt. Der größere Teilim Südosten des Gebietes zwischen den OrtschaftenZehdenick, Liebenwalde und Oranienburggehört zur Zehdenick-SpandauerHavelniederung, dem nördlichsten Ausläuferdes westbrandenburgischen Luchlandes. ZwischenFrankfurter und <strong>Brandenburg</strong>er Eisrandlageder Weichseleiszeit liegend, sind dieNiederungen als Schmelzwasserwege derselbenentstanden (SCHOLZ 1962).Die flache oder flachwellige <strong>Land</strong>schaft wirdüberwiegend landwirtschaftlich genutzt, wobeiauf höheren Lagen hauptsächlich Ackernutzungbetrieben wird und die Niederungenbzw. kleinere Senken als Wiesen und Weidengenutzt werden. Reliefbedingt ergeben sichteilweise mosaikartige Nutzungsstrukturen,die in vielen Bereichen durch Hecken, Baumreihen,Gehölze und Kleingewässer zusätzlichan Vielfalt gewinnen.Eingestreute Waldbereiche nehmen insgesamtgut ein Drittel der Gebietsfläche ein.Lediglich im Süden und am Übergang zurSchorfheide im Osten erreichen sie größereAusdehnung. Der markant hohe Laubwaldanteilliegt über dem Durchschnitt <strong>Brandenburg</strong>s;er führte in Verbindung mit den geomorphologischenBedingungen sowie derNutzungsgeschichte zu einer reichen Strukturierungvieler Waldbereiche. Deren klein- Abb. 1 Ausschnitt aus der Zehdenicker Tonstichlandschaft LUA-Archiv, CIR