NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 14 (3, 4) 2005; 149–151 149HELMUT DONATHDas Europäische Vogelschutzgebiet (SPA) Luckauer BeckenSchlagwörter:1 Allgemeine AngabenSPA Luckauer Becken, Bergbaufolgelandschaft Schlabendorf,Heinz Sielmann Stiftung, Kranich- und Gänserastpatz<strong>Land</strong>es-Nr. 7027EU-Nr. DE 4148-421Gesamtgröße: ca. 12.239 haEinbezogene Schutzgebiete:NSGFestgesetzt: Borcheltsbusch und Brandkieten;Drehnaer Weinberg und StiebsdorferSee; Görlsdorfer Wald; Ostufer StoßdorferSee; Schlabendorfer Bergbaufolgelandschaft- Lichtenauer See; Stöbritzer See;Wanninchen; Wudritzniederung Willmersdorf-Stöbritz;Tornower NiederungLSGFestgesetzt: Bergbaufolgelandschaft Schlabendorf-Seese;Lausitzer Grenzwall zwischenGehren, Crinitz und Buschwiesen2 Beschreibung des GebietesDas Vogelschutzgebiet umfasst den zentralenTeil des Luckau-Calauer Beckens im Nordender naturräumlichen Haupteinheit LausitzerBecken- und Heideland. Es liegt zwischen Luckauund Lübbenau und erreicht im SüdenFürstlich Drehna. Die ebene bis schwach wellige<strong>Land</strong>schaft wird im Norden und Westendurch großräumige Ackerflächen und im Südenund Osten durch Bergbaufolgelandschaftgeprägt.Im Gebiet der gewachsenen Kulturlandschaftherrschen große Schläge mit intensiver<strong>Land</strong>wirtschaft vor. Acht überwiegendkleine Dörfer sind hier eingeschlossen. Wälderund Forsten finden wir nur kleinflächigbei Goßmar, Bornsdorf, Görlsdorf und Egsdorfsowie mit jüngeren Aufforstungen aufden Bergbaukippen. Eine besondere Bedeutungwegen des höheren Anteils naturnaherBestände haben das Bornsdorfer Teichgebietund der Görlsdorfer Wald (beides FFH-Gebiete).In den Niederungen (unter 65 m NN)dominiert Grünland, wobei es auch Flachmoorkomplexeohne Nutzung gibt (vor allemim NSG Borcheltsbusch und Brandkietenmit nahezu 300 ha kaum begehbarer Fläche,außerdem das NSG Wudritzniederung Willmersdorf-Stöbritz).Im Borcheltsbusch sindinnerhalb großflächiger Röhrichte zahlreicheaus ehemaligen Torfstichen entstandeneWasserflächen eingestreut.Die Bergbaufolgelandschaft der früheren TagebaueSchlabendorf-Nord (1961-1977) undSchlabendorf-Süd (1975-1991) besteht heuteaus einem hohen Anteil von Naturschutzflächen,da bei der Sanierung frühzeitig Belangedes Naturschutzes – insbesondere auchdes Vogelschutzes – Berücksichtigung fanden.Der Grundwasserwiederanstieg ist nochnicht abgeschlossen, somit entstehen kontinuierlichneue Gewässer bzw. vergrößern sichdie noch nicht gefüllten Seen. Die künftigeWasserfläche im SPA wird nach Erreichen desEndwasserstandes (voraussichtlich um 2015)bei mindestens 1.520 ha liegen und damit einenAnteil von über 12 % einnehmen.Die größeren Tagebauseen (Schlabendorfer,Lichtenauer, Drehnaer und Stiebsdorfer See)haben saures Wasser mit pH-Werten unter 4.Sie sind daher fischfrei und werden voraussichtlichauch längere Zeit in diesem Zustandverbleiben. Neutrale Wasserkörper weisenStoßdorfer und Stöbritzer See auf. KleineSeen mit flachen Uferzonen entwickeln sichin den Innenkippenbereichen Tornower Niederungsowie Lorenzgraben-Niederung.Große Teile der Bergbaufolgelandschaft sindaufgeforstet, wobei in den älteren BereichenKiefern dominieren, in kleineren Anteilenauch Roteiche, Balsampappel und Robinie.In jüngeren Aufforstungen finden wir dagegenvermehrt Birke, Eiche und Wacholder.Sukzessionswald ist am Südufer des StoßdorferSees sowie nördlich von Bergen ausgebildet.Die während des Bergbaus charakteristischenRohbodenstandorte sind heute bereitsauf kleinere Areale zurückgedrängt. Im Zentrumdes NSG Wanninchen befindet sich mit56 ha der größte Bereich (Naturentwicklungsgebiet),dessen nordöstlicher Teilgegenwärtig zu einer Insel im SchlabendorferSee gestaltet wird. Auch im LichtenauerSee entsteht planmäßig eine Insel, die ebenfallsdurch Rohböden gekennzeichnet ist. Eineweitere Insel wurde im Zuge von Sanierungsarbeiten1996 im Stoßdorfer See geschaffen,sie ist zu 90 % von Vegetation bedecktund weist eine Baumgruppe auf.3 Bedeutung alsVogelschutzgebietIm Gebiet siedeln Wiesenweihen mit demgrößten Vorkommen <strong>Brandenburg</strong>s. Bis zu 9Paare dieser Art haben ihre Brutplätze aufAckerflächen mit Getreide- oder Feldgrasbeständen(Wintergerste, -weizen, Triticale, Weidelgras)bei Schlabendorf, Görlsdorf, Beesdauund Goßmar. Als Nahrungsrevier spieltAbb. 1NSG Görlsdorfer Wald und NSG Wanninchen mit noch unsanierter Kippe (1994)LUA-Archiv, CIRNSPA 7027 – Das Europäische Vogelschutzgebiet Luckauer Becken
150 NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 14 (3, 4) 2005SPA 7027 – Das Europäische Vogelschutzgebiet Luckauer BeckenAbb. 2die Bergbaufolgelandschaft eine besondereRolle (GIERACH 2003). Die Rohrweihe war vor1995 in großer Dichte vertreten, allein imBorcheltsbusch bis zu 13 Paare. Aktuell liegtder Bestand bei ca. 10 Paaren.Charakterart der Bergbaufolgelandschaft istder Brachpieper, der hier vor allem die Trockenrasenund Ruderalflächen mit eingestreutenDünen und Rohbodenflächen bevorzugt(DONATH 1999). Eine flächendeckendeErfassung 2005 ergab 68 Reviere(Donath). In den letzten Jahren haben sichmit fortschreitender Sukzession auch wiederZiegenmelker und Wiedehopf als Brutvögelmit je mindestens 3 Revieren eingefunden.Bei Heidelerche und Raubwürger (2005mind. 19 Rev.) zeigt sich eine auffallendeZunahme der Siedlungsdichte.Der Borcheltsbusch hat eine zentrale Bedeutungals Brut- und Rastgebiet für Vögel, insbesondereals Schlafplatz während der Zugzeit.Die weiträumigen Ackerflächen dienenals Nahrungsflächen für in Schwärmen auftretendeArten, besonders Möwen, Gänse,Kranich, Kiebitz und Goldregenpfeifer. AlsRastplatz für Kraniche (ILLIG & SCHONERT1997) sowie Saat- und Blässgänse hat dasGebiet nach 1980 eine größere Bedeutungerlangt, da die Wasserverhältnisse durch Einleitungvon Grubenwasser verbessert werdenkonnten und die neu entstehenden Tagebauseenzusätzlich als Schlafgewässer zurVerfügung stehen. Parallel erhöhte sich derBrutbestand von Kranich und Graugans.Für den Fischadler mit 5 Paaren sind nebendem Borcheltsbusch und Teichgebieten außerhalbdes SPA aktuell der Stoßdorfer und derStöbritzer See als Nahrungsreviere von Bedeutung.Darüber hinaus werden weitere naheliegende Tagebauseen mit Fischbesatz aufgesucht,dabei spielt vor allem der SchönfelderSee eine große Rolle. Gleiches gilt für weitereFisch fressende Arten, z. B. die Flussseeschwalbe.Eine bemerkenswerte Brutkolonie entwickeltsich seit 1997 auf der Insel im StoßdorferSee. Zu den Lachmöwen (bis 3.855 Paare)und Flussseeschwalben (Maximum 39 Paare)sind inzwischen seit 2001 auch Schwarzkopfmöwe(bis 16 Paare) und 2005 ein Paarder Mittelmeermöwe hinzugekommen. Darüberhinaus brüten im Schutz der Möwenauch Kiebitze und Graugänse, in geringerZahl auch Rotschenkel und Schnatterente.Von der Flussseeschwalbe bildete sich 2004eine zweite Kolonie im Lichtenauer See mit5 Paaren (G. Wodarra). Seit 2003 gibt esNachweise der Rohrdommel an der Insel imStoßdorfer See, während die ehemaligenVorkommen im Borcheltsbusch infolge Wassermangelsgegenwärtig erloschen sind.Sehr bedeutsam sind bereits jetzt kleinereund flache Gewässer, die infolge des Wasseranstiegsauf dem Kippengelände entstehen.Die Uferzonen bieten durchziehendenLimikolen und Wasservögeln wichtige Nahrungsreviere.Als Brutgebiete werden sie von3 bis 5 Paaren des Rotschenkels und 2 Paarendes Rothalstauchers genutzt.4 ErhaltungszieleWesentliche Erhaltungsziele für VogelartenErhaltung und/oder Wiederherstellung– der Bergbaufolgelandschaft mit Rohbodenflächen,Dünen, Trockenrasen, Sandheidenund unterschiedlich strukturiertenSekundargewässern– eines für Niedermoore typischen <strong>Land</strong>schaftswasserhaushaltessowie hoherGrundwasserstände, insbesondere Borcheltbuschund weiterer Niedermoore,mit winterlich oder ganzjährig überflutetenGrünlandflächen in enger Verzahnungvon Seggenrieden, Brache- undRöhrichtflächen– intakter Bruchwälder, Waldmoore sowiestrukturreicher Kleingewässer mit naturnahenWasserständen und Wasserstandsdynamik– strukturreicher, unverbauter, störungsarmerGewässer und Uferzonen, Röhricht-Abb. 3NSG Ostufer des Stoßdorfer Sees – Insel mit einer Kolonie von Flussseeschwalben und dreiMöwenartenFoto: G. Wodarra