ULF KRAATZ: DAS EUROPÄISCHE VOGELSCHUTZGEBIET (SPA) RANDOW-WELSE-BRUCH 117Abb. 2gebiet von Großvogelarten und Waldsaatgans.Hervorzuheben ist seine Funktion alsReproduktionsraum für seltene und gefährdeteBrutvogelarten der Wiesengesellschaften (z.B. Großer Brachvogel, Kiebitz, Wachtelkönig),auch für Arten der aquatischen Lebensräume(wie Rohrdommel, Rohrweihe, Kranich 27 BPund Weißstorch 25 BP). Bemerkenswert sinddie Vorkommen von zahlreichen Greifvogelarten(z. B. Wiesenweihe >3 BP, Rot- undSchwarzmilan, Schrei- [5 BP] und Seeadler,Baumfalke), Waldvögeln wie Spechten (z. B.Abb. 3Das SPA Randow-Welse-Bruch ist ein bedeutendes Durchzugs- und Rastgebiet des Goldregenpfeifers.Foto: J. MundtMittel-, Schwarzspecht) und Offenlandarten(z. B. Raubwürger, Neuntöter, Sperbergrasmücke).Die Großtrappe hat hier mit wenigen Individuennoch ein kleines Restvorkommen.In den Niederungsgebieten und angrenzendenAckerlandschaften halten sich besonderszu den Zugzeiten in großer Anzahl Kiebitze(bis ca. 14.000 Ind.) und Goldregenpfeiferauf. Die Talzüge sind bevorzugte Rastgebietefür Raufuß- und Mäusebussard, Schreiadler,Korn- und Wiesenweihe, Weißstorch, Kranichund Wacholderdrossel (z. B. MUNDT 1991).Gelegentlich kommt hier die Sumpfohreulevor (DITTBERNER 1996).Bedeutsam sind während der Zugperiodenund der Winterrast in den nahrungsreichenAckerbaugebieten die Ansammlungen vonnordischen Gänsen (besonders der Waldsaatgans,HEINICKE et al. 2005), von SingundZwergschwänen sowie Kranichen (HA-FERLAND 1999).4 ErhaltungszieleWesentliche Erhaltungsziele für VogelartenErhaltung und/oder Wiederherstellung– eines typischen Ausschnittes der uckermärkischenAgrarlandschaft, das vonden Niederungen der Randow und Welsedurchzogen wird– eines für Niedermoore typischen <strong>Land</strong>schaftswasserhaushaltes(Niederungender Randow, Welse, Gartzer Bruch) mitwinterlich oder ganzjährig überfluteten,im späten Frühjahr blänkenreichen, extensivgenutzten Grünlandflächen und-brachen (Feucht- und Nasswiesen) mithohem Grundwasserstand– einer strukturreichen Agrarlandschaftmit einem hohen Anteil an Grenzlinienund Begleitbiotopen (Hecken, Baumreihen,Solitärbäumen, Feldsöllen, Lesesteinhaufen,Brachen, Randstreifen undTrockenrasen mit eingestreuten Dornbüschenund Obstbäumen sowie einer mosaikartigenNutzungsstruktur– abflussloser Binneneinzugsgebiete wieSeen, Kleingewässer, Moore, Bruchwälderund periodischer Feuchtgebiete sowieUfer- und Verlandungszonen mitSchwimmblattgesellschaften und ganzjährigüberfluteter ungemähter Verlandungs-und Röhrichtvegetation sowienatürlicher Wasserstandsdynamik– von Abschnitten der Randow und Welseals unverbaute naturnahe und natürlicheFließgewässer mit ausgeprägter Gewässerdynamik(Mäander, Kolke, Uferabbrüche,Steilwände)– störungsfreier Waldgebiete, strukturreichernaturnaher Laub- und -mischwäldermit hohem Anteil an Altholz, stehendemund liegendem Totholz, von Überhälternsowie Habitat-Holzstrukturen (Höhlen,Risse, Teilkronenbrüche u. a.); von Bruchwäldernund Waldmooren, halboffenenKiefernwäldern und -heiden (Laubholzanteil)und strukturierten Waldrändern(Eichenanteil)SPA 7016 – Das Europäische Vogelschutzgebiet Randow-Welse-Bruch
118 NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 14 (3, 4) 2005SPA 7016 – Das Europäische Vogelschutzgebiet Randow-Welse-BruchAbb. 4Randow-Welse-Bruch mit Trockenhängen5 Vorschläge zu MaßnahmenFoto: F. ZimmermannWesentlich für die Umsetzung der Ziele desSPA ist die Erhaltung der in der Region historischgewachsenen Kulturlandschaft mit ihrenvielfältigen natürlichen Ressourcen.Eine entscheidende Maßnahme ist der Erhaltder landschaftsprägenden Niedermoorgebietevon Randow und Welse. Das erfordertin naher Zukunft entscheidende Verbesserungendes <strong>Land</strong>schaftswasserhaushaltes.Für die rastenden Vogelarten sind eine Nutzungund damit ein Kurzhalten der Vegetationin den ausgedehnten Niederungswiesendurch verschiedene Bewirtschaftungsmaßnahmenunterschiedlicher Intensität (Beweidung,Mahd) essentiell. Zur Förderung ausgewählterWiesenbrüterarten ist eine angepassteNutzung auf speziellen Teilflächen erforderlich,wie z. B. der Verzicht auf Wiesenpflegemaßnahmenoder ein späterer Mahdtermin.Eine Förderung der durchziehenden Vögel imFrühjahr kann mit der Schaffung von staunassenFlächen durch hohen Grabeneinstau imWinter und Frühjahr ermöglicht werden.Die vorzugsweise als Nahrungsflächen dienendenÄcker sollten u. a. mit folgenden Maßnahmengefördert werden: allgemeine Extensivierung,Förderung des Anbaus einer Vielzahlvon Nutzpflanzen und mehrjährigem Feldfutter,mehrjährige Stilllegungen sowie Verbesserungbzw. Schaffung von Kleinstrukturen.Die Unterbindung der natürlichen Sukzessionauf nährstoffarmen Standorten erfordert es,die landwirtschaftliche Nutzung durch Beweidungin diesen Bereichen fortzuführen bzw.wieder aufzunehmen.In den Laubwäldern ist die Strukturvielfaltvor allem zum Schutze des Schreiadlers zubewahren, insbesondere sind Maßnahmenzum Erhalt alter Bäume (als Horstgrundlagefür Großvögel bzw. Lebensraum für Spechte)durchzuführen.Brut- und Rastbestände im SPA Randow-Welse-Bruch 1998-2004Art Wissensch. Name Brut Rast RL BB VSRL_Anh1 SPECHöckerschwan Cygnus olor 15-20 200-300 vSingschwan Cygnus cygnus 150-500 R xZwergschwan Cygnus bewickii 10-100 x 3WRothalsgans Branta ruficollis 0-1 x 1WWeißwangengans Branta leucopsis 10-50 xWaldsaatgans Anser fabalis fabalis