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Heft 3, 4 - LUGV - Land Brandenburg

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130 NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 14 (3, 4) 2005; 130–1133BODO RUDOLPHSPA 7021 – Das Europäische Vogelschutzgebiet Mittlere HavelniederungDas Europäische Vogelschutzgebiet (SPA)Mittlere HavelniederungSchlagwörter:SPA Mittlere Havelniederung, Brut- und Rastvogelarten, Flussniederung,Altarme, Röhricht, Feuchtwiesen, Tonlöcher, Bruchwald1 Allgemeine Informationen<strong>Land</strong>es-Nr. 7021EU-Nr. DE 3542-421Gesamtgröße: ca. 25.024 haEinbezogene Schutzgebiete:NSGFestgesetzt: Bagower Bruch; Buhnenwerder-Wusterau;Falkenrehder Wublitz; KetzinerHavelinseln; Mittlere Havel; MöweninselBuhnenwerder; Obere Wublitz; Stadthavel;WolfsbruchIm Verfahren: Marzahner Fenn und DünenheideLSGFestgesetzt: <strong>Brandenburg</strong>er Osthavelniederung;<strong>Brandenburg</strong>er Wald- und Seengebiet;Ketziner Bruchlandschaft; PotsdamerWald- und Havelseengebiet; SchmerzkerBusch; Westhavelland2 Beschreibung des GebietesDas SPA Mittlere Havelniederung reicht imWesten vom Plauer See, der Unteren Havelsüdlich von Pritzerbe und dem MarzahnerFenn über das Beetzseebecken und die Havelniederungostwärts bis zur Wublitzrinnezwischen Golm und Falkenrehde.Geomorphologisch finden sich überwiegendTalsande und alluviale Bildungen mit einemkleinteiligen Wechsel von Grundmoränen undkuppigen Endmoränen, entstanden durch dieWeichseleiszeit. Naturräumlich gehört dergrößere Teil des Gebietes zu den MittelbrandenburgischenPlatten und Niederungen.Die Boden- und Oberflächensituation gestattetflächenhaften Ackerbau und Weidenutzungauf Niedermoorstandorten. EntscheidendenEinfluss auf die Wassersituation undAusprägung der Vegetation im Abschnitt derHavelniederung östlich der Stadt <strong>Brandenburg</strong>an der Havel bis Werder hatte die Anlagevon Mühlenstauen im 13. Jahrhundert,die bis heute bestehen. Sie führten in denFolgejahrhunderten zur Bildung flachgründigerNiedermoore. Dadurch wurde die Fließgeschwindigkeitder Havel vermindert und indie Eigendynamik des Flusses eingegriffen.Vor ca. 100 Jahren zeigen ältere Luftbilderdas Gebiet großflächig gehölzfrei. Dementsprechendwar die Weideviehhaltung als extensive<strong>Land</strong>nutzung weit verbreitet (Hutungen,Streuwiesen). Die Entwässerung der<strong>Land</strong>schaft hatte noch längst nicht die heutigeDimension. Frühjahrs- und Sommerhochwässerinfolge des Rückstaus bei Elbehochwasserereigneten sich noch regelmäßig imJahresverlauf. So gab es ausgedehnte Überschwemmungswiesen,die v. a. durch großräumigeMeliorationsmaßnahmen in den1970er und 80er Jahren lokal auf Kleinflächenzusammenschrumpften.Die Havelinseln, früher alle beweidet, wurdennach der politischen Wende von 1989 – bisauf Ausnahmen – der Sukzession überlassen.Die Insel Buhnenwerder im Breitlingsee, vor100 Jahren ein wichtiges Brutgebiet für Flussseeschwalben,ist heute sogar fast vollständigbewaldet.Die vielfältige <strong>Land</strong>schaftsausstattung derMittleren Havelniederung wird u. a. durch dieüberaus zahlreichen, reich strukturierten Tonlöcher(z. B. bei Deetz, Paretz, Ketzin-Etzin,Päwesin-Wachow, Lünow), die sich z.T. nochbis in die 1960er und 70er Jahre hinein imAbbau befanden, erheblich bereichert. BedeutsameBiotoptypen sind weiterhin dieFlussaltarme, -inseln und -seen mit uferbegleitendenRöhrichten, Staudenfluren undGehölzstreifen; die Seggen- und Röhrichtmoore,davon überwiegend <strong>Land</strong>röhrichteund Großseggenriede, kleinflächige Feuchtwiesen,Erlenbruchwälder und Weichholzauwaldreste.Die überwiegend noch vielfältigstrukturierte Agrarlandschaft zwischen Beetzseeund Havel (Nauener Platte) weist zahlreicheRaine, Hecken, Kopfbaumreihen und Einzelbäumeauf. Im Norden befinden sich überwiegendKiefernforste, aber auch Laub- undAbb. 1Havel bei WeseramMischwald, insbesondere im Bereich desBruchsees bei Bagow.Der Biber besiedelte das Gebiet im zurückliegendenJahrzehnt vollständig und vomFischotter gibt es eine Reihe von Nachweisen.An den Tonlöchern von Päwesiner-WachowerLötz und Lünow siedeln Rotbauchunkeund andere Amphibien.3 Bedeutung alsVogelschutzgebietEine überdurchschnittlich hohe Bedeutunghat das SPA für Brutvögel, wurden doch bishernicht weniger als 250 Arten festgestellt.Herausragend für dieses SPA, das 0,8 % der<strong>Land</strong>esfläche einnimmt, sind die Brutbeständevon Arten des Anhangs I der VSRL wieRohrdommel (15 % des <strong>Land</strong>esbestandes),Zwergdommel (30 %), Fischadler (8 %),Schwarzmilan (5 %), Wiesenweihe (10 %),Rohrweihe (5 %), Kleinralle (15 %), Trauerseeschwalbe(20 %), Eisvogel (5 %) oderBlaukehlchen (15 %).Schon im Mittelalter stellte das Gebiet ein Refugiumfür den außerordentlichen Reichtuman Vögeln der Gewässer und Feuchtlebensräumedar, wie alte Abrechnungen des <strong>Brandenburg</strong>erDoms über die Jagd von Entenund Gänsen belegen (gejagt wurden aberFoto: B. Rudolph

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