02.12.2012 Aufrufe

Psychosoziale Onkologie - Institut - Johannes Gutenberg-Universität ...

Psychosoziale Onkologie - Institut - Johannes Gutenberg-Universität ...

Psychosoziale Onkologie - Institut - Johannes Gutenberg-Universität ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Regionaler Wegweiser psychosoziale <strong>Onkologie</strong>: Tumorschmerztherapie Seite 37<br />

3 Zehn Basisregeln der medikamentösen Tumorschmerztherapie<br />

M. Weber und J. Jage (Interdisziplinäre Einrichtung für Palliativmedizin, <strong>Universität</strong>smedizin Mainz)<br />

3.1 Schmerzanalyse<br />

• Um welches Schmerzsyndrom handelt es sich? Liegt ein rein noziceptiver viszeraler oder<br />

somatischer Schmerz (Hohlorgane, Knochen, Periost, Muskulatur, Bindegewebe) vor, oder<br />

hat der Schmerz einen neuropathischen Charakter (brennend, einschießend, mit Störungen<br />

der Schmerz- und/oder Berührungsempfindung)? Typisch für neuropathische Schmerzen<br />

ist häufig ein vielfältiges klinisches Bild (Parästhesien, Dysästhesien, Hyperalgesie, Allodynie,<br />

einschießender Spontanschmerz, brennender Dauerschmerz). Hyperalgesie bedeutet<br />

eine besondere Schmerzhaftigkeit auf schmerzhafte Reize, Allodynie bedeutet Schmerzen<br />

bei nicht schmerzhafter Berührung. Hyperpathie ist eine anhaltende und verstärkte<br />

Schmerzempfindung nach einem zunächst als vermindert stark empfundenen Schmerzreiz).<br />

Sorgfältige Untersuchungen zeigen, dass bei einem Drittel der Tumorschmerzpatienten ein<br />

neuropathisches Schmerzsyndrom (meist in Verbindung mit nozizeptiven Schmerzen) vorliegt.<br />

• Welche Ursache hat der Schmerz? Ist der Schmerz tatsächlich tumorbedingt, ist er therapiebedingt,<br />

mit dem Tumor assoziiert oder vielleicht völlig unabhängig von dem Tumorleiden<br />

(Tabelle 1)?<br />

Schmerzursache Beispiele Grond (1996) Twycross (1994)<br />

unmittelbar krebsbedingt Kompression oder Infiltration<br />

schmerzempfindlicher Strukturen<br />

85 % 91 %<br />

Therapiebedingt Mukositis bei Chemotherapie oder<br />

Bestrahlung,<br />

Periphere Neuropathie nach Vinca-Alkaloiden,<br />

Steroidaler Pseudorheumatismus,<br />

Aseptische Hüftkopfnekrose,<br />

strahlenbedingte Plexopathie,<br />

Postmastekomiesyndrom<br />

17 % 12 %<br />

mit Krebs assoziiert Postherpet. Neuralgie, Dekubitalulkus,<br />

Verstopfung<br />

9 % 33 %<br />

unabhängig von Krebs Migräne, myofaszielle Schmerzsyndrome,<br />

degenerative Skelettveränderungen<br />

9 % 45 %<br />

Tabelle 1: Häufigkeit verschiedener Schmerzursachen bei Krebspatienten (Mehrfachnennungen möglich!)

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!