Psychosoziale Onkologie - Institut - Johannes Gutenberg-Universität ...
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Regionaler Wegweiser psychosoziale <strong>Onkologie</strong>: Tumorschmerztherapie Seite 41<br />
handelt es sich um mäßige Schmerzen, sollte die Dosis um 25% (- 50%) gesteigert werden<br />
(Dosistitration anhand der Schmerzstärke). Beginnt man die Opioidtherapie mit einem transdermalen<br />
Matrixpflaster, sind auch dann Dosissteigerungen frühestens nach etwa 24 Stunden<br />
sinnvoll. Die Ursache dieser Zeitverzögerung liegt darin, dass ein Opioidpflaster fast einen<br />
Tag benötigt, um das analgetische Wirkungsmaximum zu entfalten. Eine frühere Dosiswiederholung<br />
oder –erhöhung würde also das Risiko opioidbedingter Nebenwirkungen steigern.<br />
Die Beobachtung des Patienten, dass der Schmerz nach Gabe eines rasch wirksamen Opioids<br />
(z.B. Morphininjektion) nachlässt, um nach kurzer Zeit wiederzukehren, ist ein wertvoller<br />
Hinweis für die Opioidsensibilität des Schmerzes. Die Mehrzahl der Patienten benötigt Dosierungen<br />
bis 240 mg Morphin/24 Stunden, eine Reihe von Patienten jedoch deutlich höhere<br />
Mengen.<br />
Neuerdings gibt es Hinweise, dass die analgetische Wirkung des Opioids im Einzelfall in eine<br />
Hyperalgesie-Induktion umschlagen kann. Diese so genannte opioidinduzierte Hyperalgesie<br />
ist sehr selten und kann mit einem Opioidwechsel und Koanalgetika mit antihyperalgetischer<br />
Wirksamkeit behandelt werden.<br />
3.7 Zusätzliche Bedarfsmedikation<br />
Jeder Patient, der eine kontinuierliche medikamentöse Tumorschmerztherapie erhält, muss die<br />
Möglichkeit haben, auf Schmerzspitzen oder Schmerzdurchbrüche („breakthrough pain“) mit<br />
einer zusätzlichen Bedarfsmedikation zu reagieren. Bei Verordnung eines Retardpräparates<br />
sollte daher immer auf dem gleichen Betäubungsmittelrezept ein rasch wirksames Präparat für<br />
den Bedarfsfall verschrieben werden, so nicht retardiertes Morphin zu retardiertem Morphin,<br />
zu retardiertem Oxycodon und zu retardiertem Fentanyl-Matrixpflaster. Klinische Beobachtungen<br />
haben gezeigt, dass nicht retardiertes Morphin auch zu retardiertem Buprenorphin-<br />
Matrixpflaster verabreicht werden kann. Ein Schmerzdurchbruch bei retardiertem Hydromorphon<br />
kann durch nicht retardiertes Hydromorphon behandelt werden. Rasch wirksame<br />
Morphinpräparate gibt es als Tabletten, Tropfen und Suppositorien. Eine schriftliche Einnahmevorschrift<br />
für beide Opioide sollte dem Patienten immer ausgehändigt werden. Als Einzeldosis<br />
einer Morphinbedarfsmedikation wählt man ca. 1/6 der Morphintagesdosis. Das gilt<br />
auch für Oxycodon. Bei Matrixpflaster werden orientierend 50% der stündlichen Freigabemenge<br />
des Opioids (angegeben in μg/h) als Morphin (in mg) verabreicht.