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Bd 7 Vorträge und Aufsätze - gesamtausgabe

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90 Überwindung der MetaphysikDeshalb ist auch nicht jedes beliebige Menschentum geeignet,den unbedingten Nihilismus geschichtlich zu verwirklichen. Deshalbist sogar ein Kampf nötig über die Entscheidung, welchesMenschentum zur unbedingten Vollendung des Nihilismus fähigist.XXVI’Die Zeichen der letzten Seinsverlassenheit sind die Ausrufungender »Ideen« <strong>und</strong> »Werte«, das wahllose Hin <strong>und</strong> Her der Proklamationder »Tat« <strong>und</strong> der Unentbehrlichkeit des »Geistes«. Alldieses ist schon eingespannt in den Mechanismus der Rüstungdes Ordnungsvorganges. Dieser selbst ist bestimmt durch die Leereder Seinsverlassenheit, innerhalb deren der Verbrauch des Seiendenfür das Machen der Technik, zu der auch die Kultur gehört,der einzige Ausweg ist, auf dem der. .auf sich selbst erpichteMensch noch die Subjektivität in das Übermenschentum rettenkann. Untermenschentum <strong>und</strong> Übermenschentum sind das Selbe;sie gehören zusammen, wie im metaphysischen animal rationaledas »Unten« der Tierheit <strong>und</strong> das »Über« der ratio unlöslichgekoppelt sind zur Entsprechung. Unter- <strong>und</strong> Übermenschentumsind hier metaphysisch zu denken, nicht als moralische Wertungen.Der Verbrauch des Seienden ist als solcher <strong>und</strong> in seinem Verlaufbestimmt durch die Rüstung im metaphysischen Sinne, wo-88 durch der Mensch sich zum »Herrn« des »Elementaren« macht.Der Verbrauch schließt ein den geregelten Gebrauch des Seienden,das Gelegenheit <strong>und</strong> Stoff für Leistungen <strong>und</strong> deren Steigerungwird. Dieser Gebrauch wird genutzt zum Nutzen der Rüstung.Sofern diese aber in die Unbedingtheit der Steigerung <strong>und</strong>der Selbstsicherung ausgeht <strong>und</strong> in Wahrheit die Ziellosigkeitzum Ziel hat, ist die Nutzung eine Vernutzung.’ 1939/40Überwindung der Metaphysik 91Die »Weltkriege« <strong>und</strong> ihre »Totalität« sind bereits Folgen derSeinsverlassenheit. Sie drängen auf die Bestandsicherung einerständigen Form der Vernutzung. In diesen Prozeß ist auch derMensch einbezogen, der seinen Charakter, der wichtigste Rohstoffzu sein, nicht mehr länger verbirgt. Der Mensch ist der»wichtigste Rohstoff«, weil er das Subjekt aller Vernutzung bleibt,so zwar, daß er seinen Willen unbedingt in diesem Vorgang aufgehenläßt <strong>und</strong> dadurch zugleich das »Objekt« der Seinsverlassenheitwird. Die Welt-Kriege sind die Vorform der Beseitigung desUnterschieds von Krieg <strong>und</strong> Frieden, welche Beseitigung nötig ist,da die »Welt« zur Unwelt geworden ist zufolge der Verlassenheitdes Seienden von einer Wahrheit des Seins. Denn »Welt« imseynsgeschichtlichen Sinne (vgl. bereits »Sein <strong>und</strong> Zeit«) bedeutetdie ungegenständliche Wesung der Wahrheit des Seyns für denMenschen, sofern dieser dem Seyn wesenhaft übereignet ist. ImZeitalter der ausschließlichen Macht der Macht, d.h. des unbedingtenAndranges des Seienden zum Verbrauch in die Vernutzung,ist die Welt zur Unwelt geworden, sofern das Sein zwar west,aber ohne eigenes Walten. Das Seiende ist wirklich als das Wirkliche.Überall ist Wirkung <strong>und</strong> nirgends ein Welten der Welt <strong>und</strong>gleichwohl noch, obzwar vergessen, das Sein. Jenseits von Krieg<strong>und</strong> Frieden ist die bloße Irrnis der Vernutzung des Seienden indie Selbstsicherung des Ordnens aus der Leere der Seinsverlassenheit.»Krieg« <strong>und</strong> »Frieden« sind, zu ihrem Unwesen abgeändert,in die Irrnis aufgenommen <strong>und</strong>, weil unkenntlich geworden hinsichtlicheines Unterschiedes, in den bloßen Ablauf des sich stei- 89gernden Machens von Machbarkeiten verschw<strong>und</strong>en. Die Frage,wann Frieden sein wird, läßt sich nicht deshalb nicht beantworten,weil die Dauer des Krieges unabsehbar ist, sondern weil schondie Frage nach etwas frägt, das es nicht mehr gibt, da auch schonder Krieg nichts mehr ist, was auf einen Frieden auslaufen könnte.Der Krieg ist zu einer Abart der Vernutzung des Seienden geworden,die im Frieden fortgesetzt wird. Das Rechnen mit einemlangen Krieg ist nur die bereits veraltete Form, in der das Neuedes Zeitalters der Vernutzung anerkannt ist. Dieser lange Krieg

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