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Bd 7 Vorträge und Aufsätze - gesamtausgabe

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54 Wissenschaft <strong>und</strong> Besinnungzugleich sowohl nach Ort als auch nach Bewegungsgröße bestimmbar,d.h. eindeutig vorauszuberechnen. Dagegen läßt sichin der Atomphysik ein Bewegungszustand gr<strong>und</strong>sätzlich nur entwedernach Ort oder nach Bewegungsgröße bestimmen. Dementsprechendhält die klassische Physik dafür, daß sich die Natureindeutig <strong>und</strong> vollständig vorausberechnen läßt, wogegen dieAtomphysik nur eine Sicherstellung des gegenständlichen Zusammenhangszuläßt, die statistischen Charakter hat.Die Gegenständigkeit der materiellen Natur zeigt in der modernenAtomphysik völlig andere Gr<strong>und</strong>züge als in der klassischenPhysik. Diese, die klassische Physik, kann wohl in jene, dieAtomphysik, eingebaut werden, aber nicht umgekehrt. Die Kernphysikläßt sich nicht mehr in die klassische Physik auf- <strong>und</strong> zurückheben.Und dennoch - auch die moderne Kern- <strong>und</strong> Feldphysikbleibt noch Physik, d.h. Wissenschaft, d.h. Theorie, dieden Gegenständen des Wirklichen in ihrer Gegenständigkeitnachstellt, um sie in der Einheit der Gegenständigkeit sicherzustellen.Auch für die moderne Physik gilt es, diejenigen elementarenGegenstände sicherzustellen, aus denen alle anderen Ge-57 genstände des ganzen Gebietes bestehen. Auch das Vorstellen dermodernen Physik bleibt darauf abgestellt, »eine einzige Gr<strong>und</strong>gleichunganschreiben zu können, aus der die Eigenschaften allerElementarteilchen <strong>und</strong> damit das Verhalten der Materie überhauptfolgt«. (Heisenberg, Die gegenwärtigen Gr<strong>und</strong>problemeder Atomphysik. Vgl. Wandlungen in den Gr<strong>und</strong>lagen der Naturwissenschaft,8. Auflage, 1948, S. 98).Der grobe Hinweis auf den Unterschied der Epochen innerhalbder neuzeitlichen Physik macht deutlich, wo der Wandelvon der einen zur anderen sich abspielt: in der Erfahrung <strong>und</strong>Bestimmung der Gegenständigkeit, in die sich die Natur herausstellt.Was sich jedoch bei diesem Wandel von der geometrisierend-klassischenzur Kern- <strong>und</strong> Feldphysik nicht wandelt, ist dies,daß die Natur zum voraus sich dem nachstellenden Sicherstellenzu stellen hat, das die Wissenschaft als Theorie vollzieht. Inwiefernjedoch in der jüngsten Phase der Atomphysik auch noch derWissenschaft <strong>und</strong> Besinnung 55Gegenstand verschwindet <strong>und</strong> so allererst die Subjekt-Objekt-Beziehung als bloße Beziehung in den Vorrang vor dem Objekt<strong>und</strong> dem Subjekt gelangt <strong>und</strong> als Bestand gesichert werden will,kann an dieser Stelle nicht genauer erörtert werden.[Die Gegenständigkeit wandelt sich in die aus dem Ge-Stellbestimmte Beständigkeit des Bestandes b (vgl. Die Frage nach derTechnik). Die Subjekt-Objekt-Beziehung gelangt so erst in ihrenreinen »Beziehungs«-, d. h. Bestellungscharakter, in dem sowohldas Subjekt als auch das Objekt als Bestände aufgesogen werden.Das sagt nicht: die Subjekt-Objekt-Beziehung verschwindet, sonderndas Gegenteil: sie gelangt jetzt in ihre äußerste, aus demGe-Stell vorbestimmte Herrschaft. Sie wird ein zu bestellenderBestand.] cWir achten jetzt auf den unscheinbaren Sachverhalt, der imWalten der Gegenständigkeit liegt.Die Theorie stellt das Wirkliche, im Falle der Physik die lebloseNatur, in ein Gegenstandsgebiet fest. Indessen west die Naturimmer schon von sich her an. Die Vergegenständlichung ihrerseitsbleibt auf die anwesende Natur angewiesen. Auch dort, wo 58die Theorie aus Wesensgründen wie in der modernen Atomphysiknotwendig unanschaulich wird, ist sie darauf angewiesen, daßsich die Atome für eine sinnliche Wahrnehmung herausstellen,mag dieses Sich-zeigen der Elementarteilchen auch auf einemsehr indirekten <strong>und</strong> technisch vielfältig vermittelten Wege geschehen(vgl. Wilsonkammer, Geigerzähler, Freiballonflüge zurFeststellung der Mesonen). Die Theorie kommt an der schon anwesendenNatur nie vorbei <strong>und</strong> sie kommt in solchem Sinne nieum die Natur herum. Die Physik mag die allgemeinste <strong>und</strong>durchgängige Gesetzlichkeit der Natur aus der Identität von Materie<strong>und</strong> Energie vorstellen, dieses physikalisch Vorgestellte istzwar die Natur selbst, jedoch unweigerlich nur die Natur als dasGegenstandsgebiet, dessen Gegenständigkeit sich erst durch die” die Beständigung der Bestellbarkeit der Bestände.(’ Regelkreis der Kybernetik Seins-Erfahrung. Athener Vortrag 1967 [vorgesehenfür GA <strong>Bd</strong>. 801

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