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Bd 7 Vorträge und Aufsätze - gesamtausgabe

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80 Uberwindung der MetaphysikSteigerung gibt. Deshalb gehört zum Willen zur Macht die unbedingteHerrschaft der rechnenden Vernunft <strong>und</strong> nicht der Dunst<strong>und</strong> die Verwirrung eines trüben Lebensgewühls. Der mißleiteteWagnerkult hat um Nietzsches Denken <strong>und</strong> seine Darstellungein »Künstlertum« gelegt, das nach dem Vorgang der Verhöhnungder Philosophie (d.h. Hegels <strong>und</strong> Schellings) durch Schopenhauer<strong>und</strong> nach dessen oberflächlicher Platon- <strong>und</strong> Kantauslegungdie letzten Jahrzehnte des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts reif machte78 für eine Begeisterung, der das Oberflächliche <strong>und</strong> das Dunstigeder Geschichtslosigkeit schon für sich genommen als Kennzeichendes Wahren dienen.Hinter all dem liegt aber dieses einzige Unvermögen, aus demWesen der Metaphysik zu denken <strong>und</strong> die Tragweite des Wesenswandelsder Wahrheit <strong>und</strong> den geschichtlichen Sinn der erwachendenVorherrschaft der Wahrheit als Gewißheit zu erkennen<strong>und</strong> aus dieser Erkenntnis die Metaphysik Nietzsches in die einfachenBahnen der neuzeitlichen Metaphysik zurückzudenken,statt daraus ein literarisches Phänomen zu machen, das die Köpfemehr erhitzt, als reinigt <strong>und</strong> stutzig macht <strong>und</strong> vielleicht garerschreckt. Schließlich verrät Nietzsches Leidenschaft für dieSchaffenden, daß er nur neuzeitlich vom Genius <strong>und</strong> vom Genialen<strong>und</strong> zugleich technisch vom Leistungshaften her denkt. ImBegriff des Willens zur Macht sind die beiden konstitutiven»Werte« (die Wahrheit <strong>und</strong> die Kunst) nur Umschreibungen fürdie »Technik« im wesentlichen Sinne der planend-rechnendenBeständigung als Leistung <strong>und</strong> für das Schaffen der »Schöpferischen«,die über das jeweilige Leben hinaus ein neues Stimulansdem Leben zubringen <strong>und</strong> den Betrieb der Kultur sicherstellen.All dies bleibt dem Willen zur Macht dienstbar, aber es verhindertauch, daß dessen Wesen in das klare Licht des weiten wesentlichenWissens tritt, das im seinsgeschichtlichen Denkenallein seinen Ursprung haben kann.Das Wesen des Willens zur Macht läßt sich erst aus dem Willenzum Willen begreifen. Dieser jedoch ist erst erfahrbar, wenndie Metaphysik bereits in den Übergang eingegangen ist.Überwindung der Metaphysik 81XI1Nietzsches Metaphysik des Willens zur Macht ist in dem Satz vorgebildet:»Der Grieche kannte <strong>und</strong> empfand die Schrecken <strong>und</strong>Entsetzlichkeiten des Daseins: um überhaupt leben zu können,mußte er vor sie hin die glänzende Traumgeburt der Olympi- 79schen stellen.« (Sokrates <strong>und</strong> die griechische Tragödie, 3. Kapitel,1871. Ursprüngliche Fassung der »Geburt der Tragödie aus demGeiste der Musik.« München 1933.)Hier ist der Gegensatz des »Titanischen« <strong>und</strong> »Barbarischen«,des »Wilden« <strong>und</strong> »Triebhaften« auf der einen <strong>und</strong> des schönen,erhabenen Scheines auf der anderen Seite gesetzt.Hier ist vorgezeichnet, wenngleich noch nicht klar gedacht<strong>und</strong> unterschieden <strong>und</strong> aus einheitlichem Gr<strong>und</strong>e gesehen, daßder »Wille« der Bestandsicherung <strong>und</strong> Erhöhung zugleich bedarf.Aber dies, daß der Wille Wille zur Macht ist, bleibt noch verborgen.Schopenhauers Willenslehre beherrscht zunächst NietzschesDenken. Die Vorrede zu der Schrift ist »am Geburtstage Schopenhauers«geschrieben.Mit Nietzsches Metaphysik ist die Philosophie vollendet. Daswill sagen: sie hat den Umkreis der vorgezeichneten Möglichkeitenabgeschritten. Die vollendete Metaphysik, die der Gr<strong>und</strong>der planetarischen Denkweise ist, gibt das Gerüst für eine vermutlichlange dauernde Ordnung der Erde. Die Ordnung bedarfder Philosophie nicht mehr, weil diese jener schon zugr<strong>und</strong>eliegt. Aber mit dem Ende der Philosophie. .ist nicht auch schon dasDenken am Ende, sondern im Ubergang zu einem anderenAnfang.’” Zur Sache des Denkens S. 63 ff. [vorgesehen als GA <strong>Bd</strong>. 141

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