13.07.2015 Aufrufe

Bd 7 Vorträge und Aufsätze - gesamtausgabe

Bd 7 Vorträge und Aufsätze - gesamtausgabe

Bd 7 Vorträge und Aufsätze - gesamtausgabe

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

138 Was heißt Denken? Was heißt Denken? 139Alcibiades»Warum huldigest du, heiliger Sokrates,Diesem Jünglinge stets.3 Kennest Du Größers nicht?Warum siehet mit Liebe,Wie auf Götter, dein Aug’ auf ihn?«Die Antwort gibt die zweite Strophe.»Wer das Tiefste gedacht, liebt das Lebendigste,Hohe Jugend versteht, wer in die Welt geblikt,Und es neigen die WeisenOft am Ende zu Schönem sich.«133 Uns geht der Vers an:»Wer das Tiefste gedacht, liebt das Lebendigste«.Wir überhören jedoch bei diesem Vers allzuleicht die eigentlichsagenden <strong>und</strong> deshalb tragenden Worte. Die sagenden Wortesind die Verba. Wir hören das Verbale des Verses, wenn wir ihn,dem gewöhnlichen Ohr ungewohnt, anders betonen:»Wer das Tiefste gedacht, liebt das Lebendigste«.Die nächste Nähe der beiden Verba »gedacht« <strong>und</strong> »liebt« bildetdie Mitte des Verses. Demnach gründet die Liebe darin, daß wirTiefstes gedacht haben. Solches Gedachthaben entstammt vermutlichjenem Gedächtnis, in dessen Denken sogar das Dichten<strong>und</strong> mit ihm alle Kunst beruht. Was heißt dann aber »denken«?Was z.B. schwimmen heißt, lernen wir nie durch eine Abhandlungüber das Schwimmen. Was schwimmen heißt, sagt uns derSprung in den Strom. Wir lernen so das Element erst kennen,worin sich das Schwimmen bewegen muß. Welches ist jedoch dasElement, worin sich das Denken bewegt?IGesetzt die Behauptung, daß wir noch nicht denken, se i wahr,7dann sagt sie zugleich, daß unse r Denken sich noch nicht eigensin seinem eigentlichen Element” bewege <strong>und</strong> zwar deshalb, weildas zu-Denkende sich uns entzieht. Was sich auf solche Weiseuns vorenthälth <strong>und</strong> darum ungedacht bleibt, können wir von unsaus nicht in die Ankunft zwingen, selbst den günstigen Fall angenommen,daß wir schon deutlich in das vordächten, was sich unsvorenthält h .So bleibt uns nur eines, nämlich zu warten, bis das zu-Denkendesich uns zuspricht. Doch warten besagt hier keineswegs, daßwir das Denken vorerst noch verschieben. Warten heißt hier:Ausschau halten <strong>und</strong> zwar innerhalb des schon Gedachten nachdem Ungedachten, das sich im schon Gedachten noch verbirgt.Durch solches Warten sind wir bereits denkend auf einen Gangin das zu-Denkende unterwegs. Der Gang könnte ein Irrgang 134sein. Er bliebe jedoch einzig darauf gestimmt, dem zu entsprechen,was es zu bedenken gibt.Woran sollen wir jedoch das, was dem Menschen vor allemanderen einsther zu denken gibt, überhaupt bemerken? Wie kannsich das Bedenklichste uns zeigen.3 Es hieß: das Bedenklichstezeigt sich in unserer bedenklichen Zeit daran, daß wir noch nichtdenken, noch nicht in der Weise, daß wir dem Bedenklichsten eigensentsprechen. Wir sind bislang in das eigene Wesen’ des Denkensnicht eingegangen, um darin zu wohnen. Wir denken in diesemSinne noch nicht eigentlichj. Aber dies gerade sagt: wir denkenbereits, wir sind jedoch trotz aller Logik noch nicht eigensmit dem Element vertraut, worin das Denken eigentlich denkt.Darum wissen wir noch nicht einmal hinreichend, in welchemElement schon das bisherige Denken sich bewegtk, insofern es ein,g 3. Auflage 1967: oder ist der Entzug - die Entzogenheit, die Verweigerung dasElement des Denkens - Verweigerung des Ge-Viertsh ahnen’ 3. Auflage 1967: in sein Element’ Ereignis’ 3. Auflage 1967: ontologische Differenz

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!