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Bd 7 Vorträge und Aufsätze - gesamtausgabe

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150 Bauen Wohnen Denken Bauen Wohnen Denken 151nen wird vollends nie als der Gr<strong>und</strong>zug des Menschseins gedacht.Daß die Sprache die eigentliche Bedeutung des Wortes bauen,das Wohnen, gleichsam zurücknimmt, bezeugt jedoch das Ursprünglichedieser Bedeutungen; denn bei den wesentlichen Wortender Sprache fällt ihr eigentlich Gesagtes zugunsten des vordergründigGemeinten leicht in die Vergessenheit. Das Geheimnisdieses Vorganges hat der Mensch noch kaum bedacht. DieSprache entzieht dem Menschen ihr einfaches <strong>und</strong> hohes Sprechen.Aber dadurch verstummt ihr anfänglicher Zuspruch nicht,er schweigt nur. Der Mensch freilich unterläßt es, auf diesesSchweigen zu achten.Hören wir jedoch auf das, was die Sprache im Wort bauensagt, dann vernehmen wir dreierlei:1. Bauen ist eigentlich Wohnen.2. Das Wohnen ist die Weise, wie die Sterblichen auf der Erdesind.3. Das Bauen als Wohnen entfaltet sich zum Bauen, das pflegt,nämlich das Wachstum, - <strong>und</strong> zum Bauen, das Bauten errichtet.Bedenken wir dieses Dreifache, dann vernehmen wir einen Wink<strong>und</strong> merken uns folgendes: Was das Bauen von Bauten in seinem143 Wesen sei, können wir nicht einmal zureichendfragen, geschweigedenn sachgemäß entscheiden, solange wir nicht daran denken,daß jedes Bauen in sich ein Wohnen ist. Wir wohnen nicht, weilwir gebaut haben, sondern wir bauen <strong>und</strong> haben gebaut, insofernwir wohnen, d.h. als die Wohnenden sind. Doch worin besteht dasWesen des Wohnens? Hören wir noch einmal auf den Zuspruchder Sprache: Das altsächsische »wunon«, das gotische »wunian«bedeuten ebenso wie das alte Wort bauen das Bleiben, das Sichaufhalten.Aber das gotische »wunian« sagt deutlicher, wie diesesBleiben erfahren wird. Wunian heißt: zufrieden sein, zumFrieden gebracht, in ihm bleiben. Das Wort Friede meint dasFreie, das Frye, <strong>und</strong> fry bedeutet: bewahrt vor Schaden <strong>und</strong> Bedrohung,bewahrt - vor . . . d. h. geschont. Freien bedeutet eigentlichschonen. Das Schonen selbst besteht nicht nur darin, daß wirdem Geschonten nichts antun. Das eigentliche Schonen ist etwasPositives <strong>und</strong> geschieht dann, wenn wir etwas zum voraus in seinemWesen belassen, wenn wir etwas eigens in sein Wesens zurückbergen,es entsprechend dem Wort freien: einfrieden. Wohnen,zum Frieden gebracht sein, heißt: eingefriedet bleiben in dasFrye, d.h. in das Freie, das jegliches in sein Wesen schont. DerGr<strong>und</strong>zug des Wohnens ist dieses Schonen. Er durchzieht das Wohnenin seiner ganzen Weite. Sie zeigt sich uns, sobald wir darandenken, daß im Wohnen das Menschsein beruht <strong>und</strong> zwar imSinne des Aufenthalts der Sterblichen auf der Erde.Doch »auf der Erde« heißt schon »unter dem Himmel«. Beidesmeint mit »Bleiben vor den Göttlichen« <strong>und</strong> schließt ein»gehörend in das Miteinander der Menschen«. Aus einer ursprünglichenEinheit gehören die Vier: Erde <strong>und</strong> Himmel, dieGöttlichen <strong>und</strong> die Sterblichen in eins.Die Erde ist die dienend Tragende, die blühend Fruchtende,hingebreitet in Gestein <strong>und</strong> Gewässer, aufgehend zu Gewächs<strong>und</strong> Getier. Sagen wir Erde, dann denken wir schon die anderenDrei mit, doch wir bedenken nicht die Einfalt der Vier.Der Himmel ist der wölbende Sonnengang, der gestaltwechselndeMondlauf, der wandernde Glanz der Gestirne, die Zeitendes Jahres <strong>und</strong> ihre Wende, Licht <strong>und</strong> Dämmer des Tages, Dunkel<strong>und</strong> Helle der Nacht, das Wirtliche <strong>und</strong> Unwirtliche der Wetter,Wolkenzug <strong>und</strong> blauende Tiefe des Äthers. Sagen wir Himmel,dann denken wir schon die anderen Drei mit, doch wir bedenkennicht die Einfalt der Vier.Die Göttlichen sind die winkenden Boten der Gottheit. Ausdem heiligen Walten dieser erscheint der Gott in seine Gegenwartoder er entzieht sich in seine Verhüllung. Nennen wir dieGöttlichen, dann denken wir schon die anderen Drei mit, dochwir bedenken nicht die Einfalt der Vier.a 3. Auflage 1967: Eigenes (Ereignis)144

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