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Bd 7 Vorträge und Aufsätze - gesamtausgabe

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186 Das DingDas Ding 187terschaft des Seins starrt nicht auf das Vorhandene. In diesem, fürsich genommen, ist nie ein Anspruch des Seins zu finden. Wächterschaftist Wachsamkeit für das gewesend-kommende Geschickdes Seins aus langer <strong>und</strong> sich stets erneuernder Bedachtsamkeit,die auf die Weisung achtet, wie Sein anspricht. Im Geschick desSeins gibt es nie ein bloßes Nacheinander: jetzt Gestell, dannWelt <strong>und</strong> Ding, sondern jeweils Vorbeigang <strong>und</strong> Gleichzeitigkeitdes Frühen <strong>und</strong> Späten. In Hegels Phänomenologie des Geisteswest die ‘Ahf$kta an, wenngleich verwandelt.Das Denken des Seins ist als Entsprechen eine sehr irrige <strong>und</strong>dazu eine sehr dürftige Sache. Das Denken ist vielleicht doch einunumgänglicher Weg, der kein Heilsweg sein will <strong>und</strong> keine178 neue Weisheit bringt. Der Weg ist höchstens ein Feldweg, einWeg über Feld, der nicht nur vom Verzicht redet, sondern schonverzichtet hat, nämlich auf den Anspruch einer verbindlichenLehre <strong>und</strong> einer gültigen Kulturleistung oder einer Tat des Geistes.Alles liegt an dem sehr irrevollen Schritt zurück in das Bedenken,das auf die im Geschick des Seins sich vorzeichnendeKehre der Vergessenheit des Seins achtet. Der Schritt zurück ausdem vorstellenden Denken der Metaphysik verwirft dieses Denkennicht, aber es öffnet die Ferne zum Anspruch der Wahr-heitdes Seins, in der das Entsprechen steht <strong>und</strong> geht.Öfter schon begegnete es mir <strong>und</strong> zwar gerade bei nahestehendenMenschen, daß man sehr gern <strong>und</strong> aufmerksam auf die Darstellungdes Krugwesens hört, daß man aber sofort die Ohren verschließt,wenn von Gegenständlichkeit, Herstand <strong>und</strong> Herkunftder Hergestelltheit, wenn vom Gestell die Rede ist. Aber all diesesgehört notwendig mit zum Denken des Dinges, welches Denkenan die mögliche Ankunft von Welt denkt <strong>und</strong>, also andenkend,vielleicht im Allergeringsten <strong>und</strong> Unscheinbaren dazuhilft, daß solche Ankunft bis in den geöffneten Bereich des Menschenwesensgelangt.Zu den seltsamen Erfahrungen, die ich mit meinem Vortragmache, gehört auch die, daß man mein Denken danach befragt,woher es seine Weisung empfange, gleich als ob diese Frage nurgegenüber diesem Denken nötig sei. Dagegen läßt sich niemandeinfallen zu fragen: woher hat Platon die Weisung, das Sein alsi6Ea zu denken, woher hat Kant die Weisung, das Sein als dasTranszendentale der Gegenständlichkeit, als Position (Gesetztheit)zu denken?Aber vielleicht läßt sich eines Tages die Antwort auf diese Fragengerade denjenigen Denkversuchen entnehmen, die wie diemeinen sich als gesetzlose Willkür ausnehmen.Ich kann Ihnen, was Sie auch nicht verlangen, keine Ausweiskarteliefern, mit deren Hilfe das von mir Gesagte als mit »derWirklichkeit« übereinstimmend jederzeit bequem ausgewiesen 179werden könnte.Alles ist hier Weg des prüfend hörenden Entsprechens. Weg istimmer in der Gefahr, Irrweg zu werden. Solche Wege zu gehen,verlangt Übung im Gang. Übung braucht Handwerk. Bleiben Siein der echten Not auf dem Weg <strong>und</strong> lernen Sie un-ent-wegt, jedochbeirrt, das Handwerk des Denkens.Mit einem fre<strong>und</strong>schaftlichen Gruß.

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