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Bd 7 Vorträge und Aufsätze - gesamtausgabe

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82 Überwindung der MetaphysikÜberwindung der Metaphysik 83XI11xvIn den Aufzeichnungen zum IV Teil von »Also sprach Zarathustra«schreibt Nietzsche (1886): »Wir machen einen %-such mitder Wahrheit! Vielleicht geht die Menschheit daran zu Gr<strong>und</strong>e!Wohlan!« (WW XII, S. 410)Eine Aufzeichnung aus der Zeit der »Morgenröte« (lsSO/S 1)lautet: »Das Neue an unserer jetzigen Stellung zur Philosophie isteine Überzeugung, die noch kein Zeitalter hatte: Dass wir dieWahrheit nicht haben. Alle früheren Menschen ,hatten die Wahrheit‘,selbst die Sceptiker.« (WW XI, S. 159)Was meint Nietzsche, wenn er hier <strong>und</strong> dort von »der Wahr-30 heit« spricht? Meint er »das Wahre« <strong>und</strong> denkt er dies als daswirklich Seiende oder als das Gültige alles Urteilens, Verhaltens<strong>und</strong> Lebens?Was heißt dies: mit der Wahrheit einen Versuch machen?Heißt es: den Willen zur Macht in der ewigen Wiederkehr desGleichen als das wahrhaft Seiende in den Vorschlag bringen?Kommt dieses Denken jemals zu der Frage, worin das Wesender Wahrheit beruhe <strong>und</strong> woher sich die Wahrheit des Wesens ereigne?XIVWie gelangt die Gegenständigkeit in den Charakter, das Wesendes Seienden als solchen auszumachen?Man denkt »Sein« als Gegenständigkeit <strong>und</strong> müht sich dannvon da aus um das »Seiende an sich«, wobei man nur vergißt zufragen <strong>und</strong> zu sagen, was man hier mit »seiend« <strong>und</strong> mit »ansich« meint.Was »ist« Sein? Dürfen wir dem »Sein« nachfragen, was es sei?Sein bleibt ungefragt <strong>und</strong> selbstverständlich <strong>und</strong> daher unbedacht.Es hält sich in einer längst vergessenen <strong>und</strong> gr<strong>und</strong>losenWahrheit.Gegenstand im Sinne von Ob-jekt gibt es erst dort, wo derMensch zum Subjekt, wo das Subjekt zum Ich <strong>und</strong> das Ich zumego cogito wird, erst dort, wo dieses cogitare in seinem Wesen als»ursprünglich synthetische Einheit der transzendentalen Apperzeption«begriffen wird, erst dort, wo der höchste Punkt für die»Logik« erreicht wird (in der Wahrheit als der Gewißheit des»Ich denke«). Erst hier enthüllt sich das Wesen des Gegenstandesin seiner Gegenständigkeit. Erst hier wird es dann in der Folgemöglich <strong>und</strong> unumgänglich, die Gegenständigkeit selbst als »denneuen wahren Gegenstand« zu begreifen <strong>und</strong> ins Unbedingte zudenken.XVISubjektität, Gegenstand <strong>und</strong> Reflexion f gehören zusammen. Erstwenn die Reflexion als solche erfahren ist, nämlich als der tragendeBezug zum Seienden, erst dann wird das Sein als Gegenständigkeitbestimmbar.Die Erfahrung der Reflexion als dieses Bezugs setzt aber voraus,daß überhaupt der Bezug zum Seienden als repraesentatioerfahren ist: als Vor-stellen.Dieses kann jedoch nur geschicklich werden, wenn die idea zurperceptio geworden ist. Diesem Werden liegt der Wandel derWahrheit als Übereinstimmung zur Wahrheit als Gewißheit zugr<strong>und</strong>e,worin die adaequatio erhalten bleibt. Die Gewißheit istals die Selbstsicherung (Sich-selbst-wollen) die iustitia als Rechtfertigungdes Bezugs zum Seienden <strong>und</strong> seiner ersten Ursache<strong>und</strong> damit der Zugehörigkeit in das Seiende. Die iustificatio imSinne der Reformation <strong>und</strong> Nietzsches Begriff der Gerechtigkeitals Wahrheit sind das Selbe.f Nietzsche 11, 465 [GA <strong>Bd</strong>. 6.2, S. 424181

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