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Bd 7 Vorträge und Aufsätze - gesamtausgabe

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50Wissenschaft <strong>und</strong> BesinnungWissenschaft <strong>und</strong> Besinnung 51wesens entspricht die Wissenschaft, insofern sie ihrerseits alsTheorie das Wirkliche eigens auf seine Gegenständigkeit hinherausfordert. Die Wissenschaft stellt das Wirkliche. Sie stellt esdarauf hin, daß sich das Wirkliche jeweils als Gewirk, d.h. in denübersehbaren Folgen von angesetzten Ursachen darstellt. So wirddas Wirkliche in seinen Folgen Verfolgbar <strong>und</strong> übersehbar. DasWirkliche wird in seiner Gegenständigkeit sichergestellt. Hierausergeben sich Gebiete von Gegenständen, denen das wissenschaftlicheBetrachten auf seine Weise nachstellen kann. Das nachstellendeVorstellen, das alles Wirkliche in seiner verfolgbarenGegenständigkeit sicherstellt, ist der Gr<strong>und</strong>zug des Vorstellens,wodurch die neuzeitliche Wissenschaft dem Wirklichen entspricht.’Die alles entscheidende Arbeit, die solches Vorstellen injeder Wissenschaft leistet, ist nun aber diejenige Bearbeitung desWirklichen, die überhaupt das Wirkliche erst <strong>und</strong> eigens in eineGegenständigkeit herausarbeitet, wodurch alles Wirkliche imvorhinein zu einer Mannigfaltigkeit von Gegenständen für dasnachstellende Sicherstellen umgearbeitet wird.53 Daß sich das Anwesende, z.B. die Natur, der Mensch, die Geschichte,die Sprache als das Wirkliche in seiner Gegenständigkeitherausstellt, daß in einem damit die Wissenschaft zur Theoriewird, die dem Wirklichen nach- <strong>und</strong> es im Gegenständigensicherstellt, wäre für den mittelalterlichen Menschen ebensobefremdlich, wie es für das griechische Denken bestürzend seinmüßte.Die moderne Wissenschaft ist darum als die Theorie des Wirklichennichts Selbstverständliches. Sie ist weder ein bloßes Gernächtedes Menschen, noch wird sie vom Wirklichen erzwungen.Wohl dagegen wird das Wesen der Wissenschaft durch das Anwesendes Anwesenden in dem Augenblick benötigt, da sich das Anwesenin die Gegenständigkeit des Wirklichen herausstellt.” DieserAugenblick bleibt wie jeder seiner Art geheimnisvoll. Nichtr Gegenstände auch für Goethe. Goethe sagt: daß die Ansichten der Gegenstandseien.’ Ge-Stellenur die größten Gedanken kommen wie auf Taubenfüßen, sondernerst recht <strong>und</strong> vordem jeweils der Wandel des Anwesensalles AnwesendenDie Theorie stellt jeweils einen Bezirk des Wirklichen als ihrGegenstandsgebiet sicher. Der Gebietscharakter” der Gegenständigkeitzeigt sich daran, daß er zum voraus die Möglichkeiten derFragestellung vorzeichnet. Jede innerhalb eines Wissenschaftsgebietesauftauchende neue Erscheinung wird solange bearbeitet,bis sie sich in den maßgebenden gegenständlichen Zusammenhang”der Theorie einpaßt. Dieser selbst wird dabei zuweilen abgewandelt.Die Gegenständigkeit als solche bleibt jedoch in ihrenGr<strong>und</strong>zügen unverändert. Der im vorhinein vorgestellte Bestimmungsgr<strong>und</strong>für ein Verhalten <strong>und</strong> Vorgehen ist nach dem strenggedachten Begriff das Wesen dessen, was »Zweck« heißt. Wennetwas in sich durch einen Zweck bestimmt bleibt, dann ist es diereine Theorie. Sie wird bestimmt durch die Gegenständigkeit desAnwesenden. Würde diese preisgegeben, dann wäre das Wesender Wissenschaft verleugnet. Dies ist z.B. der Sinn des Satzes, daßdie moderne Atomphysik keineswegs die klassische Physik von 54Galilei <strong>und</strong> Newton beseitige, sondern nur in ihrem Geltungsbereicheinschränke. Allein, diese Einschränkung ist zugleich dieBestätigung der für die Theorie der Natur maßgebenden Gegenständigkeit,der gemäß die Natur sich als ein raum-zeitlicher, aufirgendeine Weise vorausberechenbarer Bewegungszusammenhangdem Vorstellen darstellt.Weil die moderne Wissenschaft in dem gekennzeichneten SinneTheorie ist, deshalb hat in all ihrem Be-trachten die Art ihresTrachtens, d. h. die Art des nachstellend-sicherstellenden Vorgehens,d.h. die Methode”, den entscheidenden Vorrang. Ein oft an-’ Geschicku Gebiet - Verzeichnen <strong>und</strong> Umgrenzen. vgl. Kant, Kritik der Urteilskraft Einleitung.n. 11.’ das einheitliche Ganze der Bestimmungen, wodurch das Gegenstandsgebieteingegrenzt wird.W vgl. Nietzsche

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