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Bd 7 Vorträge und Aufsätze - gesamtausgabe

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20 Die Frage nach der Technik Die Frage nach der Technik 2123So ist denn die moderne Technik als das bestellende Entbergenkein bloß menschliches Tun. Darum müssen wir auch jenes Herausfordern,das den Menschen stellt, das Wirkliche als Bestand zubestellen, so nehmen, wie es sich zeigt. Jenes Herausfordern versammeltden Menschen in das Bestellen. Dieses Versammelndekonzentriert den Menschen darauf, das Wirkliche als Bestand zubestellen.Was die Berge ursprünglich zu Bergzügen entfaltet <strong>und</strong> sie inihrem gefalteten Beisammen durchzieht, ist das Versammelnde,das wir Gebirg nennen.Wir nennen jenes ursprünglich Versammelnde, daraus sich dieWeisen entfalten, nach denen uns so <strong>und</strong> so zumute ist, das Gemüt.Wir nennen jetzt jenen herausfordernden Anspruch, der denMenschen dahin versammelt, das Sichentbergende als Bestand zubestellen — das Ge-stell.Wir wagen es, dieses Wort in einem bisher völlig ungewohntenSinne zu gebrauchen. gNach der gewöhnlichen Bedeutung meint das Wort »Gestell«ein Gerät, z. B. ein Büchergestell. Gestell heißt auch ein Knochengerippe.Und so schaurig wie dieses scheint die uns jetzt zugemuteteVerwendung des Wortes »Gestell« zu sein, ganz zu schweigenvon der Willkür, mit der auf solche Weise Worte der gewachsenenSprache mißhandelt werden. Kann man das Absonderlichenoch weiter treiben? Gewiß nicht. Allein, dieses Absonderliche istalter Brauch des Denkens. Und zwar fügen sich ihm die Denkergerade dort, wo es das Höchste zu denken gilt. Wir Spätgeborenen1 das Ge-Stell1. als Wesen des Willens zum Willen — »Wesen« im Sinne des durchgängigWährenden — der Gr<strong>und</strong>-Zug — Durchzug des Gr<strong>und</strong>es — durchgängigesGründen2. als verhaltener AnklangVergessenheit — Ge-»setz« des5. als Schleier des Ereignisses erstes Erblitzen äußerster verhülltester Brauchim Be-stellenö 1954: vgl. Identität <strong>und</strong> Differenz [vorgesehen für GA <strong>Bd</strong>. 11]sind nicht mehr imstande zu ermessen, was es heißt, daß Platones wagt, für das, was in allem <strong>und</strong> jedem west, das Wort είδος zugebrauchen. Denn είδος bedeutet in der alltäglichen Sprache dieAnsicht, die ein sichtbares Ding unserem sinnlichen Auge darbietet.Platon mutet jedoch diesem Wort das ganz Ungewöhnlichezu, Jenes zu benennen, was gerade nicht <strong>und</strong> niemals mit sinnlichenAugen vernehmbar wird. Aber auch so ist des Ungewöhnlichennoch keineswegs genug. Denn ίδέα nennt nicht nur das 24nichtsinnliche Aussehen des sinnlich Sichtbaren. Aussehen, ίδέαheißt <strong>und</strong> ist auch, was im Hörbaren, Tastbaren, Fühlbaren, injeglichem, was irgendwie zugänglich ist, das Wesen h ausmacht.Gegenüber dem, was Platon der Sprache <strong>und</strong> dem Denken in diesem<strong>und</strong> anderen Fällen zumutet, ist der jetzt gewagte Gebrauchdes Wortes »Gestell« als Name für das Wesen der modernenTechnik beinahe harmlos. Indessen bleibt der jetzt verlangteSprachgebrauch eine Zumutung <strong>und</strong> mißverständlich.Ge-stell heißt das Versammelnde jenes Stellens, das den Menscheni stellt, d. h. herausfordert, das Wirkliche in der Weise desBestellens als Bestand zu entbergen. Ge-stell heißt die Weise desEntbergens, die im Wesen der modernen Technik waltet <strong>und</strong> selbernichts Technisches ist. Zum Technischen gehört dagegen alles,was wir als Gestänge <strong>und</strong> Geschiebe <strong>und</strong> Gerüste kennen <strong>und</strong>was Bestandstück dessen ist, was man Montage nennt. Diese fälltjedoch samt den genannten Bestandstücken in den Bezirk dertechnischen Arbeit, die stets nur der Herausforderung des Ge--stells entspricht, aber niemals dieses selbst ausmacht oder garbewirkt.Das Wort »stellen« meint im Titel Ge-stell nicht nur das Herausfordern,es soll zugleich den Anklang an ein anderes »Stellen«bewahren, aus dem es abstammt, nämlich an jenes Her- <strong>und</strong>Dar-stellen, das im Sinne der ποίησις das Anwesende in die Unh1954: deutlicher! ein ontisch gebrauchtes <strong>und</strong> geläufiges Wort in einen ausgezeichnetenontologischen Rang erhoben.' 1954: nicht nur den Menschen! Ereignis <strong>und</strong> das Ge-Viert

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