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Bd 7 Vorträge und Aufsätze - gesamtausgabe

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198 »...dichterisch wohnet der Mensch...«Der Mensch auf dieser Erde. Doch reinerIst nicht der Schatten der Nacht mit den Sternen,Wenn ich so sagen könnte, alsDer Mensch, der heißet ein Bild der Gottheit.Giebt es auf Erden e ein Maaß? Es giebtKeines.«Wir bedenken nur weniges aus diesen Versen <strong>und</strong> zwar mit dereinzigen Absicht, deutlicher zu hören, was Hölderlin meint, wenner das Wohnen des Menschen ein »dichterisches« nennt. Die erstender gelesenen Verse (24 bis 26) geben uns einen Wink. Siestehen in der Form einer zuversichtlich bejahten Frage. Dieseumschreibt, was die bereits erläuterten Verse unmittelbar aussprechen:»Voll Verdienst, doch dichterisch, wohnet der Menschauf dieser Erde.« Hölderlin fragt:»Darf, wenn lauter Mühe das Leben, ein MenschAufschauen <strong>und</strong> sagen: soWill ich auch seyn? Ja.«Nur im Bezirk der bloßen Mühe ist der Mensch um »Verdienst«bemüht. Er verschafft es sich da in Fülle. Aber dem Menschen ist189 zugleich verstattet f , in diesem Bezirk, aus ihm her, durch ihn hindurchzu den Himmlischen aufzuschauen. Das Aufschauendurchgeht das Hinauf zum Himmel <strong>und</strong> verbleibt doch im Untenauf der Erde. Das Aufschauen durchmißt das Zwischen g vonHimmel <strong>und</strong> Erde. Dieses Zwischen ist dem Wohnen des Menschenzugemessen. Wir nennen jetzt die zugemessene, d.h. zugereichteDurchmessung, durch die das Zwischen von Himmel <strong>und</strong>Erde offen ist, die Dimension. Sie entsteht nicht dadurch, daßHimmel <strong>und</strong> Erde einander zugekehrt sind. Die Zukehr beruhtvielmehr ihrerseits in der Dimension. Diese ist auch keine Erebloß der Erde zu enthörendesf nur? eher: der Mensch verwiesen, gerufen, gebraucht -g die Unzugangbarkeit»... dichterisch wohnet der Mensch...« 199Streckung des gewöhnlich vorgestellten Raumes; denn allesRaumhafte bedarf als Eingeräumtes seinerseits schon der Dimension,d.h. dessen, worein es eingelassen h wird.Das Wesen der Dimension ist die gelichtete <strong>und</strong> so durchmeßbareZumessung des Zwischen: des Hinauf zum Himmel als desHerab zur Erde. Wir lassen das Wesen der Dimension ohne Namen.Nach den Worten Hölderlins durchmißt der Mensch die Dimension,indem er sich an den Himmlischen mißt. Dieses Durchmessenunternimmt der Mensch nicht gelegentlich, sondern insolchem Durchmessen ist der Mensch überhaupt erst Mensch.Darum kann i er diese Durchmessung zwar sperren, verkürzen <strong>und</strong>verunstalten j , aber er kann sich ihr nicht entziehen. Der Menschhat sich als Mensch immer schon an etwas <strong>und</strong> mit etwas Himmlischemgemessen. Auch Luzifer stammt vom Himmel. Darumheißt es in den folgenden Versen (28 bis 29): »Der Mensch missetsich ... mit der Gottheit.« Sie ist »das Maaß«, mit dem derMensch sein Wohnen, den Aufenthalt auf der Erde unter demHimmel, ausmißt. Nur insofern der Mensch sein Wohnen auf solcheWeise ver-mißt, vermag er seinem Wesen gemäß zu sein k . DasWohnen des Menschen beruht im aufschauenden Vermessen derDimension, in die der Himmel so gut gehört wie die Erde.Die Vermessung vermißt nicht nur die Erde, γη, <strong>und</strong> ist darumkeine bloße Geo-metrie. Sie vermißt ebensowenig je den Himmel,ουρανος, für sich. Die Vermessung ist keine Wissenschaft.Das Vermessen ermißt das Zwischen, das beide, Himmel <strong>und</strong> 190Erde, einander zubringt. Dieses Vermessen hat sein eigenesμέτρον <strong>und</strong> deshalb seine eigene Metrik.Die Vermessung des menschlichen Wesens auf die ihm zugemesseneDimension bringt das Wohnen in seinen Gr<strong>und</strong>riß. DasVermessen der Dimension ist das Element, worin das menschlicheWohnen seine Gewähr hat, aus der es währt. Das VermeshOrt wohin <strong>und</strong> woher versammelti»die Gefahr« vgl. oben Technik <strong>und</strong> Die Technik <strong>und</strong> die Kehrej»<strong>und</strong>ichterisch«k d.h. gebraucht <strong>und</strong> Brauch

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