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Bd 7 Vorträge und Aufsätze - gesamtausgabe

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56 Wissenschaft <strong>und</strong> BesinnungWissenschaft <strong>und</strong> Besinnung 57physikalische Bearbeitung bestimmt <strong>und</strong> in ihr eigens erstelltwird.” Die Natur ist in ihrer Gegenständigkeit für die moderneNaturwissenschaft nur eine Art, wie das Anwesende, das von altersher(p”iM~s genannt wird, sich offenbart <strong>und</strong> der wissenschaftlichenBearbeitung stellt. Auch wenn das Gegenstandsgebiet derPhysik in sich einheitlich <strong>und</strong> geschlossen ist, kann diese Gegenständigkeitniemals die Wesensfülle der Natur einkreisen. Daswissenschaftliche Vorstellen vermag das Wesen der Natur nie zuumstellen, weil die Gegenständigkeit der Natur zum voraus nureine Weise ist, in der sich die Natur herausstellt. Die Natur bleibtso für die Wissenschaft der Physik das Unumgängliche. Das Wortmeint hier zweierlei. Einmal ist die Natur nicht zu umgehen, insoferndie Theorie nie am Anwesenden vorbeikommt, sondernauf es angewiesen bleibt. Sodann ist die Natur nicht zu umgehen,insofern die Gegenständigkeit als solche es verwehrt, daß das ihrentsprechende Vorstellen <strong>und</strong> Sicherstellen je die Wesensfülle derNatur umstellen könnte. Dies ist es, was Goethe bei seinem verunglücktenStreit mit der Newtonschen Physik im Gr<strong>und</strong>e59 vorschwebte.” Goethe konnte noch nicht sehen, daß auch sein anschauendesVorstellen der Natur sich im Medium der Gegenstän-digkeit, in der Subjekt-Objekt-Beziehung bewegt <strong>und</strong> darumgr<strong>und</strong>sätzlich von der Physik nicht verschieden ist <strong>und</strong> metaphysischdas Selbe bleibt wie jene. Das wissenschaftliche Vorstellenkann seinerseits niemals entscheiden, ob die Natur durch ihreGegenständigkeit sich nicht eher entzieht, als daß sie ihre verborgeneWesensfülle zum Erscheinen bringt. Die Wissenschaft vermagdiese Frage nicht einmal zu fragen; denn als Theorie hat siesich bereits auf das von der Gegenständigkeit eingegrenzte Gebietfestgelegt.In der Gegenständigkeit der Natur, der die Physik als Vergegenständlichungentspricht, waltet das in einem zweifachen SinneUnumgängliche. Sobald wir dieses Unumgängliche einmal ineiner Wissenschaft erblickt <strong>und</strong> auch nur ungefähr bedacht haben,sehen wir es leicht in jeder anderen.Die Psychiatrie be-trachtet das menschliche Seelenleben inseinen kranken <strong>und</strong> d.h. immer zugleich ges<strong>und</strong>en Erscheinungen.Sie stellt diese aus der Gegenständigkeit der leiblich-seelisch-geistigenEinheit des ganzen Menschen vor. In die Gegenständigkeitder Psychiatrie stellt sich jeweils das schon anwesendemenschliche Dasein heraus. Das Da-sein, worin der’ zweite Nature Gegenständlichkeit <strong>und</strong> Ansicht [s. Nachwort]»Das Wahre ist eine Fackel, aber eine ungeheure; deswegen suchen wir alle nurblinzend so daran vorbei zu kommen, in Furcht sogar, uns zu verbrennen.« Goethe.Sprüche in Prosa»Mit den Ansichten, wenn sie aus der Welt verschwinden, gehen oft die Gegenständeselbst verloren. Kann man doch im höheren Sinne sagen, daß die Ansichtder Gegenstand sei.« ebd.»Es ist viel mehr schon entdeckt, als man glaubt. Da die Gegenstände durch dieAnsichten der Menschen erst aus dem Nichts hervorgehoben werden, so kehrensie, wenn sich die Ansichten verlieren, auch wieder in’s Nichts zurück.« ebd.Gegenständigkeit <strong>und</strong> »Seiendes«»Der Mensch an sich selbst, insofern er sich seiner ges<strong>und</strong>en Sinne bedient, ist dergrößte <strong>und</strong> genaueste physikalische Apparat, den es geben kann, <strong>und</strong> das ist ebendas größte Unheil der neuern Physik, daß man die Experimente gleichsam vomMenschen abgesondert hat <strong>und</strong> bloß in dem, was künstliche Instrumente zeigen,die Natur erkennen, ja, was sie leisten kann, dadurch beschränken <strong>und</strong> beweisenwill.« Goethe. Sprüche in Prosa 351»Wir würden gar vieles besser kennen, wenn wir es nicht zu genau erkennen wollten.«ib.*Durch Heisenbergs Unbestimmtheits Relation ist der Mensch schließlich ausdrücklichin die Künstlichkeit der Instrumente einbezogen <strong>und</strong> ein Bestandstückdieser geworden. So gesehen, kann er in allen Gegenständen nur noch sich selbstbegegnen - aber was ist er da »selbst« (die Instrumentation!)

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