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Bd 7 Vorträge und Aufsätze - gesamtausgabe

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218 Logos (Heraklit, Fragment JO)Wesen fügen, enthält den Hinweis auf die früheste <strong>und</strong> reichsteEntscheidung über das Wesen der Sprache. Woher fiel sie? DieFrage ist so gewichtig <strong>und</strong> vermutlich die selbe wie die andere:Wie weit hinaus langt diese Prägung des Sprachwesens aus demLegen? Sie reicht in das Äußerste der möglichen Wesensherkunftder Sprache. Denn als sammelndes vor-liegen-Lassen empfängtdas Sagen seine Wesensart aus der Unverborgenheit des beisammen-vor-Liegenden.Die Entbergung aber des Verborgenenin das Unverborgene ist das Anwesen selbst des Anwesenden. Wirnennen es das Sein des Seienden. So bestimmt sich das im hEy&tvals legen wesende Sprechen der Sprache weder von der Verlautbarung(cpovfi), noch vom Bedeuten (qpaiv~tv) her. Ausdruck<strong>und</strong> Bedeutung gelten seit langem als die Erscheinungen, diefraglos Züge der Sprache darbieten. Aber sie reichen weder eigensin den Bereich der anfänglichen Wesensprägung der Sprache,noch vermögen sie überhaupt diesen Bereich in seinen205 Hauptzügen zu bestimmen. Daß unversehens <strong>und</strong> früh <strong>und</strong> so, alssei da nichts geschehen, sagen als legen waltet <strong>und</strong> demgemäßsprechen als h&tv erscheint, hat eine seltsame Folge gezeitigt.Das menschliche Denken erstaunte weder jemals über diesesEreignis, noch gewahrte es darin ein Geheimnis, das eine wesenhafteSchickung des Seins an den Menschen verbirgt <strong>und</strong> diesevielleicht für jenen geschicklichen Augenblick aufspart, da dieErschütterung des Menschen nicht nur bis zu seiner Lage <strong>und</strong> zuseinem Stand reicht, sondern das Wesen des Menschen ins Wankenbringt.Sagen ist hEy&tv. Dieser Satz hat, wenn er wohl bedacht wird,jetzt alles Geläufige, Vernutzte <strong>und</strong> Leere abgestreift. Er nenntdas unausdenkliche Geheimnis, daß sich das Sprechen der Spracheaus der Unverborgenheit des Anwesenden ereignet <strong>und</strong> sichgemäß dem Vorliegen des Anwesenden als das beisammen-vor--liegen-Lassen bestimmt. Ob das Denken endlich lernt, einigesvon dem zu ahnen, was es heißt, daß noch Aristoteles das hEy~tvals chocpaiv~o~m umgrenzen kann? Der h6yo~ bringt das Erscheinende,das ins Vorliegen hervor-Kommende, von ihm selbst herLogos (Heraklit, Fragment JO) 219zum Scheinen, zum gelichteten Sichzeigen (vgl. Sein <strong>und</strong> Zeits 7 B)-Sagen ist gesammelt-sammelndes beisammen-vor-liegen-Lassen.Was ist dann, wenn es so mit dem Wesen des Sprechens steht,das Hören? Als hEy~tv bestimmt sich das Sprechen nicht vomsinnausdrückenden Schall her. Wenn somit das Sagen nicht vonder Verlautbarung aus bestimmt wird, dann kann auch das ihmentsprechende Hören erstlich nicht darin bestehen, daß einSchall, der das Ohr trifft, aufgefangen wird, daß Laute, die denGehörssinn bedrängen, weitergeleitet werden. Wäre unser Hörenerstlich <strong>und</strong> immer nur dieses Auffangen <strong>und</strong> Weiterleiten vonLauten, zu dem sich dann noch andere Vorgänge gesellen, dannbliebe es dabei, daß Lautliches zum einen Ohr hinein- <strong>und</strong> zumanderen hinausginge. Das geschieht in der Tat, wenn wir nichtauf das Zugesprochene gesammelt sind. Das Zugesprochene istselbst aber das gesammelt vorgelegte Vorliegende. Das Hören ist 206eigentlich dieses Sichsammeln, das sich auf Anspruch <strong>und</strong> Zuspruchzusammennimmt. Das Hören ist erstlich das gesammelteHorchen. Im Horchsamen west das Gehör. Wir hören, wenn wirganz Ohr sind. Aber »Ohr« meint nicht den akustischen Sinnesapparat.Die anatomisch <strong>und</strong> physiologisch Vorfindlichen Ohrenbewirken als Sinneswerkzeuge nie ein Hören, nicht einmal dann,wenn wir dieses lediglich als ein Vernehmen von Geräuschen,Lauten <strong>und</strong> Tönen fassen. Solches Vernehmen läßt sich wederanatomisch feststellen, noch physiologisch nachweisen, nochüberhaupt biologisch als ein Vorgang fassen, der innerhalb desOrganismus abläuft, obwohl das Vernehmen nur lebt, indem esleibt. So wird denn, solange wir beim Bedenken des Hörens nachder Art der Wissenschaften vom Akustischen ausgehen, alles aufden Kopf gestellt. Wir meinen fälschlicherweise, die Betätigungder leiblichen Gehörwerkzeuge sei das eigentliche Hören. Dagegendürfe das Hören im Sinne des Horchsamen <strong>und</strong> des Gehorsamsnur als eine Übertragung jenes eigentlichen Hörens auf dasGeistige gelten. Man kann im Bezirk der wissenschaftlichen Forschungviel Nützliches feststellen. Man kann zeigen, daß periodi-

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