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Bd 7 Vorträge und Aufsätze - gesamtausgabe

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220 Logos (Heraklit, Fragment (i0) Logos (Heraklit, Fragment JO) 221sche Luftdruckschwankungen von einer bestimmten Frequenzals Töne empf<strong>und</strong>en werden. Aus der Art solcher Feststellungenüber das Gehör kann eine Forschung eingerichtet werden, dieschließlich nur noch die Spezialisten der Sinnesphysiologie beherrschen.Dagegen läßt sich über das eigentliche Hören vielleicht nurWeniges sagen, das freilich jeden Menschen unmittelbar angeht.Hier gilt es nicht zu forschen, sondern nachdenkend auf Einfacheszu achten. So gehört zum eigentlichen Hören gerade dieses,daß der Mensch sich verhören kann, indem er das Wesenhafteüberhört. Wenn zum eigentlichen Hören im Sinne der Horchsamkeitunmittelbar nicht die Ohren gehören, dann hat es über-207 haupt eine eigene Bewandtnis mit dem Hören <strong>und</strong> den Ohren.Wir hören nicht, weil wir Ohren haben. Wir haben Ohren <strong>und</strong>können leiblich mit Ohren ausgerüstet sein, weil wir hören. DieSterblichen hören den Donner des Himmels, das Rauschen desWaldes, das Fließen des Brunnens, das Klingen des Saitenspiels,das Rattern der Motoren, den Lärm der Stadt nur <strong>und</strong> nur soweit, als sie dem allen schon in irgendeiner Weise zugehören <strong>und</strong>nicht zugehören.Ganz Ohr sind wir, wenn unsere Sammlung sich rein insHorchsame verlegt <strong>und</strong> die Ohren <strong>und</strong> den bloßen Andrang derLaute völlig vergessen hat. Solange wir nur den Wortlaut als denAusdruck eines Sprechenden anhören, hören wir noch gar nichtzu. Wir gelangen so auch nie dahin, je etwas eigentlich gehört zuhaben. Wann aber ist dieses? Wir haben gehört, wenn wir demZugesprochenen gehören. Das Sprechen des Zugesprochenen ist~E~ELv, beisammen-vor-liegen-lassen. Dem Sprechen gehören -dies ist nichts anderes als: jeweils das, was ein vor-liegen-Lassenbeisammen vorlegt, beisammen liegen lassen in seinem Gesamt.Solches Liegenlassen legt das Vorliegende als ein Vorliegendes. Eslegt dieses als es selbst. Es legt Eines <strong>und</strong> das Selbe in Eins. Es legtEines als das Selbe. Solches h&tv legt ein <strong>und</strong> das selbe, das @Ov.Solches hkyctv ist das @ohoyEZv: Eines als Selbes, ein Vorliegendesim Selben seines Vorliegens gesammelt vorliegen-lassen.Im A&ELV als dem @LO~@V west das eigentliche Hören. Dieses istsomit ein A&ELV, das vorliegen läßt, was schon beisammen-vor-liegt<strong>und</strong> zwar liegt aus einem Legen, das alles von sich her beisammen-vor-Liegendein seinem Liegen angeht. Dieses ausgezeichneteLegen ist das U~ELV, als welches der Ah% sich ereignet.Damit wird der A@os schlichthin genannt: 8 AOyos, das Legen:das reine beisammen-vor-liegen-Lassen des von sich her Vorliegendenin dessen Liegen. So west der AOyos als das reine versammelndelesende Legen. Der AOyo5 ist die ursprüngliche Ver- 208sammlung der anfänglichen Lese aus der anfänglichen Lege.‘0 A6yos ist: die lesende Lege <strong>und</strong> nur dieses.Allein, ist dies alles. .nicht ein willkürliches Deuten <strong>und</strong> ein allzubefremdendes Ubersetzen angesichts der gewohnten Verständlichkeit,die den AOyo5 als den Sinn <strong>und</strong> die Vernunft zu kennenmeint? Befremdlich klingt es zunächst <strong>und</strong> bleibt es vielleichtnoch lange Zeit, wenn der AOyo5 die lesende Lege heißt. Wie sollaber jemand entscheiden, ob das, was diese Übersetzung als Wesendes AOyo5 vermutet, auch nur im entferntesten dem gemäßbleibt, was Heraklit im Namen 8 A&yo5 gedacht <strong>und</strong> genannt hat?Der einzige Weg zur Entscheidung ist, das zu bedenken, wasHeraklit selbst in dem angeführten Spruch sagt. Der Spruch beginnt:O”i)K Epofj . . . Er beginnt mit einem hart abweisenden»Nicht.. .«. Es bezieht sich auf den redenden, sagenden Heraklitselbst. Es betrifft das Hören der Sterblichen. »Nicht auf mich«,nämlich diesen Redenden, nicht auf die Verlautbarung seinerRede dürft ihr hören. Ihr hört überhaupt nicht eigentlich, solangeihr nur die Ohren an Klang <strong>und</strong> Fluß einer menschlichenStimme hängt, um an ihr eine Redensart für euch aufzuschnappen.Heraklit beginnt den Spruch mit einer Zurückweisung desHörens aus bloßer Ohrenlust. Aber diese Abwehr beruht in einemHinweis auf das eigentliche Hören.Oh EpoU ixna . . . nicht mich sollt ihr an-hören (wie anstarren),sondern . . . das sterbliche Hören muß auf Anderes zugehen.Worauf? &hha ZOG AOyou. Die Art des eigentlichen Hörens bestimmtsich vom AOyo5 her. Insofern aber der AOyo5 schlichthin

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