S I C H T D E R B E T R O F F E N E Nwelchen die BezieherInnen der <strong>Bedarfsorientierte</strong>n <strong>M<strong>in</strong>destsicherung</strong> aufgr<strong>und</strong> ihrer sozialen Notlagehäufig konfrontiert s<strong>in</strong>d – deutlich wieder. E<strong>in</strong>e/e<strong>in</strong>er der Befragten befand sich immer <strong>in</strong>kurzzeitigen befristeten Arbeitsverhältnissen <strong>und</strong> rutschte dann <strong>in</strong> die Arbeitslosigkeit ab. Bei denanderen <strong>in</strong>terviewten Personen spielte unter anderem Migrationsh<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> oder die Arbeitslosigkeitdes/der LebensgefährtenIn e<strong>in</strong>e Rolle. Auch die Kündigung im höheren Lebensalter sowieges<strong>und</strong>heitliche Probleme <strong>und</strong> die damit verb<strong>und</strong>en Schwierigkeiten am Arbeitsmarkt (wieder)Fuß zu fassen wurden als Begründung für den <strong>M<strong>in</strong>destsicherung</strong>sbezug genannt. E<strong>in</strong>e/e<strong>in</strong>er derInterviewpartnerInnen erhielt vor Bezug der <strong>Bedarfsorientierte</strong>n <strong>M<strong>in</strong>destsicherung</strong> Notstandhilfe,e<strong>in</strong>/e<strong>in</strong>e weiterer/weitere Sozialhilfe. Die bisherige Bezugsdauer der <strong>Bedarfsorientierte</strong>n <strong>M<strong>in</strong>destsicherung</strong>der befragten Betroffenen liegt zwischen e<strong>in</strong>em halben Jahr bis ungefähr e<strong>in</strong> Jahr,außerdem geht aus der Erhebung hervor, dass zwei der befragten Personen TeilbezieherInnender <strong>Bedarfsorientierte</strong>n <strong>M<strong>in</strong>destsicherung</strong> darstellen, d. h. dass e<strong>in</strong> Teil des Lebensunterhalts miteigenen E<strong>in</strong>künften (die unter der Grenze der <strong>M<strong>in</strong>destsicherung</strong> liegen) bestritten wird.Die Tagesstruktur „step by step“ <strong>und</strong> der sozialökonomische Betrieb „Beschäftigung 24“ (B24)s<strong>in</strong>d durch den FAB organisiert. Im Rahmen der <strong>Aktivierung</strong> im S<strong>in</strong>ne der strukturschaffenden Artder Förderung <strong>und</strong> Beschäftigung von EmpfängerInnen der <strong>Bedarfsorientierte</strong>n <strong>M<strong>in</strong>destsicherung</strong>,erst im Jänner 2012 angelaufen, weshalb die befragte Personengruppe zum Zeitpunkt derErhebung diese Angebote erst über e<strong>in</strong>en äußerst kurzen Zeitraum wahrnahm – sprich im Schnittwenige (2-3) Monate.Der Weg <strong>in</strong> die Maßnahmen des FAB zur Förderung <strong>und</strong> Beschäftigung gestaltete sich bei allenbefragten Personen ähnlich. Der Antrag auf <strong>Bedarfsorientierte</strong> <strong>M<strong>in</strong>destsicherung</strong> kann pr<strong>in</strong>zipielldirekt bei der zuständigen Bezirksverwaltungsbehörde, der Geme<strong>in</strong>de, e<strong>in</strong>er Sozialberatungsstelle,der regionalen Geschäftsstelle des Arbeitsmarktservice (AMS) oder der OÖ. Landesregierunge<strong>in</strong>gebracht werden. Im Falle der befragten BezieherInnen wurden drei der fünf Befragten viaArbeitsmarktservice, wo auch die Antragstellung auf <strong>Bedarfsorientierte</strong> <strong>M<strong>in</strong>destsicherung</strong> stattfand,an die diversen <strong>Aktivierung</strong>s- bzw. Beschäftigungsmaßnahmen des FAB vermittelt. Bei e<strong>in</strong>em/e<strong>in</strong>erder InterviewpartnerInnen erfolgte die Antragstellung beim Magistrat <strong>und</strong> bei e<strong>in</strong>erweiteren Person über die Geme<strong>in</strong>de.E<strong>in</strong>e wesentliche Annahme besteht dar<strong>in</strong>, dass der Ablauf bzw. der Prozess der Antragstellungauf <strong>Bedarfsorientierte</strong> <strong>M<strong>in</strong>destsicherung</strong>, sowie die Vermittlung an den FAB, <strong>in</strong> H<strong>in</strong>blick auf dieunterschiedlichen, umfangreichen Kooperationen <strong>und</strong> Schnittstellen, äußerst positiv angelaufenist. Aus der Analyse der Erhebung geht hervor, dass vier der fünf InterviewpartnerInnen sowohlmit dem Ablauf der Antragstellung, als auch mit der Beratung seitens des Arbeitsmarktservicezufrieden waren.Das folgende Zitat bestätigt exemplarisch die Sichtweise befragter BezieherInnen h<strong>in</strong>sichtlichihrer Zufriedenheit: „Ne<strong>in</strong> das ist so schön über die Bühne gegangen, ohne Komplikationen, ichhabe e<strong>in</strong>e gute Unterstützung gehabt, bei der Geme<strong>in</strong>de <strong>und</strong> AMS.“ 365Das subjektive negative Erleben e<strong>in</strong>es/e<strong>in</strong>er Befragten, beschäftigt im Rahmen des Projektes„B24“, <strong>in</strong> Bezug auf die Beratung des AMS sowie das Aufnahmeprozedere <strong>in</strong> den FAB <strong>und</strong> dieAusübung der derzeitigen Tätigkeit dort, veranschaulichen die nachstehenden Zitate. Die Auffassungdieses/dieser Interviewpartners/Interviewpartner<strong>in</strong> geht davon aus, dass sich der E<strong>in</strong>stieg365 Fall D (2012), Zeile 29, S. 22106 Arbeit <strong>und</strong> Beschäftigung Abschlussbericht
S I C H T D E R B E T R O F F E N E N<strong>in</strong> die Maßnahme als durchaus schwierig gestaltete <strong>und</strong> er/sie <strong>in</strong> diesem konkreten Fall nach derMaßnahme noch schlechter aussteigen würde.„Am Anfang war es schwer, vor allem im FAB, da wirst du ja e<strong>in</strong>geteilt.(…) Vor allem das Zusammenarbeiten mit anderen Leuten<strong>und</strong> sozusagen ‚Halbbeh<strong>in</strong>derten’ ist nicht gerade lustig.“ 366„Das Ganze hat Jahre dauert, weil bist du im FAB aufgenommenwirst 367 , muss man e<strong>in</strong>e gewisse Wartezeit absolvieren, ca.4 bis 5 Monate. (…) Es dauert alles sehr lang, vor allem die Vorphase,ich me<strong>in</strong> <strong>in</strong> den FAB re<strong>in</strong>zukommen. (…) Also ich würdees heute nicht mehr machen zum Beispiel, ich würde nicht mehrzum FAB gehen.“ 368„Der 369 hat dies erfahren, dass im FAB e<strong>in</strong>e Stelle frei wird <strong>und</strong>ich soll mir das anschauen anstatt noch e<strong>in</strong> Jahr im Notstandzu verbr<strong>in</strong>gen. Dann (…) wurde ich aber sozusagen geködertdurch das AMS, dass möchte ich auch noch sagen. Das AMSme<strong>in</strong>te, wenn sie beim FAB anfangen, bekommen sie danachsofort wieder Arbeitslose, also mehr Geld als im Notstand <strong>und</strong>auch wenn ich aus dem FAB rausfalle, habe ich dann wiederAnspruch auf Arbeitslose. Jetzt war ich im FAB <strong>und</strong> habe dasgemacht <strong>und</strong> b<strong>in</strong> dann darauf gekommen, ich habe e<strong>in</strong>en Anspruchauf Arbeitslose, allerd<strong>in</strong>gs nur für zwei Monate <strong>und</strong> wardann sofort wieder im Notstand <strong>und</strong> hatte dann weniger als zuvor.Ich war wütend da mich das AMS angelogen hatte, damitich den Job annahm (…).“ 370Aus der Erhebung geht darüber h<strong>in</strong>aus hervor, dass es <strong>in</strong> der Zeit zwischen Bezug der <strong>Bedarfsorientierte</strong>n<strong>M<strong>in</strong>destsicherung</strong> <strong>und</strong> Arbeitsbeg<strong>in</strong>n bzw. Aufnahme der Tätigkeit im Rahmen der<strong>Aktivierung</strong>smaßnahmen im S<strong>in</strong>ne der strukturschaffenden Art der Förderung <strong>und</strong> Beschäftigung,durchaus zu f<strong>in</strong>anziellen Engpässen bzw. weiteren sozialen Misslangen für die Betroffenenkommen kann: „Es war schwierig am Beg<strong>in</strong>n des Arbeitsverhältnisses beim FAB, da ich am9. Oktober begonnen habe, dadurch allerd<strong>in</strong>gs erst im November me<strong>in</strong>en ersten Lohn erhaltenhabe, aber von der BH mit E<strong>in</strong>trittsdatum mit sofortiger Wirkung der Teilbezug der BMS gestrichenwurde. Ich musste mir von me<strong>in</strong>en Töchtern für den Oktober Geld leihen, um den Bus <strong>und</strong>Wohnung bezahlen zu können.“ 371Die Frage, ob den Betroffenen andere Alternativen bzw. Möglichkeiten <strong>in</strong> ihrer sozialen Notlage<strong>und</strong> <strong>in</strong> ihrer konkreten, <strong>in</strong>dividuellen Situation zur Option gestanden wären, wurde von der befragtenPersonengruppe e<strong>in</strong>heitlich negiert. Darüber h<strong>in</strong>aus wurde von der Mehrheit der befragtenGruppe festgehalten, dass durchaus die Befürchtung bestand die Bezugsberechtigung des366 Fall E (2012), Zeile 7 – 11, S. 27367 KlientIn war vorher Vollzeit FAB-TransitmitarbeiterIn (Anmerkung der Verfasser<strong>in</strong>nen)368 Fall E (2012), Zeile 17, S. 28369 BeraterIn des AMS (Anmerkung der Verfasser<strong>in</strong>nen)370 Fall E (2012), Zeile 30 – 32, S. 29371 Fall F (2012), Punkt 41 – S. 33Arbeit <strong>und</strong> Beschäftigung Abschlussbericht107