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Bedarfsorientierte Mindestsicherung und Aktivierung in Oberösterreich

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B E D A R F S O R I E N T I E R T E M I N D E S T S I C H E R U N Ghen. Andererseits wird vom Staat e<strong>in</strong>e Beschäftigungsfähigkeit für „alle“ erwartet. D. h. der Staatmuss <strong>in</strong> der Lage se<strong>in</strong> allen BürgerInnen e<strong>in</strong>e soziale Teilhabemöglichkeit, z. B. durch ausreichendeInfrastruktur, zu gewährleisten. 731.1.6. Ambivalenzen <strong>in</strong> der österreichischen ArbeitsmarktpolitikDer aktuelle Reformpfad ist aus e<strong>in</strong>er Komb<strong>in</strong>ation dieser beiden Strategien geprägt. Seit Mitteder 1990er Jahre verfolgt auch die österreichische Arbeitsmarktpolitik e<strong>in</strong>en Mix aus beiden Strategien.E<strong>in</strong>erseits setzt man vermehrt auf nachhaltige Qualifikation von Arbeitslosen, andererseitsist seit den 1990er Jahre, wie bereits erwähnt, das Leistungsniveau sukzessiv reduziert worden.Arbeitslosigkeit wird zudem heutzutage zunehmend als <strong>in</strong>dividuelles Verschulden angesehen. 74Je nach Wohlfahrtsstaat werden diese Strategien unterschiedlich gewichtet. International variiertder jeweilige Maßnahmenmix stark. 75 Davon abgesehen setzen beide Strategien letztendlich e<strong>in</strong>engr<strong>und</strong>sätzlichen Strukturwandel <strong>in</strong> der Politik voraus. Das heißt der Staat benötigt neue Steuerungsstrategien.Voraussetzung dafür ist die Berücksichtigung möglicher Konflikte, aber auchgegenseitige Bee<strong>in</strong>flussung politischer Ziele <strong>und</strong> Maßnahmen <strong>in</strong> unterschiedlichen Ressorts. 76 InÖsterreich, wie auch <strong>in</strong> anderen Ländern z. B. Deutschland, mangelt es an Debatten über solchef<strong>und</strong>amentalen Reformen. Aus diesem Gr<strong>und</strong> ist es naheliegend, so D<strong>in</strong>geldey, dass das neueSchlagwort „<strong>Aktivierung</strong>“ als Legitimation benützt wird, um Leistungskürzungen <strong>und</strong> gleichzeitigErhöhung von Arbeitszwang zu rechtfertigen. 77Ludwig-Mayrhofer/Wroblewski <strong>und</strong> Atzmüller stimmen dem zu. Ihrer Ansicht nach, hat die aktiveArbeitsmarktpolitik <strong>in</strong> Österreich ihr Ziel verfehlt. Sie ziele nur darauf ab die Qualifikationslückenvon Arbeitslosen zu verr<strong>in</strong>gern, aber be<strong>in</strong>halten ke<strong>in</strong>e Strategien zu e<strong>in</strong>er generellen Umstrukturierungoder Beseitigung von Barrieren für spezielle Problemgruppen, wie ältere Arbeitslose oderMigrantInnen. 781.2. Die <strong>Bedarfsorientierte</strong> <strong>M<strong>in</strong>destsicherung</strong>Die <strong>Bedarfsorientierte</strong> <strong>M<strong>in</strong>destsicherung</strong> (BMS) wurde als Instrument zur Armutsvermeidung <strong>und</strong>-bekämpfung e<strong>in</strong>geführt <strong>und</strong> verfolgt die „<strong>Aktivierung</strong>“ als e<strong>in</strong>es ihrer Hauptziele. Oft spricht manbei der <strong>Bedarfsorientierte</strong>n <strong>M<strong>in</strong>destsicherung</strong> auch vom „zweiten Sicherungsnetz“. Aufgr<strong>und</strong> derbereits im vorherigen Kapitel besprochenen Veränderungen am Arbeitsmarkt wird die Bedeutungder <strong>Bedarfsorientierte</strong>n <strong>M<strong>in</strong>destsicherung</strong> immer größer <strong>und</strong> immer mehr Menschen nehmen dieLeistungen <strong>in</strong> Anspruch.In diesem Kapitel wird vorerst die Entwicklung von der Sozialhilfe zur <strong>Bedarfsorientierte</strong>n <strong>M<strong>in</strong>destsicherung</strong>beschrieben. Anschließend stehen die Ziele <strong>und</strong> die gesetzlichen Rahmenbed<strong>in</strong>gungenim Vordergr<strong>und</strong>. In e<strong>in</strong>em weiteren Schritt werden aktuelle Zahlen <strong>und</strong> Statistiken zur<strong>Bedarfsorientierte</strong>n <strong>M<strong>in</strong>destsicherung</strong> präsentiert. Abschließend wird auf die Gruppe der BMS-BezieherInnen e<strong>in</strong>gegangen.73 vgl. D<strong>in</strong>geldey (2007a), S.826f74 vgl. Stelzer-Orthofer (2011), onl<strong>in</strong>e75 vgl. D<strong>in</strong>geldey (2007b), S. 19276 vgl. D<strong>in</strong>geldey (2006), S. 6ff77 vgl. D<strong>in</strong>geldey (2006), S. 9 <strong>und</strong> Ludwig-Mayrhofer/Wroblewski (2004), S. 50578 vgl. Ludwig-Mayrhofer/ Wroblewski (2004), S. 494ffArbeit <strong>und</strong> Beschäftigung Abschlussbericht27

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