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Bedarfsorientierte Mindestsicherung und Aktivierung in Oberösterreich

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S T A B I L I S I E R U N G S - U N D B E S C H Ä F T I G U N G S A N G E B O T Ewenn ihnen auch nicht wirklich das Messer angesetzt wird, dass sie ke<strong>in</strong> Geld bekommen. Alsosie formulieren es recht nett mit <strong>Aktivierung</strong>, ja es ist eh e<strong>in</strong> Aktivieren“ 299 . Die ironische Formulierungdeutet bereits darauf h<strong>in</strong>, dass <strong>Aktivierung</strong> auch e<strong>in</strong>e repressive Komponente be<strong>in</strong>haltet. Diebisher beschriebene positive Seite der <strong>Aktivierung</strong> beruht laut E<strong>in</strong>schätzung der Case Manager<strong>in</strong>nenzu e<strong>in</strong>em großen Teil auf dem derzeit ger<strong>in</strong>gen Vermittlungsdruck. Durch e<strong>in</strong>e Veränderungdes Case Management-Projektes h<strong>in</strong> zu e<strong>in</strong>er stärkeren Ausrichtung auf Arbeitsmarkt<strong>in</strong>tegrationder KlientInn/en könnte sich dieser zurzeit (noch) relativ offene Rahmen verengen. Aus der vagenVorgabe, den KlientInn/en „den Arbeitsmarkt schmackhaft [zu] machen“ 300 , könnten seitensder AuftraggeberInnen zu erfüllende Vermittlungsquoten <strong>und</strong> E<strong>in</strong>schränkung des Handlungsspielraumsder Case ManagerInnen werden. So fürchtet e<strong>in</strong>e Case Manager<strong>in</strong> vermehrte E<strong>in</strong>flussnahmedurch die Behörden, „ich habe schon heftige Diskussionen gehabt mit der Behörde, die micheigentlich irgendwie so als verlängerten Kontrollarm gerne gehabt hätten.“ 3014.1.5. ResümeeCase Management im Kontext der BMS bedeutet Beratung <strong>und</strong> Betreuung von Personen mit multiplenProblemlagen (Fallebene) <strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>es Netzwerks von Unterstützungsangeboten (Systemebene)<strong>und</strong> zielt auf die Heranführung <strong>und</strong> Integration der KlientInn/en <strong>in</strong> den Arbeitsmarkt ab.Die konkrete Umsetzung des Angebots durch die Trägerorganisationen B7 <strong>und</strong> FAB verläuft relativparallel zu dem auf theoretischer Ebene formulierten Konzept, das heißt beispielsweise, dassder gesamte Prozess dem fünf Phasen-Modell des Case Managements folgt. 302 Unterschiede <strong>in</strong>der konkreten Ausgestaltung des Beratungsangebots konnten im Zuge des Teilprojekts „CaseManagement“ nicht festgestellt werden, e<strong>in</strong>zig die Problemlagen der Zielgruppe differieren zue<strong>in</strong>em ger<strong>in</strong>gen Maß, was vermutlich auf den jeweiligen regionalen Kontext zurückzuführen ist.Die Gruppe der KlientInn/en wird h<strong>in</strong>sichtlich der soziodemographischen Merkmale sowie derProbleme als sehr heterogen beschrieben. Die E<strong>in</strong>bettung des Case Managements im strukturellenKontext der BMS erfolgt e<strong>in</strong>erseits über die Bezugnahme auf den gesetzlichen Rahmen, andererseitsüber die Zusammenarbeit mit den VertreterInnen der BHs, Magistratsabteilungen <strong>und</strong>des AMS. Außerdem f<strong>in</strong>det e<strong>in</strong>e Vernetzung mit anderen sozialen E<strong>in</strong>richtungen <strong>und</strong> Institutionendes zweiten Arbeitsmarkts statt. Die Zusammenarbeit der Case ManagerInnen mit den Akteuren/Akteur<strong>in</strong>nen der Systemebene wird durchwegs als konstruktiv wahrgenommen <strong>und</strong> zeichnet sichdurch e<strong>in</strong> hohes Maß an <strong>in</strong>formellem Austausch aus. Beide Interviewpartner<strong>in</strong>nen def<strong>in</strong>ieren denNutzen des Case Managements sowohl auf der Fall- als auch auf der Systemebene <strong>und</strong> betonenvor allem die Koord<strong>in</strong>ierungs- <strong>und</strong> Vermittlungsfunktion der Case ManagerInnen.Grenzen der Methode s<strong>in</strong>d von den Schwächen des sozialen Unterstützungssystems abhängig<strong>und</strong> Lücken im Netzwerk der Hilfsangebote beschränken die Handlungsmöglichkeiten der CaseManagerInnen. So wird auch die Ausrichtung des Angebots auf die Arbeitsmarkt<strong>in</strong>tegration allerKlientInn/en kritisch gesehen <strong>und</strong> die Frage aufgeworfen, <strong>in</strong>wieweit diese Zielsetzung erreichtwerden kann, wenn beispielsweise F<strong>in</strong>anzierungsmöglichkeiten oder Beschäftigungsprojektenicht ausreichend vorhanden s<strong>in</strong>d. Dieser Aspekt weist auf den Vermittlungsdruck e<strong>in</strong>er repressivverstandenen <strong>Aktivierung</strong> h<strong>in</strong>, die die Sichtweise auf die Arbeitsmarkt<strong>in</strong>tegration verengt. ImKontext der BMS stellt Case Management derzeit jedoch e<strong>in</strong> Instrument e<strong>in</strong>er emanzipatorischen299 Case Manager<strong>in</strong> 2 (2012), Zeile 710-712300 Case Manager<strong>in</strong> 2 (2012), Zeile 1060301 Case Manager<strong>in</strong> 2 (2012), Zeile 1008-1009302 Hervorzuheben ist dies <strong>in</strong>sbesondere vor dem H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong>, dass ke<strong>in</strong>e der beiden Interviewpartner<strong>in</strong>nen zumZeitpunkt des Interviews über e<strong>in</strong>e spezifische Case Management-Ausbildung verfügte.Arbeit <strong>und</strong> Beschäftigung Abschlussbericht87

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