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Bedarfsorientierte Mindestsicherung und Aktivierung in Oberösterreich

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B E D A R F S O R I E N T I E R T E M I N D E S T S I C H E R U N Gab, Erwerbslose <strong>in</strong> den Arbeitsmarkt zu <strong>in</strong>tegrieren, die – <strong>und</strong> hier wird die Ambivalenz sichtbar– mittels recht unterschiedlicher Strategien erreicht werden. 66 „<strong>Aktivierung</strong>“ grenzt sich <strong>in</strong> derLiteratur häufig nicht nur von der passiven, sondern auch von der aktiven Arbeitsmarktpolitik ab.Gr<strong>und</strong>sätzlich ist „<strong>Aktivierung</strong>“ aber dem Bereich der aktiven Arbeitsmarktpolitik zuzurechnen.Sie wird aus Mitteln, die für die passive Arbeitsmarktpolitik vorgesehen s<strong>in</strong>d, f<strong>in</strong>anziert. 67Strategien der aktivierenden ArbeitsmarktpolitikIn Anlehnung an D<strong>in</strong>geldey wird <strong>in</strong> der wissenschaftlichen Literatur gr<strong>und</strong>sätzlich zwischen zweiStrategien aktivierender Arbeitsmarktpolitik unterschieden. E<strong>in</strong>erseits kann <strong>Aktivierung</strong> als Investitionsstrategiegesehen werden, andererseits als Workfare-Strategie. 68 Vere<strong>in</strong>facht formuliert gehtes dabei um die gleichzeitige Förderung von De-Kommodifizierung 69 <strong>und</strong> Re-Kommodifizierung.Die verwirklichten Reformen werden e<strong>in</strong>erseits als positiv erachtet, da sie zu e<strong>in</strong>er Weiterentwicklungdes Wohlfahrtstaates beitragen. Kritisiert wird h<strong>in</strong>gegen der gleichzeitige Wandel h<strong>in</strong> zu e<strong>in</strong>em„Workfare State“. Aktivierende Arbeitsmarktpolitik verb<strong>in</strong>det demnach die beiden Konzepte„Erhöhung des Arbeitszwangs“ <strong>und</strong> „Förderung der Beschäftigungsfähigkeit“ mite<strong>in</strong>ander. 70 ImFolgenden werden diese beiden Konzepte im Detail vorgestellt.WorkfareDimmel bezeichnet die arbeitsmarktpolitische Workfare-Strategie als „Welfare to Work“. Geme<strong>in</strong>tist damit jene staatliche Politik, die versucht Arbeitsanreize <strong>und</strong> -motivation durch Druck<strong>und</strong> Sanktionen (z. B. Kürzung oder Entfall von Arbeitslosengeld) zu erhöhen. Demnach wird Arbeitslosigkeitals <strong>in</strong>dividuelles Motivationsproblem erachtet. Angestrebt wird e<strong>in</strong>e schnellst möglichsteIntegration der Erwerbslosen <strong>in</strong> den Arbeitsmarkt, quasi nach dem Motto „Beschäftigungvor Qualifikationsmaßnahmen“, unabhängig von den erwarteten Erwerbs- <strong>und</strong> E<strong>in</strong>kommenschancen.71InvestitionsstrategieDie Investitionsstrategie h<strong>in</strong>gegen sieht Arbeitslosigkeit eher als Qualifikationsproblem. DieseStrategie setzt auf Investition <strong>in</strong> das Humankapital, um Arbeitslose an die neuen (flexiblen) Arbeitsmarktbed<strong>in</strong>gungenanzupassen. Aber auch dieser Ansatz wird zunehmend an Verhaltenserwartungen<strong>und</strong> daran gekoppelte Sanktionen geknüpft. Demnach kann die Investitionsstrategieals „market oriented approach that targets benefits that promote labour force participation and<strong>in</strong>dividual responsibility” charakterisiert werden. 72 Wichtig ist hierbei noch zu betonen, dass mitdiesem Ansatz das Verhältnis zwischen „Rechte <strong>und</strong> Pflichten“ zwischen Wohlfahrtsstaat <strong>und</strong>LeistungsempfängerInnen neu def<strong>in</strong>iert wird. E<strong>in</strong>erseits wird von den Arbeitslosen Eigenverantwortlichkeit<strong>und</strong> Selbstmanagement verlangt. Sie sollen sich „aktiv“ um e<strong>in</strong>en Arbeitsplatz bemü-66 vgl. Arm<strong>in</strong>geon (2007), S. 91367 vgl. BMASK (o.J.), Onl<strong>in</strong>e68 D<strong>in</strong>geldey (2007a), S. 823ff69 Der Begriff der De-Kommodifizierung bezieht sich auf das Ausmaß, <strong>in</strong> dem E<strong>in</strong>zelpersonen oder Familien,unabhängig von e<strong>in</strong>er Markt-Teilnahme, e<strong>in</strong>en sozial akzeptablen Lebensstandard wahren können. Das heißt,<strong>in</strong>wieweit der Staat den Menschen e<strong>in</strong>en gewissen sozialen Schutz <strong>und</strong> Standard, abgekoppelt von den Marktmechanismen,garantiert.70 vgl. D<strong>in</strong>geldey (2007b), S. 18971 vgl. Dimmel (2009), S. 3572 Gilbert (2002), S. 44, zit. nach D<strong>in</strong>geldey (2007b), S. 19126 Arbeit <strong>und</strong> Beschäftigung Abschlussbericht

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