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Bedarfsorientierte Mindestsicherung und Aktivierung in Oberösterreich

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S T A B I L I S I E R U N G S - U N D B E S C H Ä F T I G U N G S A N G E B O T EDer Nutzen des Case Managements liegt außerdem <strong>in</strong> der Funktion der Case ManagerInnen alsKoord<strong>in</strong>atorInnen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em dichten <strong>und</strong> manchmal unübersichtlichen Netz an Hilfeleistungen. AufGr<strong>und</strong> ihrer oft multiplen Problemlagen stehen die KlientInn/en meist mit e<strong>in</strong>er Reihe von Institutionen<strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung, die jeweils nur e<strong>in</strong>geschränkt über parallel verlaufende Maßnahmen Bescheidwissen. Dadurch kann es zu Zweigleisigkeiten oder widersprüchlichen Interventionsversuchenkommen. Die Stärke von Case Management liegt dar<strong>in</strong>, <strong>in</strong>nerhalb dieses Geflechts zu vermitteln,oder, wie e<strong>in</strong>e Case Manager<strong>in</strong> <strong>in</strong> Abgrenzung zu anderen Beratungsformen erläutert:„Also dasehe ich auch e<strong>in</strong>fach diesen Unterschied, dass wir sozusagen mit der Perspektive e<strong>in</strong>en Schrittzurückgehen <strong>und</strong> versuchen die ganze Person wahrzunehmen <strong>in</strong> ihrer Problemsituation <strong>und</strong> dasaber nicht alles selber lösen wollen, sondern uns e<strong>in</strong>fach im Netzwerk umschauen um das adäquate,passende Angebot. Wo immer das ist, im Professionisten-Netz, im sozialen Umfeld vonder Person, <strong>in</strong> der Person selber, das ist e<strong>in</strong>fach der Unterschied zu spezifischen Angeboten <strong>in</strong>der Beratung.“ 291Die Vernetzung der unterschiedlichen Angebote <strong>und</strong> der <strong>in</strong>tensive Kontakt zu den verschiedenenAkteurInnen geschieht teilweise auch unabhängig von dem/der e<strong>in</strong>zelnen Klienten/Klient<strong>in</strong>, da dieHandlungskompetenz des/der Case Managers/Case Manager<strong>in</strong> entscheidend von se<strong>in</strong>em/ihremWissen über die regionalen Angebote abhängt. Im Zuge dieser Vernetzungstätigkeit können auchLücken im Unterstützungsnetz sichtbar werden. Beispielsweise berichtet e<strong>in</strong>e Case Manager<strong>in</strong>,dass im Bereich der Tagesstrukturen das Angebot nicht ausreichend sei <strong>und</strong> fordert mehr Maßnahmenzur Vorbereitung auf e<strong>in</strong>e regelmäßige Beschäftigung. Durch Case Management kannauf weiteren Bedarf aufmerksam gemacht <strong>und</strong> e<strong>in</strong> Beitrag zur Qualitätssicherung auf der Systemebenegeleistet werden.Besonders wichtig ist das Augenmerk auf die Qualität, da sich Case Management im Kontext derBMS <strong>in</strong> <strong>Oberösterreich</strong> noch <strong>in</strong> der Anfangsphase bef<strong>in</strong>det. Das Projekt wurde vorerst bis EndeJuni 2013 bewilligt <strong>und</strong> ob sich die positive E<strong>in</strong>schätzung der befragten Case Manager<strong>in</strong>nen auch<strong>in</strong> der Evaluierung der AuftraggeberInnen widerspiegeln wird, ist noch offen. Beide Interviewpartner<strong>in</strong>nenäußern Bedenken darüber, <strong>in</strong>wieweit sich die Erfolge ihrer Tätigkeit <strong>in</strong> Zahlen messenlassen <strong>und</strong> ob nicht letztlich doch nur die Vermittlungsquoten <strong>in</strong> den ersten beziehungsweisezweiten Arbeitsmarkt relevant se<strong>in</strong> werden. Übere<strong>in</strong>stimmend sehen beide Case Manager<strong>in</strong>nengr<strong>und</strong>sätzlich e<strong>in</strong>en steigenden Bedarf an Betreuungsplätzen im Case Management <strong>und</strong> befürwortenden Ausbau des Projekts. Für die Behörden liege der Nutzen des Case Managementsdar<strong>in</strong>, Personen mit multiplen Problemlagen an professionelle BeraterInnen verweisen zu können,deren „Werkzeuge“ genau auf diese spezifische Zielgruppe ausgelegt s<strong>in</strong>d. Case Managementstellt <strong>in</strong> dieser H<strong>in</strong>sicht quasi e<strong>in</strong>en „Topf [dar], wo sie alles h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>schmeißen können“ 292 .Die E<strong>in</strong>schätzung des Erfolgs des Case Management-Angebots hängt <strong>in</strong> jedem Fall von den angestrebtenZielen ab. Als Richtwert nennt e<strong>in</strong>e Case Manager<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Vermittlungsquote von zehnProzent <strong>in</strong> den ersten Arbeitsmarkt, was als realistisch e<strong>in</strong>geschätzt wird. Skeptisch beurteilt wirdder Versuch, alle KlientInnen <strong>in</strong> irgende<strong>in</strong>er Weise <strong>in</strong> den Arbeitsmarkt zu <strong>in</strong>tegrieren. „[E]s wirdauch e<strong>in</strong> Teil übrigbleiben, wo man sagt, es steht nicht <strong>in</strong> Relation, das was <strong>in</strong>vestiert werdenmüsste, dass sie vielleicht dann arbeiten können.“ 293 In diesem Zusammenhang werden sowohlauf Fall- als auch auf Systemebene Grenzen der Vermittlung genannt. Beispielsweise können psy-291 Case Manager<strong>in</strong> 1 (2013), Zeile 471-476292 Case Manager<strong>in</strong> 2 (2012), Zeile 327293 Case Manager<strong>in</strong> 2 (2012), Zeile 249-251Arbeit <strong>und</strong> Beschäftigung Abschlussbericht85

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