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Bedarfsorientierte Mindestsicherung und Aktivierung in Oberösterreich

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B E D A R F S O R I E N T I E R T E M I N D E S T S I C H E R U N G1.2.1. Von der Sozialhilfe zur <strong>Bedarfsorientierte</strong>n <strong>M<strong>in</strong>destsicherung</strong>Die Sozialhilfe <strong>in</strong> Österreich diente als staatliche <strong>M<strong>in</strong>destsicherung</strong>. Sie stellte explizit auf die Armutsvermeidung<strong>und</strong> auf die Hilfe im Fall e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>dividuellen Notlage ab. 79 Lange Zeit fungierte dieSozialhilfe als sogenanntes „zweites Sicherungsnetz“. Ab den 1980er Jahren wurde das Sozialhilfesystemallerd<strong>in</strong>gs zunehmend kritisiert.Kritisiert wurde am Sozialhilfesystem vor allem die neun verschiedenen Landesgesetze, die unterschiedlicheAnspruchsvoraussetzungen <strong>und</strong> Leistungshöhen zur Folge hatten. Zudem wurdenauch die teils großen Ermessensspielräume der Sozialhilfebehörden bemängelt. Die Rechtssicherheitwar für die SozialhilfebezieherInnen relativ ger<strong>in</strong>g. 80 Weitere Kritikpunkte der Sozialhilfewaren die ungenügende E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung der BezieherInnen <strong>in</strong> die Krankenversicherung, die hohe Nontake-upRate sowie die umfassenden Regresspflichten. 81Zeitgleich mit der kritischen Ause<strong>in</strong>andersetzung mit dem Sozialhilfesystem wurden erstmals<strong>in</strong> den 1980er Jahren Stimmen nach e<strong>in</strong>er bedarfsorientierten Gr<strong>und</strong>sicherung laut. Ende der1990er Jahre propagierten die Grünen e<strong>in</strong>e bedarfsorientierte Gr<strong>und</strong>sicherung als Modell für alleLebenslagen. Die Landessozialreferentenkonferenz beauftragte daraufh<strong>in</strong> den Sozialrechtler Pfeile<strong>in</strong>en Entwurf e<strong>in</strong>er Art 15a Vere<strong>in</strong>barung zwischen B<strong>und</strong> <strong>und</strong> Länder über Maßnahmen der sozialen<strong>M<strong>in</strong>destsicherung</strong> auszuarbeiten. Auch der B<strong>und</strong> sollte Vorschläge vorlegen, was dieserjedoch nicht beachtete. Erst die im Jänner 2007 gebildete Koalitionsregierung von ÖVP <strong>und</strong> SPÖnahm sich dem Thema der Armutsbekämpfung an <strong>und</strong> trieb die Entwicklung der <strong>Bedarfsorientierte</strong>n<strong>M<strong>in</strong>destsicherung</strong> voran. 82Im Februar 2007 wurde dazu die Arbeitsgruppe „<strong>Bedarfsorientierte</strong> <strong>M<strong>in</strong>destsicherung</strong>“ im B<strong>und</strong>esm<strong>in</strong>isteriumfür Soziales <strong>und</strong> Konsumentenschutz e<strong>in</strong>gerichtet. Diese sollte mit der Beteiligungaller anderen relevanten Ressorts auf der B<strong>und</strong>esebene, der Sozialpartner <strong>und</strong> der übrigenGebietskörperschaften Gr<strong>und</strong>lagen für e<strong>in</strong> neues österreichweites <strong>M<strong>in</strong>destsicherung</strong>smodell erarbeiten.83Im Jahr 2008 konnte dann e<strong>in</strong> Entwurf der <strong>Bedarfsorientierte</strong>n <strong>M<strong>in</strong>destsicherung</strong> präsentiert werden.Der B<strong>und</strong> <strong>und</strong> die B<strong>und</strong>esländer verhandelten daraufh<strong>in</strong> ungefähr e<strong>in</strong> Jahr, bis im Jahr 2009schließlich e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>igung über den Entwurf erzielt werden konnte. Es wurde e<strong>in</strong>e Vere<strong>in</strong>barunggemäß Artikel 15a B-VG getroffen. Im März 2010 wurde die E<strong>in</strong>führung der <strong>Bedarfsorientierte</strong>n<strong>M<strong>in</strong>destsicherung</strong> beschlossen. 84Die <strong>Bedarfsorientierte</strong> <strong>M<strong>in</strong>destsicherung</strong> hätte ursprünglich mit 1. September 2010 von allenB<strong>und</strong>esländern e<strong>in</strong>geführt werden sollen. Tatsächlich fand dies jedoch nur <strong>in</strong> den B<strong>und</strong>esländernWien, Salzburg <strong>und</strong> Niederösterreich statt. Die anderen B<strong>und</strong>esländer folgten nach <strong>und</strong> nach. 85<strong>Oberösterreich</strong> war das letzte B<strong>und</strong>esland <strong>in</strong> dem die <strong>Bedarfsorientierte</strong> <strong>M<strong>in</strong>destsicherung</strong> e<strong>in</strong>geführtwurde. Erst am 7. Juli 2011 beschloss der Landtag die E<strong>in</strong>führung. Tatsächlich wirksamwurde das Oö. <strong>M<strong>in</strong>destsicherung</strong>sgesetz am 1. Oktober 2011. 8679 vgl. Talos (o.J.), S. 1180 vgl. Fürweger 2009, S. 6781 vgl. Pfeil 2001, S. 408ff82 vgl. Talos (2012), S. 283 vgl. Fürweger (2009), S. 6684 vgl. Krämmer/ Hajek (2012), S. 3685 vgl. Krämmer/ Hajek (2012), S. 3686 vgl. Land <strong>Oberösterreich</strong> (o.J.)28 Arbeit <strong>und</strong> Beschäftigung Abschlussbericht

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