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Bedarfsorientierte Mindestsicherung und Aktivierung in Oberösterreich

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S T A B I L I S I E R U N G S - U N D B E S C H Ä F T I G U N G S A N G E B O T Edie früher <strong>in</strong> der Sozialhilfe <strong>und</strong> demnach meist dem Arbeitsmarkt jahrelang fern waren, müssenwieder aktiviert werden. Frau Mühr<strong>in</strong>ger verwies hierbei sofort darauf, dass der Bezug der bedarfsorientierten<strong>M<strong>in</strong>destsicherung</strong>en an die Bemühungspflicht gekoppelt ist. 305 E<strong>in</strong> weiteres Zielvon der Tagesstruktur liegt im Bereich des Arbeitstra<strong>in</strong><strong>in</strong>gs. Hierbei wird besonders darauf geachtet,dass das Angebot niederschwellig ist <strong>und</strong> auch der Zeitrahmen der Tätigkeit <strong>in</strong> der Maßnahmeden TeilnehmerInnen angepasst wird, um e<strong>in</strong> „Scheitern“ bzw. Überforderung zu vermeiden: „Ichhabe sehr viele Menschen, die über viele Jahre immer wieder den E<strong>in</strong>stieg <strong>in</strong> SÖBs 306 probierthaben <strong>und</strong> die Hürde dort e<strong>in</strong>fach zu hoch war. (…) Das ist e<strong>in</strong> wesentlicher Teil, weil die Hürde zugroß war, jetzt haben wir das sehr niedrig angesetzt.“ 307Auf die Frage nach der Beschreibung der Tagesstruktur erörterte Frau Mühr<strong>in</strong>ger zudem, dass es<strong>in</strong> diesem Bereich um basale Aspekte g<strong>in</strong>ge: Krankmeldungen, Telefonieren, Bestätigungen br<strong>in</strong>gen<strong>und</strong> andere D<strong>in</strong>ge, die durch unser Schulsystem normalerweise selbstverständlich s<strong>in</strong>d. ArbeitsmarktfernenPersonen wird auch die Möglichkeit geboten, st<strong>und</strong>eweise anzufangen. Ebensoist der Anteil der MigrantInnen, welche noch mit Deutschproblemen zu kämpfen haben, <strong>in</strong> derTagestruktur sehr hoch. Auch sie profitieren laut Frau Mühr<strong>in</strong>ger e<strong>in</strong>deutig vom schrittweisenHeranführen an den Arbeitsmarkt <strong>und</strong> von der <strong>in</strong>dividuellen Betreuung: „Das s<strong>in</strong>d so die <strong>in</strong>dividuellen,speziellen Lernfelder – das bedarf aber auch e<strong>in</strong>er fachlichen Ause<strong>in</strong>andersetzung mitden Personen. Ich kann nicht e<strong>in</strong>fach sagen „Ich will das“, sondern alles das was die Leute nichtverstehen können, kann ich auch nicht gut verkaufen. Ich muss sie dort abholen, wo sie s<strong>in</strong>d.“ 308Auf die Frage wann die Maßnahme der Tagesstruktur erfolgreich ist, erläuterte Frau Mühr<strong>in</strong>gerden Zusammenhang mit den <strong>in</strong>dividuellen <strong>und</strong> multiplen Problemlagen der betroffenen KlientInnen:„Erfolgreich ist es dann, wenn Menschen, die noch nie wo gewesen s<strong>in</strong>d, im Laufe der Zeite<strong>in</strong> Gruppensett<strong>in</strong>g aushalten. Erfolg kann genauso se<strong>in</strong>, dass man Menschen mit akademischerAusbildung, die e<strong>in</strong>fach e<strong>in</strong>en Migrationsh<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> haben, <strong>in</strong> weiterführende Maßnahmen oder<strong>in</strong> den ersten Arbeitsmarkt vermittelt. Das kommt immer auf die persönliche Situation an.“ 3094.2.2. Struktur <strong>und</strong> Prozess der BeschäftigungsmaßnahmeDer zweite Themenblock des Interviewleitfadens gestaltet sich wie folgt mit nachstehenden Forschungsfragen:Wie kommen die KlientInnen zur Tagesstruktur <strong>und</strong> woherkommen diese? (E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung <strong>in</strong> Clear<strong>in</strong>g-Stelle, Rolle AMS)Wie sieht der typische Tagesablauf für die TeilnehmerInnender Tagesstruktur aus?305 Arbeitsfähige BMS-Bezieher<strong>in</strong>nen bzw. Bezieher müssen bereit se<strong>in</strong>, ihre Arbeitskraft e<strong>in</strong>zusetzen bzw. müssensich um e<strong>in</strong>en Arbeitsplatz bemühen. Ausnahmen bestehen unter bestimmten Voraussetzungen zum Beispielfür Personen, die pflegebedürftige Angehörige oder Kle<strong>in</strong>k<strong>in</strong>der betreuen. Bestehen Zweifel über die Arbeitsfähigkeitkann e<strong>in</strong>e ärztliche Begutachtung <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e Abklärung der beruflichen Möglichkeiten <strong>in</strong> die Wege geleitetwerden. (Anmerkung der VerfasserInnen)306 E<strong>in</strong> sozialökonomischer Betrieb (SÖB) ist e<strong>in</strong> unter anderem vom Arbeitsmarktservice (AMS) gefördertesSoziales Integrationsunternehmen, das zeitlich befristete Arbeitsplätze für arbeitsmarktferne Menschen zurVerfügung stellt. Diese sogenannten Transitarbeitsplätze s<strong>in</strong>d für Menschen gedacht, die aus verschiedenstenGründen schon lange arbeitslos s<strong>in</strong>d – sie sollen helfen die Menschen wieder auf e<strong>in</strong>e ungeförderte Beschäftigung(am ersten Arbeitsmarkt) vorzubereiten.307 Mühr<strong>in</strong>ger (2012), Zeile 2, S. 1308 Mühr<strong>in</strong>ger (2012), Zeile 6, S. 1f309 Mühr<strong>in</strong>ger (2012), Zeile 16, S. 2Arbeit <strong>und</strong> Beschäftigung Abschlussbericht89

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