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Bedarfsorientierte Mindestsicherung und Aktivierung in Oberösterreich

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B E D A R F S O R I E N T I E R T E M I N D E S T S I C H E R U N G1.1.3. Entwicklung der Arbeitsmarktpolitik <strong>in</strong> ÖsterreichUm die Bedeutung des Begriffs der <strong>Aktivierung</strong> im Rahmen der bedarfsorientierten <strong>M<strong>in</strong>destsicherung</strong>zu erfassen, sollen vorerst <strong>in</strong> groben Zügen die historische Entwicklung der österreichischenArbeitsmarktpolitik erläutert werden, um aufzuzeigen, unter welchen Bed<strong>in</strong>gungen die„<strong>Aktivierung</strong>“ ihren Durchbruch hatte.Nach dem Ende des 2.Weltkrieges wurde 1949 <strong>in</strong> Österreich e<strong>in</strong> neues Gesetz, nämlich das Arbeitslosenversicherungsgesetz(im Folgenden AlVG), erlassen. Das Gesetz zielte vorrangig daraufab, bei E<strong>in</strong>tritt des Risikos der Arbeitslosigkeit die Betroffenen materiell abzusichern. Neu daranwar, aus sozialpolitischer Sicht, e<strong>in</strong>e Abkehr vom Bedürftigkeitspr<strong>in</strong>zip <strong>und</strong> Subsidiaritätspr<strong>in</strong>ziph<strong>in</strong> zu e<strong>in</strong>em Äquivalenzpr<strong>in</strong>zip. 31 Das AlVG brachte e<strong>in</strong>e gesetzliche Pflichtversicherung bei Aufnahmee<strong>in</strong>er Erwerbstätigkeit mit sich, die durch Beiträge der Versicherten f<strong>in</strong>anziert wird.. DieHöhe der Beiträge hängt dabei von der Höhe des Erwerbse<strong>in</strong>kommens ab. Um e<strong>in</strong>en Anspruchauf Arbeitslosengeld zu erwerben, müssen zuvor gesetzlich festgelegte, arbeitslosenversicherungspflichtigeBeschäftigungszeiten vorliegen. Das heißt Leistungsanspruch auf Arbeitslosengeldhaben nur jene, die zuvor auch Beiträge e<strong>in</strong>bezahlt haben. 32 Schon bei der E<strong>in</strong>führung 1949war der Anspruch des Arbeitslosengeldes durch die Beschäftigungsdauer, die Beitragsdauer<strong>und</strong> das Alter der Arbeitskräfte beschränkt. 33 Aktive Arbeitsmarktpolitik hat <strong>in</strong> Österreich e<strong>in</strong>elange Tradition. Nach Atzmüller geht die E<strong>in</strong>führung der aktiven Arbeitsmarktpolitik mit Erlassdes Arbeitsmarktförderungsgesetzes (AMFG) auf das Jahr 1968 zurück. Das AMFG verpflichteteerstmals die staatliche Arbeitsmarkverwaltung die Vollbeschäftigung aufrechtzuerhalten <strong>und</strong> Arbeitslosigkeitzu verh<strong>in</strong>dern. Allerd<strong>in</strong>gs lag der Fokus der aktiven Arbeitsmarktpolitik bis zu Beg<strong>in</strong>nder 1980er Jahre fast ausschließlich auf der Förderung der beruflichen Mobilität. 34 Bis zu jenerZeit war die österreichische Sozialpolitik von e<strong>in</strong>er außergewöhnlichen Expansion geprägt. Diesessogenannte „goldene Zeitalter des Wohlfahrtsstaates“ war e<strong>in</strong> Kennzeichen des Entwicklungsprozessesder Nachkriegsjahrzehnte <strong>und</strong> wurde <strong>in</strong>sbesondere durch e<strong>in</strong> hohes Wirtschaftswachstumwährend dieser Zeit ermöglicht. Erst die Krise <strong>in</strong> den 1970er Jahren leitete e<strong>in</strong> Ende des desAusbaus <strong>und</strong> <strong>in</strong> der Folge e<strong>in</strong>en Diskurswechsel e<strong>in</strong>. 35Diskurswechsel <strong>in</strong> der Arbeitsmarktpolitik ab dem Beg<strong>in</strong>n der 1980er JahreDie Krise <strong>in</strong> den 1970er Jahren hatte e<strong>in</strong>en Wandel der Arbeitsmarktlage zur Folge, die zu e<strong>in</strong>ersteigenden Zahl von Arbeitslosen führte. Die bis dah<strong>in</strong> verfolgte austro-keynesianische Strategie 36geriet allmählich <strong>in</strong> Schwierigkeiten. Mit dem Ende des politischen Bekenntnisses zum Austro-Keynesianismus verlagerten sich die wirtschaftspolitischen Prioritäten <strong>in</strong> Richtung Budgetkonsolidierung,Privatisierung <strong>und</strong> angebotsorientierte Strukturformen. Dadurch gewann die aktiveArbeitsmarktpolitik immer mehr an Bedeutung. 37 Atzmüller hält fest, dass sich nicht nur der politische,sondern auch der mediale Diskurs <strong>in</strong> Zeiten steigender Arbeitsmarktprobleme zu verändernbegann. Bezugnehmend auf ökonomische „Notwendigkeiten“ wurde von Politik <strong>und</strong> Medien dasBild vermittelt, dass Arbeitslosigkeit e<strong>in</strong>e Folge mangelnder Arbeitsbereitschaft sei. Vermehrt31 vgl. Atzmüller(2009a), S. 14932 vgl. Kammer für Arbeiter <strong>und</strong> Angestellte (2011), S. 16633 vgl. Atzmüller (2009a), S. 14934 vgl. Atzmüller (2009b), S. 2835 vgl. Tálos (2004), S. 213 <strong>und</strong> Ob<strong>in</strong>ger (2009), S. 349f36 Austrokeynesianische Wirtschaftspolitik versucht durch e<strong>in</strong>e expansive, nachfrageorientierte Budgetpolitik,Reduktion der Arbeitszeit,uvm. das Beschäftigungsniveau aufrecht zu erhalten.37 vgl. Atzmüller (2009b), S. 28 u. Atzmüller (2009a), S. 153Arbeit <strong>und</strong> Beschäftigung Abschlussbericht21

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