Mathematische Modellierung der Ausscheidung ... - OPUS-Datenbank
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6 Zusammenfassung 116<br />
6 Zusammenfassung<br />
In dieser Arbeit wurde ein neues Modell zur Simulation <strong>der</strong> <strong>Ausscheidung</strong>skinetik von<br />
Sprödphasen, insbeson<strong>der</strong>e von TCP-Phasen in rutheniumhaltigen Superlegierungen,<br />
entwickelt. Das Modell simuliert die Keimbildung und das Wachstum für beliebig viele<br />
Phasen simultan unter Anwendung <strong>der</strong> CALPHAD-Methode (Calculation of Phase Dia-<br />
grams). Diese Methode wird zur Berechnung <strong>der</strong> thermodynamischen Größen wie z.B. <strong>der</strong><br />
Triebkraft o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Phasenzusammensetzung im Gleichgewicht und zur Berechnung <strong>der</strong><br />
Diffusionskoeffizienten bzw. Mobilitäten eingesetzt. Dabei werden erstmals vollständig die<br />
Effekte berücksichtigt, die durch die Vielzahl <strong>der</strong> Legierungselemente in Superlegierungen<br />
bedingt sind. Metastabile Phasen werden in dem Modell automatisch aufgelöst, sofern sie<br />
thermodynamisch instabil werden. Da das Modell auf <strong>der</strong> CALPHAD-Methode beruht, ist<br />
es allgemein ohne großen Aufwand auch auf an<strong>der</strong>e <strong>Ausscheidung</strong>svorgänge in beliebi-<br />
gen Legierungssystemen anwendbar, sofern die entsprechenden thermodynamischen und<br />
Mobilitätsdatenbanken vorliegen.<br />
Die <strong>Modellierung</strong> bestätigt die experimentellen Erkenntnisse, welche <strong>Ausscheidung</strong>ssequenzen<br />
bei <strong>der</strong> TCP-Phasenbildung vermuten lassen. Aufgrund <strong>der</strong> Kristallstrukturen<br />
scheidet sich zunächst meist die metastabile σ-Phase aus, weil sie die geringste Grenzflä-<br />
chenenergie aufweist. Nach einigen hun<strong>der</strong>t Stunden kommt es dann zum Wachstum <strong>der</strong><br />
thermodynamisch meist stabileren µ- o<strong>der</strong> P-Phase, welche aus energetischen Gründen<br />
vor allem an <strong>der</strong> σ-Phase ihre Keime bildet. Die metastabile σ-Phase wird anschließend<br />
wie<strong>der</strong> aufgelöst. Thermodynamische Berechnungen mit <strong>der</strong> CALPHAD-Methode zeigen,<br />
dass die σ-Phase eine niedrigere Gibbs’sche Freie Enthalpie als die µ- o<strong>der</strong> die P-Phase<br />
aufweist. Alle erfor<strong>der</strong>lichen Modellparameter wie Grenzflächenenergie und Keimdichten<br />
wurden bestimmt.<br />
Anhand des neu entwickelten Modells konnte untersucht werden, welche Mechanismen<br />
die experimentell beobachtete Hemmung des Wachstums <strong>der</strong> TCP-Phasen bei <strong>der</strong> Zugabe<br />
von Ruthenium erklären können. Es stellt sich heraus, dass durch Ruthenium vor allem<br />
die Keimbildung gehemmt wird, während <strong>der</strong> Einfluss auf das Wachstum <strong>der</strong> <strong>Ausscheidung</strong>en<br />
gering ist. Der Volumenanteil <strong>der</strong> TCP-Phasen im thermodynamischen Gleichgewicht<br />
wird durch Ruthenium kaum verän<strong>der</strong>t. Ruthenium bewirkt insbeson<strong>der</strong>e eine Ver-<br />
ringerung <strong>der</strong> Triebkraft durch Beinflussung <strong>der</strong> γ’-Phase. Dies geschieht einerseits durch<br />
eine Verschiebung von Rhenium in die γ’-Phase („reverse partitioning“) und an<strong>der</strong>erseits