Mathematische Modellierung der Ausscheidung ... - OPUS-Datenbank
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5 Ergebnisse und Diskussion 84<br />
Bei Verän<strong>der</strong>ung dieser Elemente dreht sich sogar das Vorzeichen <strong>der</strong> Steigung, was die<br />
Schlussfolgerung zulässt, dass Ru nur dann einen „reverse partitioning“-Effekt aufweisen<br />
kann, wenn auch die restlichen Legierungselemente jeweils in <strong>der</strong> richtigen Konzentration<br />
vorliegen. Weiterhin werden offensichtlich auch die Absolutwerte des Verteilungskoeffi-<br />
zienten von Re durch die meisten Legierungselemente beeinflusst. Carroll et al. (2006)<br />
fanden, dass „reverse partitioning“ lediglich bei einem kleinen Chrom-Anteil in <strong>der</strong> Legie-<br />
rung auftreten kann. Dies stimmt gut mit den Simulationsergebnissen in <strong>der</strong> Abbildung<br />
5.22a überein [Car06]. Tendenziell liegen die simulierten Verteilungskoeffizienten im Ver-<br />
gleich zu den vorhandenen experimentellen Messungen relativ hoch, an<strong>der</strong>erseits weisen<br />
die Messungen von Verteilungskoeffizienten eine legierungs- und messtechnisch bedingte<br />
enorme Streuung von k γ/γ’ = 2 ... 40 auf. Es bleibt ebenfalls festzuhalten, dass die berech-<br />
nete Steigung <strong>der</strong> Kurven und damit die Abhängigkeit vom Ruthenium-Anteil <strong>der</strong> Legie-<br />
rung in allen Fällen relativ gering ist. Die neueren Messungen u.a. von Volek (2002) und<br />
Neumeier (2009) mit Werten von k < 10 sind dabei als zuverlässiger einzustufen, da hier<br />
in-situ-TEM-Messungen durchgeführt wurden [Vol02, Neu10]. Im Gegensatz dazu beruhen<br />
u.a. die Arbeiten von O’Hara (1996) auf nasschemischen Trennungen und Messungen <strong>der</strong><br />
γ- und <strong>der</strong> γ’-Phase [O’Ha96]. Zur Zuverlässigkeit <strong>der</strong> Simulationen lässt sich ausführen,<br />
dass die Verteilungskoeffizienten tendenziell überbewertet werden, weil mit <strong>der</strong> <strong>Datenbank</strong><br />
TTNi7 die Konzentration von Re in <strong>der</strong> γ’-Phase deutlich unterschätzt wird (siehe auch Ka-<br />
pitel 5.2.1).<br />
Zusammenfassend stellt man fest, dass das Verteilungsverhältnis zwischen <strong>der</strong> γ- und <strong>der</strong><br />
γ’-Phase eine thermodynamische Größe ist. Die Simulationen zeigen, dass <strong>der</strong> „reverse<br />
partitioning“-Effekt existiert, aber nicht nur von Ru, son<strong>der</strong>n auch von verschiedenen an<strong>der</strong>en<br />
Legierungselementen, insbeson<strong>der</strong>e von Cr, Mo und Ti, abhängt.<br />
5.5 Thermodynamik und Kinetik <strong>der</strong> TCP-Phasenausscheidung<br />
5.5.1 Thermodynamik <strong>der</strong> <strong>Ausscheidung</strong><br />
Die Thermodynamik bestimmt den Gleichgewichtszustand einer Legierung und damit auch<br />
den TCP-Phasenanteil. Bei <strong>der</strong> Anwendung von Werkstoffen bei hoher Temperatur wird<br />
sich dieser Zustand nach längerer Zeit einstellen. In Abbildung 5.23 sind die mit <strong>der</strong><br />
CALPHAD-Methode simulierten Phasenanteile <strong>der</strong> Legierungen TMS-121 ohne Ru und<br />
TMS-138+ mit 2,5 wt-% Ru in Abhängigkeit von <strong>der</strong> Temperatur dargestellt. Diese beschreiben<br />
den Zustand im thermodynamischen Gleichgewicht, also nach (unendlich) lan-