NEUE MOBILITÄT 02
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Elektromobilität in Europa - schweiz<br />
Die eMobilitätsprojekte<br />
der Schweiz<br />
Dr. Jörg Beckmann, Geschäftsführer Mobilitätsakademie<br />
Elektromobilität ist in aller Munde. Das gilt auch für die<br />
Schweiz. Dabei ist die Situation in der Schweiz vor allem<br />
durch zwei markante Unterschiede gegenüber Deutschland,<br />
aber auch einigen anderen EU-Ländern gekennzeichnet.<br />
Zum einen fehlt die Dominanz einer nationalen Automobilindustrie,<br />
zum anderen erheben die Schweizer Bundesämter<br />
nicht den gleichen Führungsanspruch wie die politischen<br />
Entscheidungsträger innerhalb der deutschen Bundesregierung.<br />
Staatliche Konjunkturprogramme und Modellregionen<br />
gibt es zur Zeit in der Schweiz keine.<br />
Beides stellt sich sowohl als Hindernis wie auch als Chance<br />
dar. Als Hindernis, da dadurch der Wissenstransfer von der<br />
Forschung in die Marktentwicklung aufwendiger ist. Zudem<br />
konzentrieren sich die Hersteller aufgrund der fehlenden<br />
staatlichen Anreize in der Schweiz mit der Markteinführung<br />
zuerst auf andere europäische Länder; trotz der starken Kaufkraft<br />
und Umweltsensibilität vieler Eidgenossen. Als Chance,<br />
da dadurch das Feld für innovative und kreative Köpfe frei ist<br />
und sich so auch mal ungewöhnliche Ideen durchsetzen.<br />
Die elektromobile Zukunft in der Schweiz begann schon vor<br />
16 Jahren in der Gemeinde Mendrisio mit der Durchführung<br />
eines der bislang grössten europäischen Demonstrationsvorhaben.<br />
Von 1994 bis 2001 wurden über 400 Elektrofahrzeuge<br />
in den Markt eingeführt, zwei Drittel davon für den<br />
privaten Gebrauch. Auch heute werden immer wieder Versuche<br />
gestartet, die Alltagstauglichkeit des Elektroantriebs<br />
zu testen. So startete im Sommer 2010 mit dem Projekt »alpmobil«<br />
ein umfangreiches Praxisprojekt, bei dem sich Urlauber<br />
tageweise für umgerechnet 50 Euro ein Elektroauto<br />
mieten und so die Ferienregion elektrisch erkunden konnten.<br />
Eine win-win-Situation: Die Nutzer machten ihre ersten<br />
Erfahrungen mit der Elektromobilität. Auf der anderen Seite<br />
sammelten die Anbieter wertvolle Informationen über mögliche<br />
Hindernisse und Schwierigkeiten bei den Fahrzeugen.<br />
Um diese Akzeptanz weiter zu erhöhen, engagieren sich<br />
mittlerweile eine Reihe von Verbänden und Interessensgruppen<br />
für die Elektromobilität. So stieg der schweizweit<br />
grösste Lebensmittelhändler Migros mit der Eröffnung eines<br />
Info- und Serviceladen, dem m-way, in die Elektromobilität<br />
ein. Oder »eShare« bietet als erstes CarSharing-Angebot der<br />
Schweiz Elektrofahrzeuge für Privatkunden an, die für 4 Euro<br />
pro Stunde ein Elektroauto mieten können.<br />
Die Schweiz hat zahlreiche industrielle Leuchtturm-Projekte<br />
mit einer bunten Palette an Angeboten, die jedoch Gefahr<br />
laufen, als einzelne Praxisanwendungen unterzugehen. Hier<br />
versuchen andere Institutionen wie die Mobilitätsakademie,<br />
diese Kompetenzen auf dem Gebiet der Elektromobilität zu<br />
bündeln. Die Mobilitätsakademie wurde vom führenden Automobilclub,<br />
dem Touring Club Schweiz (TCS), gegründet.<br />
Mit Unterstützung des Bundesamtes für Strassen und dem<br />
TCS entsteht im Januar 2011 ein neues Kompetenzzentrum,<br />
ein nationales »Power-Haus« in Sachen Elektromobilität. Mit<br />
dem Schweizer Forum Elektromobilität, dass am 25. und 26.<br />
Januar 2011 zum 2. Mal in Luzern stattfindet, wird allen innovativen<br />
Elektromobil-Geistern eine Plattform geboten, sich<br />
auszutauschen. Auch werden »alle Schweizer Macherinnen<br />
und Macher aufgerufen, ihre ambitionierten Vorhaben in<br />
der Luzern Challenge zu verewigen und so neue lokale und<br />
nationale Impulse bei der Elektrifizierung des Individualverkehrs<br />
zu setzen«, so der Geschäftsführer der Mobilitätsakademie,<br />
Dr. Jörg Beckmann. Mit der Unterzeichnung der »Luzern<br />
Challenge« sollen Nägel mit Köpfen gemacht werden.<br />
Einzige Verpflichtung für die Unterzeichnung der »Luzern<br />
Challenge« ist ein nachweisbarer Beitrag zur Realisierung<br />
der Elektromobilität in einem bestimmten Zeitraum. Zum<br />
Beispiel sollen bis zum Jahr 2<strong>02</strong>0 alle Zwei- und Dreiradfahrzeuge<br />
sowie ein Grossteil der Lieferfahrzeuge der Post<br />
elektrisch betrieben werden. Kleine Schritte, die als Ganzes<br />
eine elektrisierende Wirkung haben sollen: schweizweit, europaweit.<br />
Denn selbstverständlich richtet sich die »Luzern<br />
Challenge« auch an die elektromobilen Innovatoren anderer<br />
europäischer Länder wie Deutschland.<br />
Mehr Informationen unter www.mobilityacademy.ch<br />
Neue Mobilität<br />
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