26.08.2016 Aufrufe

NEUE MOBILITÄT 02

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

status quo der ELEKTRO<strong>MOBILITÄT</strong> - Prof. Dr.-Ing. Christian Voy<br />

troffen sein. Deshalb ist es dringend notwendig, die Technologieführerschaft<br />

im Bereich der Batterietechnik als bedeutendsten<br />

Wertschöpfer sicher zu stellen.<br />

Industrialisierung der Elektromobilität in Deutschland verliert<br />

den Anschluss<br />

Hochtechnologiebatterien sowie zusätzliche Komponenten<br />

für Elektro- und Hybridfahrzeuge können nur sehr kapitalintensiv<br />

produziert werden. Sowohl der erforderliche hohe<br />

Automatisierungsgrad als auch die benötigten hochqualifizierten<br />

Fachleute prädestinieren Deutschland als idealen<br />

Produktionsstandort. Aktuell verliert Deutschland jedoch<br />

im Bereich der Batteriefertigung eher den Anschluss an<br />

ausländische Konkurrenten. Nur 2% der heutigen Li-Ionen-<br />

Zellproduktion sind am Standort Deutschland angesiedelt,<br />

während die deutschen Autobauer für 20% der gesamten<br />

Weltproduktion an PKW stehen.<br />

Da Li-Ionen-Zellen zentrale Komponenten der Elektromobilität<br />

sind, begibt sich die deutsche Automobilindustrie in ein<br />

nicht zu unterschätzendes strategisches Risiko.<br />

Hinzu kommt, dass die Budgets zum Ausbau der Elektromobiltät<br />

in Deutschland, höflich ausgedrückt, bescheiden<br />

sind. Die in Deutschland leider übliche »föderalistisch« auf<br />

Kleinprojekte ausgerichtete Förderung nach dem Gießkannenprinzip<br />

tut das Übrige dazu, dass wir drauf und dran<br />

sind, beim Zukunftsthema Elektromobiltät international die<br />

Wettbewerbsfähigkeit zu verlieren. Innerhalb der EU hat<br />

Frankreich uns deutlich überholt, wie z.B. der von McKinsey<br />

definierte Electric Vehicle Index (EVI) mit 38,6% gegenüber<br />

28,6% für Deutschland unzweideutig dokumentiert. Frankreich<br />

lässt sich alles in allem die Anschubhilfen für das Auto<br />

der Zukunft rund 2,2 Mrd.€ kosten.<br />

Elektromobilität muss in Deutschland eine integrierte Neuausrichtung<br />

wagen<br />

Um die ehrgeizigen Ziele bei der Reduzierung von Treibhausgasen<br />

durch Einführung eines bedeutenden Anteils an<br />

Elektromobilität auch in Deutschland zu erreichen, sind drei<br />

Schwerpunkte zu setzen:<br />

1. Es ist eine Neuausrichtung der Forschungspolitik zu fordern<br />

und zwar in Richtung einer deutlichen Budgeterhöhung zur<br />

Sicherstellung der internationalen Wettbewerbsfähigkeit<br />

und mehr Mut und Konsequenz zur Ausrichtung von Leuchtturmprojekten<br />

z.B. Mega-City-Projekten anstelle uneffektiver<br />

Zersplitterung der Fördermittel.<br />

2. Zur Erreichung des Ziels der Bundesregierung, bis zum Jahr<br />

2<strong>02</strong>0 eine Millionen eAutos in Deutschland auf die Straße<br />

zu bringen, und zur Vermeidung von Wettbewerbsverzerrungen,<br />

besonders auch in der EU, sind Kaufanreize für Elektrofahrzeuge<br />

in der Markteinführungsphase unabdingbar.<br />

3. Es müssen neue urbane Verkehrsstrukturen in unseren<br />

Großstädten initiiert werden, in denen das Elektroauto eine<br />

zentrale Rolle spielt und seine speziellen Vorteile voll zum<br />

Tragen kommen. Für den City-Verkehr hat z.B. BMW in seinem<br />

neuesten Flottenversuch resümieren können, dass weder<br />

Reichweite, noch Ladezeit, noch öffentliche Ladesäulen<br />

ein Problem darstellen, wohlgemerkt mit heute verfügbarer<br />

Technik. Und warum soll man den Menschen nicht vermitteln<br />

können, für notwendige oder wünschenswerte längere<br />

Reisen ein konventionell angetriebenes Fahrzeug zu mieten,<br />

ebenso wie sie für weitergehende Reiseansprüche selbstverständlich<br />

Bahn und Flugzeug benutzen. Die Absicherung der<br />

zukünftigen Mobilitätsbedürfnisse der Menschen, besonders<br />

unter dem Druck nachhaltig gestalteter Umweltpolitik,<br />

lässt sich nur mit komplexen, vernetzten Denkansätzen realisieren<br />

und nicht mit den überholten linearen Strukturen.<br />

Prof. Dr.-Ing. Christian Voy<br />

PROAUTOMOTIVE<br />

Consulting - Projektmanagement<br />

c.voy@proautomotive.de

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!