NEUE MOBILITÄT 02
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Elektromobilität in Europa - Dr. Peder Jensen<br />
Das Elektroauto - eine grüne<br />
Mobilitätsrevolution?<br />
Ein Kommentar von Dr. Peder Jensen<br />
Das Elektroauto scheint, vor allem aufgrund seiner umweltschonenden<br />
Eigenschaften im städtischen Einsatz, kurz vor<br />
dem Durchbruch zu stehen. Innovative Geschäftsmodelle<br />
werden umgesetzt, die die Akzeptanz des Elektroautos beim<br />
Verbraucher erhöhen und bestehende Hürden verringern<br />
werden, wie z.B. im Bereich der Batteriekosten, der notwendigen<br />
Versorgung mit Erneuerbaren Energien und der Ladeinfrastruktur.<br />
Mehrere europäische Staaten haben - ebenso<br />
wie die USA, Japan, China und einige andere - ambitionierte<br />
Pläne für die Einführung von Elektroautos vorgestellt. Diese<br />
umfassen steuerliche Anreize, die Finanzierung von Forschung<br />
in Batterietechnologie und Elektrofahrzeuge sowie<br />
Pläne für die Entwicklung einer flächendeckenden Ladeinfrastruktur.<br />
Großstädte, wie z.B. London und Paris, haben Car-<br />
Sharing-Systeme mit Elektrofahrzeugen angekündigt bzw.<br />
umgesetzt, während öffentliche Einrichtungen und Unternehmen<br />
mit großen Firmenflotten Elektrofahrzeuge ordern.<br />
Zur selben Zeit beteiligen sich Zulieferer, Fahrzeugproduzenten,<br />
Batteriehersteller und Forscher an europäischen Initiativen,<br />
wie der EURELECTRIC, einer Task Force für Elektrofahrzeuge<br />
und EpoSS, der europäischen Technologieplattform<br />
zur Integration von Smart Systems. Gemeinsam mit der Europäischen<br />
Investmentbank hat die Europäische Kommission<br />
die Europäische Green Cars-Initiative gestartet. Fünf Milliarden<br />
Euro werden für Forschung, Entwicklung und Herstellung<br />
von Batterien und Elektroautos sowie für Demonstrationsprojekte<br />
zur Verfügung gestellt.<br />
Um dem eFahrzeug zu einer flächendeckenden Verbreitung<br />
zu verhelfen, werden intelligente Technologie- und Energiesysteme<br />
nicht ausreichen. Elektrofahrzeuge werden nur einen<br />
positiven Einfluss auf die Umwelt haben, wenn sie einen<br />
signifikanten Anteil der automobilen Gesamtfahrleistung<br />
übernehmen. Dafür ist ein grundlegendes Umdenken im<br />
Kauf- und Mobilitätsverhalten zwingend notwendig. Dies ist<br />
der Punkt, an dem die Wahl des Lifestyles und der Mobilitätsplanung<br />
ins Spiel kommen.<br />
Die meisten Europäer fahren weniger als 40 Kilometer täglich<br />
mit ihrem PKW. Dies bedeutet, dass die meisten unserer<br />
Fahrten ohne weiteres mit einem Elektroauto zurückgelegt<br />
werden können. Viele Autokäufer neigen immer noch dazu,<br />
Fahrzeuge zu kaufen, die ihre täglichen Bedürfnisse um ein<br />
Vielfaches übertreffen und bevorzugen den Kauf von großen<br />
Fahrzeugen, die beispielsweise auch für die gelegentlichen<br />
Urlaubsfahrten geeignet sind. Um dieses Konsumentenverhalten<br />
zu ändern, müssen Alternativen verfügbar werden.<br />
Zum Beispiel könnten Elektrofahrzeuge für die kurzen täglichen<br />
Strecken genutzt werden, während für gelegentlich<br />
anfallende Langstrecken ein Hybridfahrzeug geliehen wird.<br />
Umfragen ergeben, dass Autonutzer mit der Zeit immer<br />
zugänglicher für flexible Mobilitätskonzepte werden und<br />
im Jahre 2<strong>02</strong>0 die Abhängigkeit vom Besitz eines eigenen<br />
Fahrzeugs sehr viel geringer sein wird. CarSharing-Systeme<br />
auf Basis von Elektrofahrzeugen können diese Entwicklung<br />
beschleunigen und werden bereits in Städten wie z.B. Paris<br />
(Autolib) und Oslo (Move About) umgesetzt.<br />
Zu guter Letzt muss Elektromobilität in ein allumfassendes<br />
Mobilitätskonzept eingebunden werden, das neue Vernetzungen<br />
zwischen unterschiedlichen Transportbedürfnissen<br />
zulässt. Eine Kombination aus elektrischem CarSharing mit<br />
Massentransport-Services (z.B. Bahn) würde die Netzabdeckung<br />
der Anbieter des öffentlichen Transports über ihre<br />
traditionellen Möglichkeiten hinaus erweitern.<br />
Politiker, Forscher, Autohersteller und Zulieferer müssen<br />
gewährleisten, dass smarte Technologien und neue Geschäftsmodelle<br />
zugänglich sind, um sicherzustellen, dass<br />
Elektromobilität seine volle umweltschonende Wirkung<br />
entfalten kann. Dafür braucht es informierte und unterstützende<br />
Konsumenten.<br />
Dr. Peder Jensen, Head of Energy and Transport Group<br />
European Environment Agency<br />
www.eea.europa.eu<br />
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