NEUE MOBILITÄT 02
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Stadt - Land - Strom - BAW<br />
Nutzungsmöglichkeiten<br />
von Elektromobilität in<br />
städtischen und<br />
ländlichen Räumen<br />
Christian Hanke, BAW Institut für regionale Wirtschaftsforschung GmbH<br />
Das Thema Elektromobilität wird momentan viel diskutiert.<br />
Einigkeit besteht in der Fachwelt darin, dass elektrisch angetriebene<br />
Fahrzeuge zukünftig einen relevanten Anteil bei den<br />
Neuzulassungen erzielen werden. Aufgrund der derzeit noch<br />
eingeschränkten Reichweite batterieelektrisch betriebener<br />
Fahrzeuge wurden bisher vorwiegend Städte für die effektive<br />
Umsetzung elektromobiler Konzepte betrachtet. Die Modellregion<br />
Elektromobilität Bremen/Oldenburg zeichnet sich<br />
durch drei städtische Verdichtungsräume - Bremen, Oldenburg,<br />
Bremerhaven - sowie ein ländlich geprägtes Umfeld aus.<br />
Daher fokussieren sich unsere Untersuchungen im Bereich<br />
Mobilitätsstrukturen bewusst auch auf den ländlichen Raum.<br />
Aus verschiedenen Untersuchungen wissen wir, dass für<br />
die individuelle Mobilität in ländlichen Regionen wesentlich<br />
häufiger PKW eingesetzt werden, als in städtischen Zentren.<br />
In der Stadt spielt der öffentliche Nahverkehr, das Fahrrad<br />
oder die Mobilität zu Fuß eine größere Rolle. Während z.B.<br />
in Bremen 42 Prozent der Einwohner den ÖPNV nutzen, ist<br />
es im ländlichen Umland der Modellregion nur etwa jeder<br />
Zehnte. Gruppen mit verfügbarem PKW legen pro Tag über<br />
40 Kilometer zurück, Gruppen ohne PKW - Ausnahme sind<br />
Studenten und Auszubildende - sind dagegen täglich weniger<br />
als 30 km unterwegs. Insgesamt zeigt sich, dass Menschen<br />
mit Auto weitere Strecken zurücklegen als ohne PKW<br />
und auch mehr Zeit für Mobilität aufwenden. Dies trifft vor<br />
allem auf Berufspendler aus dem Umland städtischer Ballungszentren<br />
zu.<br />
Das unterschiedliche Mobilitätsverhalten lässt darauf<br />
schließen, dass sich eMobilität in naher Zukunft zwischen<br />
Stadt und Land unterscheiden wird. Für die ländliche Bevölkerung<br />
wird weiterhin der Pendelverkehr und damit zum<br />
großen Teil die Nutzung des PKW im Mittelpunkt stehen.<br />
Die ersten PKW-Tests in der Modellregion zeigen, dass bereits<br />
heute batterieelektrisch betriebene PKW Strecken von<br />
mehr als 100 km problemlos zurücklegen können und sich<br />
für den täglichen Pendelverkehr eignen. Die Aufladung kann<br />
zu Hause erfolgen. Viel diskutiert werden in Städten eCar-<br />
Sharing-Modelle. Für den ländlichen Raum sind bisher kaum<br />
oder wenig überzeugende Umsetzungskonzepte entwickelt<br />
worden. Denkbar ist jedoch der Einsatz von Elektromobilität<br />
im Bereich Tourismus, um den Urlaubern ohne eigene Fortbewegungsmittel<br />
größtmögliche Flexibilität und Mobilität zu<br />
ermöglichen.<br />
In der Stadt hingegen gibt es vielfältige Überlegungen zur<br />
Nutzung der eMobilität. Unter dem Aspekt der knappen Parkraumverfügbarkeit<br />
wird z.B. eCarSharing ein Thema nachhaltiger<br />
Verkehrsplanung sein. Allerdings schränken lange<br />
Ladezeiten die Nutzung durch mehrere aufeinanderfolgende<br />
Kunden noch stark ein. Es ist auch denkbar, dass Bewohner<br />
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