NEUE MOBILITÄT 02
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status quo der ELEKTRO<strong>MOBILITÄT</strong> - Prof. Dr.-Ing. Christian Voy<br />
Elektromobilität in Deutschland<br />
Ein Statusbericht<br />
Prof. Dr.-Ing. Christian Voy, BEM-Beirat<br />
Vor 18 Jahren starteten Herr Dr. Riesenhuber, in seiner Funktion<br />
als Forschungsminister, und Frau Merkel als zuständige<br />
Landespolitikerin in Binz das vom BMBF geförderte Projekt<br />
»Erprobung von Elektrofahrzeugen der neuesten Generation<br />
auf der Insel Rügen«. Das Forschungsvorhaben war<br />
seiner Zeit nicht nur mit Abstand das größte und vor allen<br />
Dingen wissenschaftlich fundierteste weltweit, sondern es<br />
demonstrierte eindrucksvoll die technologische Führung<br />
Deutschlands auf dem Gebiet der Elektromobilität. Dabei<br />
waren allein vier Unternehmen der Batterieindustrie mit<br />
einer Komplettfertigung in Deutschland angesiedelt. Wenn<br />
man den langen Zeitraum seit Abschluss des Projektes Ende<br />
1996 betrachtet, drängt sich die Frage auf, was Industrie und<br />
Regierungsverantwortliche denn am Standort Deutschland<br />
aus diesem Wettbewerbsvorteil gemacht haben und wie bei<br />
uns heute der Status Quo der Elektromobilität zu sehen ist.<br />
Elektromobilität ist unabdingbar für die Absicherung zukünftiger<br />
Mobilität<br />
Um die globale Erwärmung auf zwei Grad Celsius weltweit zu<br />
begrenzen, wie unter den G8-Staaten grundsätzlich vereinbart,<br />
wäre bis 2050 eine Pro-Kopf-Emissionsreduzierung an<br />
CO2 um bis zu 85% gegenüber 2000 erforderlich. Daraus ergibt<br />
sich nach einer Studie von McKinsey für Deutschland als<br />
Industrieland in 2050 ein rechnerisches Reduktionsziel von<br />
82 - 95% gegenüber 2005. Das liefe auf einen jährlichen Pro-<br />
Kopfausstoß von 0,7 bis 2,4 Tonnen hinaus - derzeit sind es 13<br />
Tonnen. Setzen wir einen konstanten Anteil PKW-Verkehr an<br />
den Gesamtemissionen von 12,4% wie 2005 und eine leichte<br />
Reduzierung der Fahrzeugdichte, entsprechend der Vorhersage<br />
von 0,56 auf 0,52 Fahrzeugen/Kopf voraus, so müsste<br />
das CO2-Limit von 221 g/km im Jahre 2005 auf 43 g/km<br />
sinken, damit 2,4 Tonnen pro Kopf erreicht werden. Für 0,7<br />
Tonnen pro Kopf wären sogar nur noch 13 g CO2/km über die<br />
gesamte PKW-Flotte zugelassen.<br />
Für die Erzeugung Erneuerbarer Energien setzt McKinsey 30<br />
g CO2/kWh an, damit fährt ein Elektrofahrzeug etwa 6,6 km,<br />
ein Brennstoffzellen-PKW ca. 3 km, das bedeutet für diese<br />
Fahrzeuge eine bezogene CO2-Emissionen von 4,5 bzw. 10 g<br />
CO2/km. Aus diesen Überlegungen resultiert die Erkenntnis,<br />
dass auch bei weiterer Optimierung der Verbrennungsmotoren<br />
bis 2050 68 -93% elektrisches Fahren mit Strom oder<br />
Wasserstoff notwendig ist, um die gesteckten Ziele zu erreichen,<br />
selbstverständlich auf Basis Erneuerbarer Energien.<br />
Selbst wenn international die Ziele deutlich reduziert werden,<br />
könnte der notwendige Beitrag des PKW-Verkehrs zur<br />
Verminderung der CO2-Emissionen kaum ohne die Elektromobilität<br />
erbracht werden.<br />
Elektromobilität hat ein hohes Marktpotential und kann<br />
neue Arbeitsplätze schaffen<br />
Die eMobilität bietet zudem immense industrielle Wachstumschancen.<br />
Nach neuesten Studien von McKinsey soll<br />
das Elektro-/Hybridfahrzeug im Jahr 2<strong>02</strong>0 einen weltweiten<br />
Marktanteil von bis zu 33% der Neufahrzeuge erreichen.<br />
Das würde weltweit ein Umsatzvolumen von 470 Mrd. € bedeuten.<br />
Der Anteil reiner Elektrofahrzeuge beträgt daran 110<br />
Mrd. und der von Hybridmodellen 360 Mrd.€. Unter der Annahme<br />
gleich bleibender Marktanteile der deutschen Automobilhersteller<br />
bedeutet das ein erschließbares Potential in<br />
Deutschland von 85 Mrd.€. Dieses optimistische Szenario<br />
baut auf einem Ölpreis von 110 US $/Barrel auf. Selbst eine<br />
konservative Schätzung mit 60 US $/Barrel ergibt für 2<strong>02</strong>0<br />
noch eine Marktgröße von 290 Mrd.€.<br />
Für die weltweite Zulieferindustrie würde aus dem optimistischen<br />
Szenario ein Komponentenmarkt von rund 75 Mrd.€<br />
entstehen. Zwei Drittel, also 50 Mrd.€ entfallen dabei allein<br />
auf die Herstellung geeigneter Batteriesysteme. Der daraus<br />
resultierende Beschäftigungseffekt wird bis 2<strong>02</strong>0 auf rund<br />
250.000 neue Stellen geschätzt. Diesen Wachstumschancen<br />
steht jedoch eine sinkende Anzahl verkaufter Fahrzeuge<br />
mit herkömmlichem Verbrennungsmotor gegenüber, wodurch<br />
bei den konventionellen Antriebskomponenten weltweit<br />
46.000 Stellen zur Disposition stehen. Davon wird der<br />
Standort Deutschland auf Grund seiner starken Position im<br />
Bereich der Verbrennungsmotortechnologie besonders be-<br />
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