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NEUE MOBILITÄT 02

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Stadt - Land - Strom - Fraunhofer IFF, Magdeburg<br />

Elektromobilität<br />

ganzheitlich denken<br />

Dr.-Ing. Przemyslaw Komarnicki, Fraunhofer IFF, Magdeburg<br />

Die wachsende Leistungsfähigkeit von Elektrofahrzeugen<br />

ist wichtig - für die Weiterentwicklung der Technologie genauso<br />

wie für ihre Akzeptanz in der Bevölkerung. Wie jedoch<br />

der Alltag zukünftiger Elektromobilität aussehen soll,<br />

wird oft noch zu selten hinterfragt. Dabei steht ihre erfolgreiche<br />

Einführung nicht nur in engem Zusammenhang mit<br />

dem technologischen Entwicklungsstand des bloßen Fahrzeugs.<br />

Sie steht und fällt mindestens ebenso mit der Frage:<br />

Wie wird die Elektromobilität von morgen organisiert?<br />

Gemeinsamer Ausbau des ÖPNV und der eMobilität<br />

Solche Konzepte werden nicht umhin kommen, das Problem<br />

ganzheitlich anzugehen. Zu dieser Ganzheitlichkeit gehört<br />

es, an Elektrofahrzeuge ebenso zu denken wie an die dafür<br />

erforderliche Ladeinfrastruktur, inklusive leistungsfähiger<br />

elektrischer Netze. Sollen einmal tatsächlich viele Millionen<br />

Elektroautos über unsere Straßen rollen, ließen sich diese<br />

nur schwer mit der heute bestehenden Energieinfrastruktur<br />

versorgen. Noch anspruchsvoller wird es durch die Vorgabe,<br />

die Fahrzeuge verstärkt mit Energie aus erneuerbaren Quellen<br />

zu laden. Dafür braucht es neue, intelligente Netze, die<br />

das dann flukturierende Energieangebot ausgleichen und<br />

für eine dauerhafte Netzsicherheit und -stabilität sorgen.<br />

Außerdem ist es nicht undenkbar, ergänzend zum Individualverkehr<br />

wieder stärker auf die Einbindung öffentlicher<br />

Verkehrsmittel zurückzugreifen - etwa für die Überwindung<br />

längerer Strecken zwischen den urbanen Zentren. Diese und<br />

ähnliche Überlegungen erfordern jedoch die Auseinandersetzung<br />

mit den bisherigen infrastrukturellen Rahmenbedingungen<br />

und ihren Perspektiven. Der Ausbau der elektrischen<br />

Netze gehört ebenso dazu, wie eine qualitativ wie quantitativ<br />

nachhaltige Verbesserung des Angebotes öffentlicher<br />

Verkehrsmittel.<br />

Es ist unstrittig: Ein Elektrofahrzeug, das in unserem Alltag<br />

ankommen will, braucht genügend Reichweite. Was jedoch<br />

ist »genügend«? Im Durchschnitt fahren wir in Deutschland<br />

mit unserem Auto gerade einmal 40 km am Tag. Aktuelle<br />

eFahrzeuge schaffen das spielend. Dabei zeigen sich allerdings<br />

deutliche Unterschiede zwischen Bewohnern städtischer<br />

und ländlicher Gebiete. Erfahrungsgemäß liegen die<br />

täglichen Fahrstrecken auf dem Land oft weit über denen in<br />

Städten. Folgerichtig sind die Ansprüche an Elektromobilität<br />

Solarenergie für den e-tron<br />

dort auch ganz andere als in infrastrukturell gut versorgten<br />

Zentren. Solange wir nicht über einen Antrieb verfügen, der<br />

den Verbrennungsmotor nahezu gleichwertig ersetzt, sind<br />

wir gezwungen, über Mobilitätskonzepte nachzudenken, die<br />

diese unterschiedlichen Szenarien berücksichtigen.<br />

Zukünftige Ladeleistungen brauchen andere Netze<br />

Am Fraunhofer IFF in Magdeburg arbeitet man seit Jahren<br />

intensiv an den logistischen Herausforderungen der Elektromobilität,<br />

also auch an der Anpassung der elektrischen Versorgungs-<br />

und Übertragungsnetze. Da spielt es auch eine<br />

Rolle, dass in naher Zukunft wohl überwiegend schnellladefähige<br />

Elektrofahrzeuge mit Ladeleistungen im Bereich von<br />

20 bis 40 Kilowatt und mehr das Bild bestimmen werden.<br />

Während heute vorhandene Elektrofahrzeuge mit Ladeleistungen<br />

im Bereich weniger Kilowatt jederzeit und überall geladen<br />

werden können, ist zukünftig eine intelligente Abstimmung<br />

der Fahrzeugladung auf die jeweiligen Netzzustände<br />

erforderlich. Besondere Anforderungen stellen auch die<br />

erwähnten ländlichen Gebiete. Hier wird zusätzlich ein gut<br />

ausgebautes Netz von öffentlichen Verkehrsmitteln für längere<br />

Fahrstrecken eine Voraussetzung für ein realistisches<br />

Elektroverkehrskonzept sein.<br />

Das Fraunhofer IFF in Magdeburg leistet an dieser Stelle<br />

wichtige Vorarbeiten. Beispielsweise via Internet sollen bald<br />

die Verkehrs- und die Energielogistik miteinander verknüpft<br />

werden können. Ganz bewusst werden dabei sämtliche Verkehrsbereiche<br />

mit eingeschlossen, um so die Durchsetzung<br />

einer neuen, elektrisch geprägten Mobilität zu unterstützen.<br />

Dr.-Ing. Przemyslaw Komarnicki<br />

Koordinator eMobilität / Fraunhofer-Institut für Fabrikbetrieb<br />

und -automatisierung IFF in Magdeburg<br />

www.iff.fraunhofer.de<br />

Neue Mobilität<br />

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