NEUE MOBILITÄT 02
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Elektromobilität in Europa - österreich<br />
Lebensland Kärnten<br />
Interview mit Projektleiter Gerald Milkin, Landesregierung Kärnten<br />
Weitere Informationen unter www.lebensland.com<br />
Was hat sich das Projekt »Lebensland Kärnten« zur Aufgabe<br />
gemacht und von wem wird es getragen?<br />
Das »Lebensland Kärnten«, welches von der Kärntner Landesregierung<br />
getragen wird, hat sich all das zur Aufgabe<br />
gemacht, was der Markt von sich aus im Bereich der Elektromobilität<br />
nicht von allein leistet. Wir schaffen für die aufkommende<br />
Elektromobilität die nötige Infrastruktur, erarbeiten<br />
neue Mobilitätskonzepte und fördern die Marktentwicklung<br />
in den Bereichen Elektromobilität und Erneuerbare Energien.<br />
So gibt es beispielsweise bereits zahlreiche Anbieter von Infrastrukturlösungen,<br />
aber noch keine konkreten Abnehmer,<br />
die im großen Stil in finanzielle Vorleistung gehen würden,<br />
um damit ein Zeichen in Richtung Neue Mobilität zu setzen.<br />
Welche Vision steckt hinter dem Projekt und wie wird diese<br />
aktuell umgesetzt?<br />
Unsere Vision: »In Zukunft soll es in keiner Region Europas<br />
komfortabler, einfacher und attraktiver sein, ein Elektrofahrzeug<br />
zu fahren als in Kärnten!«<br />
Unser Konzept für eine zukunftsfähige Mobilität in Kärnten<br />
besteht aus verschiedenen Elementen. Wir bauen ein dichtes<br />
Netz an Ladestationen auf, um dem zu erwartenden Ladeverhalten<br />
Rechnung zu tragen. Auf der anderen Seite werden<br />
Anlagen für Erneuerbare Energien als Gegengewicht zum erhöhten<br />
Strombedarf von Elektrofahrzeugen geschaffen. Darüber<br />
hinaus gibt es zahlreiche finanzielle Förderungen, um<br />
die Anschaffung von Elektrofahrzeugen für die Endkunden<br />
attraktiver zu machen. Außerdem setzen wir auf Information,<br />
um künftige Kunden zu guten Kunden zu machen. Über unsere<br />
Webseite, unsere eBooks zur Elektromobilität und die<br />
Lebensland Messe versuchen wir den vielen Fragen rund um<br />
die Neue Mobilität aktiv zu begegnen.<br />
Elektromobilität und Erneuerbare Energien als ideale Partner<br />
einer Neuen Mobilität?<br />
Für mich persönlich sind Elektromobilität und Erneuerbare<br />
Energien eindeutig die idealen und vor allem wünschenswerten<br />
Partner. Im Rahmen von »Lebensland Kärnten« beteiligen<br />
wir uns aktiv an der größten Photovoltaik-Anlage Klagenfurts<br />
und an einem Windpark in Kärnten. Beide Anlagen zusammen<br />
produzieren aktuell Strom für 17.500 Elektrofahrzeuge.<br />
Ich befürchte jedoch, dass es dem Kunden letztendlich egal<br />
sein wird, womit sein Fahrzeug beladen wird. Wenn er mit<br />
Atom- oder Kohlestrom günstiger von A nach B kommt, wird<br />
er sich in den meisten Fällen für diese Variante entscheiden.<br />
Elektromobilität in Österreich: wo sehen Sie die Chancen<br />
und Herausforderungen?<br />
Eine große Chance sehe ich vor allem im Bereich der Zulieferbranche.<br />
Hier ist die österreichische Wirtschaft exzellent<br />
aufgestellt. Bei Magna & Co. wird aktuell bereits im Bereich<br />
Elektromobilität geforscht und getestet. Die Branche ist bereit,<br />
wenn es darum geht, Elektromobilität in Serie auf die<br />
Straße zu bringen. Auch für Geschäftsleute, die jetzt in den<br />
Handel mit Elektrofahrzeugen einsteigen, sehe ich große Entwicklungschancen.<br />
Da wird sich in Österreich ein komplett<br />
neuer Geschäftszweig entwickeln. Ganz neue Geschäftsmodelle<br />
werden den Markt künftig bestimmen und einen<br />
komplett neuen Markt entstehen lassen. Die wesentliche<br />
Herausforderung für uns besteht jetzt vor allem darin, dass<br />
wir den Markt so viel wie nötig und so wenig wie möglich beeinflussen.<br />
Der Kunde soll möglichst selbst entscheiden, für<br />
welches Produkt er sich entscheidet. Nur so haben wir eine<br />
gesunde und nachhaltige Marktentwicklung im Bereich der<br />
Elektromobilität.<br />
Welche Unterschiede erkennen Sie in Hinblick auf die Entwicklungen<br />
in Deutschland?<br />
Die Herangehensweise ist grundverschieden. In Deutschland<br />
gibt es immer einen konkreten Plan. Daran wird lange<br />
geforscht, entwickelt und gefeilt. Wenn der Plan dann nach<br />
langer Entwicklungszeit umgesetzt wird, passiert das meist<br />
mit einer geringen Fehlerquote. In Österreich setzen wir eher<br />
auf »learning by doing«. Wir kalkulieren von Anfang an ein<br />
gewisses Fehlermanagement mit ein. Deshalb gibt es in Österreich<br />
aktuell mehr konkrete Projekte und Elektrofahrzeuge<br />
pro Person. Welcher Weg am Ende der erfolgreichere ist,<br />
wird sich in ein paar Jahren zeigen.<br />
Neue Mobilität<br />
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