KEM Konstruktion 11.2016
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WERKSTOFFE/VERFAHREN<br />
WERKSTOFFE<br />
Um die im Material entstehenden<br />
Eigenspannungen zu begrenzen,<br />
werden wabenartige Stützstrukturen<br />
mit aufgebaut, um die verschiedenen<br />
Partien des Rohlings<br />
mit der massiven Bauplatte zu verbinden<br />
und so ein Hochbiegen zu<br />
verhindern<br />
Bild: 3D Laserdruck<br />
Selektives Laserschmelzen – eine moderne Fertigungstechnologie<br />
Belastbare Bauteile aus Stahl, Alu und Titan<br />
Additive Fertigungsverfahren wie das selektive Metall-Laserschmelzen erobern inzwischen immer<br />
weitere Einsatzbereiche sowohl bei der Entwicklung als auch bei der Produktion technischer Bauteile.<br />
Es ermöglicht die Herstellung von massiven Bauteilen mit hoher Dichte, die sich auch für hohe<br />
Beanspruchungen eignen. Das Verfahren bietet sich insbesondere bei kleinen Stückzahlen und<br />
komplexen Geometrien an.<br />
Entscheidender Vorteil des selektiven Laserschmelzens ist, dass<br />
dabei massive Bauteile entstehen, deren mechanische Eigenschaften<br />
denjenigen des Ursprungsmaterials entsprechen“, sagt Philipp<br />
Albrecht, Verfahrensingenieur der Firma 3D Laserdruck in Reutlingen.<br />
Ausgangsmaterial des Verfahrens sind Pulver aus hochwertigen<br />
Werkstoffen wie Werkzeug- oder Edelstählen, Aluminiumlegierungen,<br />
Nickelbasislegierungen oder Titan. Ähnlich wie bei vielen<br />
der inzwischen weit verbreiteten 3D-Druckverfahren entstehen daraus<br />
durch schichtweisen Aufbau dreidimensionale Bauteile.<br />
Zu anderen Verfahren wie Lasersintern oder Stereolithographie gibt<br />
es allerdings einen wesentlichen Unterschied: Die beim Laserschmelzen<br />
entstehenden Bauteile sind auch ohne jede Nach -<br />
behandlung massiv und weisen Eigenschaften auf, die mit denen<br />
von Walz- oder Schmiedelegierungen umfassend vergleichbar sind.<br />
Das macht das Verfahren interessant für Anwendungen, bei denen<br />
Einzelstücke oder kleine bis mittlere Serien aus real belastbaren<br />
Bauteilen mit komplexer Geometrie gefordert werden. Typische Einsatzgebiete<br />
sind beispielsweise Luft- und Raumfahrt, Rennsport,<br />
Werkzeug- und Formenbau, Medizintechnik sowie generell solche<br />
industriellen Anwendungsbereiche, bei denen – so wie beim Sondermaschinenbau<br />
– Bauteile mit anspruchsvoller Geometrie in eher<br />
kleinen Stückzahlen benötigt werden.<br />
„Das Verfahren ermöglicht die Herstellung von Integralbauteilen,<br />
das heißt die Zusammenfassung von Baugruppen, die bislang aus<br />
vielen Einzelteilen hergestellt wurden“, erläutert Sven Skerbis, Technischer<br />
Leiter Vertrieb bei 3D Laserdruck. Diese können jetzt als monolithisches<br />
Einzelteil hergestellt werden. Besondere Vorteile bietet<br />
das Verfahren auch überall dort, wo hohe Belastbarkeit, innere Hohlräume<br />
oder komplexe, durch Zerspanung kaum darstellbare Geometrien<br />
gefordert werden. So entfallen beim Laserschmelzen die<br />
hohen Kosten für Werkzeuge, Formen und sonstige Vorrichtungen,<br />
die bei konventionellen Verfahren wie Gießen, Schmieden oder<br />
Blechumformen benötigt werden. Auch können Teile innerhalb weniger<br />
Arbeitstage geliefert werden. Das ist insbesondere bei kleineren<br />
Stückzahlen ein nicht zu unterschätzender Vorteil, der es ermöglicht,<br />
die Lebenszykluskosten der Bauteile signifikant zu reduzieren.<br />
Gestalterische Freiheitsgrade für den Konstrukteur<br />
Zudem gibt es „Complexity for free“, weil eine Erhöhung der Bauteilkomplexität<br />
keine zusätzlichen Kosten bedingt. Besonders hervorzuheben<br />
sind die gestalterischen Freiheitsgrade für den Konstrukteur,<br />
die erheblich über denjenigen anderer Herstellverfahren liegen,<br />
weil Restriktionen bezüglich der Zugänglichkeit für Zerspanungswerkzeuge<br />
oder der Entformbarkeit z.B. aus Gießwerkzeugen entfallen.<br />
Das ermöglicht die Integration zusätzlicher Funktionen in die<br />
Bauteilgestalt, optimierten Leichtbau mit exakt an die Kraftverläufe<br />
angepassten Wanddicken oder die Realisierung innenliegender<br />
Hohlräume, belastungsoptimierter innenliegender Rippenstrukturen<br />
oder Fließkanäle für z.B. Kühlmedien. Dennoch ist die Prozesskette<br />
oft wesentlich kürzer als bei konventionellen Herstellverfahren.<br />
Sehr vorteilhaft ist das 3D-Laserschmelzen auch im Vergleich zur<br />
Zerspanung aus dem Vollen, bei dem oft hohe Materialverluste von<br />
manchmal mehr als 80 bis 90 % in Kauf genommen werden müssen.<br />
Beim Laserschmelzen wird dagegen nur exakt das an Material<br />
104 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> 11 2016