21.11.2018 Aufrufe

KEM Konstruktion 11.2016

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

WERKSTOFFE/VERFAHREN<br />

WERKSTOFFE<br />

Um die im Material entstehenden<br />

Eigenspannungen zu begrenzen,<br />

werden wabenartige Stützstrukturen<br />

mit aufgebaut, um die verschiedenen<br />

Partien des Rohlings<br />

mit der massiven Bauplatte zu verbinden<br />

und so ein Hochbiegen zu<br />

verhindern<br />

Bild: 3D Laserdruck<br />

Selektives Laserschmelzen – eine moderne Fertigungstechnologie<br />

Belastbare Bauteile aus Stahl, Alu und Titan<br />

Additive Fertigungsverfahren wie das selektive Metall-Laserschmelzen erobern inzwischen immer<br />

weitere Einsatzbereiche sowohl bei der Entwicklung als auch bei der Produktion technischer Bauteile.<br />

Es ermöglicht die Herstellung von massiven Bauteilen mit hoher Dichte, die sich auch für hohe<br />

Beanspruchungen eignen. Das Verfahren bietet sich insbesondere bei kleinen Stückzahlen und<br />

komplexen Geometrien an.<br />

Entscheidender Vorteil des selektiven Laserschmelzens ist, dass<br />

dabei massive Bauteile entstehen, deren mechanische Eigenschaften<br />

denjenigen des Ursprungsmaterials entsprechen“, sagt Philipp<br />

Albrecht, Verfahrensingenieur der Firma 3D Laserdruck in Reutlingen.<br />

Ausgangsmaterial des Verfahrens sind Pulver aus hochwertigen<br />

Werkstoffen wie Werkzeug- oder Edelstählen, Aluminiumlegierungen,<br />

Nickelbasislegierungen oder Titan. Ähnlich wie bei vielen<br />

der inzwischen weit verbreiteten 3D-Druckverfahren entstehen daraus<br />

durch schichtweisen Aufbau dreidimensionale Bauteile.<br />

Zu anderen Verfahren wie Lasersintern oder Stereolithographie gibt<br />

es allerdings einen wesentlichen Unterschied: Die beim Laserschmelzen<br />

entstehenden Bauteile sind auch ohne jede Nach -<br />

behandlung massiv und weisen Eigenschaften auf, die mit denen<br />

von Walz- oder Schmiedelegierungen umfassend vergleichbar sind.<br />

Das macht das Verfahren interessant für Anwendungen, bei denen<br />

Einzelstücke oder kleine bis mittlere Serien aus real belastbaren<br />

Bauteilen mit komplexer Geometrie gefordert werden. Typische Einsatzgebiete<br />

sind beispielsweise Luft- und Raumfahrt, Rennsport,<br />

Werkzeug- und Formenbau, Medizintechnik sowie generell solche<br />

industriellen Anwendungsbereiche, bei denen – so wie beim Sondermaschinenbau<br />

– Bauteile mit anspruchsvoller Geometrie in eher<br />

kleinen Stückzahlen benötigt werden.<br />

„Das Verfahren ermöglicht die Herstellung von Integralbauteilen,<br />

das heißt die Zusammenfassung von Baugruppen, die bislang aus<br />

vielen Einzelteilen hergestellt wurden“, erläutert Sven Skerbis, Technischer<br />

Leiter Vertrieb bei 3D Laserdruck. Diese können jetzt als monolithisches<br />

Einzelteil hergestellt werden. Besondere Vorteile bietet<br />

das Verfahren auch überall dort, wo hohe Belastbarkeit, innere Hohlräume<br />

oder komplexe, durch Zerspanung kaum darstellbare Geometrien<br />

gefordert werden. So entfallen beim Laserschmelzen die<br />

hohen Kosten für Werkzeuge, Formen und sonstige Vorrichtungen,<br />

die bei konventionellen Verfahren wie Gießen, Schmieden oder<br />

Blechumformen benötigt werden. Auch können Teile innerhalb weniger<br />

Arbeitstage geliefert werden. Das ist insbesondere bei kleineren<br />

Stückzahlen ein nicht zu unterschätzender Vorteil, der es ermöglicht,<br />

die Lebenszykluskosten der Bauteile signifikant zu reduzieren.<br />

Gestalterische Freiheitsgrade für den Konstrukteur<br />

Zudem gibt es „Complexity for free“, weil eine Erhöhung der Bauteilkomplexität<br />

keine zusätzlichen Kosten bedingt. Besonders hervorzuheben<br />

sind die gestalterischen Freiheitsgrade für den Konstrukteur,<br />

die erheblich über denjenigen anderer Herstellverfahren liegen,<br />

weil Restriktionen bezüglich der Zugänglichkeit für Zerspanungswerkzeuge<br />

oder der Entformbarkeit z.B. aus Gießwerkzeugen entfallen.<br />

Das ermöglicht die Integration zusätzlicher Funktionen in die<br />

Bauteilgestalt, optimierten Leichtbau mit exakt an die Kraftverläufe<br />

angepassten Wanddicken oder die Realisierung innenliegender<br />

Hohlräume, belastungsoptimierter innenliegender Rippenstrukturen<br />

oder Fließkanäle für z.B. Kühlmedien. Dennoch ist die Prozesskette<br />

oft wesentlich kürzer als bei konventionellen Herstellverfahren.<br />

Sehr vorteilhaft ist das 3D-Laserschmelzen auch im Vergleich zur<br />

Zerspanung aus dem Vollen, bei dem oft hohe Materialverluste von<br />

manchmal mehr als 80 bis 90 % in Kauf genommen werden müssen.<br />

Beim Laserschmelzen wird dagegen nur exakt das an Material<br />

104 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> 11 2016

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!