8.2 Methodischer Ansatz am Beispiel „Winter 2002/03“ - Gemeinde ...
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Lawinenexperten vor Ort<br />
Grundlegendes zur Lawinenthematik<br />
Im Jahr 1912 gab das k.u.k. Ackerbauministerium das Ziel, Unterlagen über Lawinenab-<br />
gänge planmäßig zu s<strong>am</strong>meln, vor. D<strong>am</strong>it wurden die Voraussetzungen für eine ges<strong>am</strong>tös-<br />
terreichische lawinenkundliche Forschung geschaffen. Nach dem Zweiten Weltkrieg wur-<br />
de die Schneeforschungsstelle der Sektion Innsbruck der Wildbach- und Lawinenverbau-<br />
ung zur vorbeugenden Lawinenforschung in der Wattener Lizum eingerichtet. Nach den<br />
Katastrophenereignissen der Jahre 1951 (135 Tote) und 1954 (119 Tote) mit insges<strong>am</strong>t 271<br />
Toten im Bundesgebiet, war eine der wichtigsten Erkenntnisse, dass annähernd zwei Drit-<br />
tel der Lawinen unterhalb der potenziellen Waldgrenze abgehen (s. Abb. 2-1). Somit<br />
wechselte man in das 2000m hoch gelegene Obergurgl, um dort Methoden der Hochlagen-<br />
aufforstung zu erproben, welche die teuren und technisch aufwendigen Verbauungsmaß-<br />
nahmen ersetzen sollten. Im Jahre 1963 wurde diese Forschungsstelle als Außenstelle für<br />
subalpine Waldforschung der Forstlichen Bundesversuchsanstalt in Wien (FBVA) einge-<br />
gliedert und 1966 dem Institut für Wildbach und Lawinenverbauung zugeteilt. Zunehmen-<br />
de Besiedlung in den inneralpinen Tälern und die Errichtung der dafür erforderlichen Inf-<br />
rastruktur erforderten bereits in den Siebzigerjahren außerordentliche Schutzmaßnahmen,<br />
was auch aufgrund fehlender Forschungsgelder zu enger Zus<strong>am</strong>menarbeit mit dem Eidge-<br />
nössischen Institut für Schnee- und Lawinenforschung in Davos/CH geführt hat. Jahrzehnte<br />
lange Untersuchungen zur Lawinenthematik an den Universitäten Innsbruck, Salzburg,<br />
Graz und der Universität für Bodenkultur in Wien und die außerordentlich hohen Schäden<br />
der Lawinenwinter 1974 und 1984 führten zur Gründung des Instituts für Lawinenkunde an<br />
der FBVA in Innsbruck im Jahre 1985, heute als Institut für Wildbach- und Lawinenschutz<br />
tätig (Land Tirol, 2000). Mag. Roland Luzian von der Forstlichen Bundsversuchsanstalt in<br />
Innsbruck ist es in zwei Arbeiten gelungen, eine Österreichische Schadenlawinendaten-<br />
bank (s. Abb. 2-2) mit annähernd lückenlosen Daten aus den Wintern 1967/68 bis 1992/93<br />
zu erstellen. Dabei wurden Lawinenereignisse erfasst, durch die Menschen verschüttet oder<br />
menschliche Güter beschädigt worden sind (Luzian, <strong>2002</strong>).<br />
Um Maßnahmen zum Schutz vor Lawinen (1999: Galtür mit 31 Toten) treffen zu können,<br />
wurden in den letzten Jahren einerseits Methoden entwickelt, welche historische Ereignisse<br />
in die aktuelle Entscheidung mit einfließen lassen oder physikalische Prozesse in der<br />
Schneedecke nachbilden und andererseits Modelle erdacht, die eine Lawinenbewegung<br />
möglichst wirklichkeitsnah simulieren und als Ergebnis Geschwindigkeiten, Auslauflängen<br />
und Druckverteilungen liefern (vgl. Kapitel 4). Diese Ergebnisse finden Berücksichtigung<br />
in der Gefahrenzonenplanung sowie bei der Dimensionierung von Abriss-, Ablenk- und<br />
Alexander Holaus Seite 5