8.2 Methodischer Ansatz am Beispiel „Winter 2002/03“ - Gemeinde ...
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Lawinenexperten vor Ort<br />
Beurteilung der Lawinengefahr<br />
Mit derselben Thematik, nämlich dem Aufspüren von Schwachschichten in der Schneede-<br />
cke (vgl. Abb. 4-11) hat sich auch Jürg Schweizer (2006) beschäftigt. „Wer seine Nase in<br />
die Schneedecke steckt, der sollte auch nach Nieten suchen“, meint er. Durch den Ver-<br />
gleich von stabilen mit instabilen Schneedecken. Weniger Kornformen- und Korngrößen,<br />
welche vielleicht auch noch mit der Lupe untersucht werden, sondern es wird zielgerichtet<br />
nach Unterschieden respektive „Nieten“ (Schweizer, 2006) gesucht: Eine typische<br />
Schwachschicht ist nämlich weich (Niete 1) – eine Faust lässt sich leicht in die Schicht<br />
drücken – und besteht aus großen Körnern (Niete 2). Groß heißt, man sieht die einzelnen<br />
Körner gut mit bloßem Auge: sie sind mindestens etwa 1 mm groß. Von einem schwachen<br />
Schichtübergang spricht Schweizer dann, wenn markante Unterschiede in Härte (Niete3)<br />
und Korngröße (Niete 4) vorliegen. Befindet sich diese Schwachschicht auch noch inner-<br />
halb eines Meters unter der Schneeoberfläche(Niete 5) und sind die großen Körner in der<br />
weichen Schicht auch noch kantig anstatt rund, so sind wir bei sechs möglichen Nieten<br />
angelangt und haben wahrscheinlich die kritische Schwachstelle gefunden.<br />
In Kombination mit dem „Säulentest“ (auch „Kompressionstest“ genannt), bei dem eine<br />
30x30 cm große Schneesäule von seiner Umgebung mindestens einen Meter tief frei gelegt<br />
und erst aus dem Handgelenk, dann Ellenbogen- und (falls noch ganz) aus dem Schulterge-<br />
lenk „angeklopft“ wird, lässt sich zusätzlich mit der Bruchform der Säule eine Entschei-<br />
dung treffen: Weisen alle drei Kriterien in dieselbe Richtung also eher stabil oder instabil<br />
hin, lässt dies auf allgemein eher guten bzw. schlechten Schneedeckenaufbau schließen.<br />
Insbesondere der „Nietentest“ scheint gegenüber dem „Säulentest“ weniger anfällig auf<br />
kleinräumige Gegebenheiten zu sein. Erste Erfahrungen haben laut Schweizer gezeigt, dass<br />
sich diese Methode dank seinen gezielten Suche nach „Nieten“ besser bewährt als reines<br />
„Rätselraten“ nach zufällig ausgewählten Teststandorten (Schweizer, 2006).<br />
Alexander Holaus Seite 48