8.2 Methodischer Ansatz am Beispiel „Winter 2002/03“ - Gemeinde ...
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Lawinenexperten vor Ort<br />
Beurteilung der Lawinengefahr<br />
4 Beurteilung der Lawinengefahr<br />
Wie der Kapitel 3 zeigt, resultiert die Lawinengefahr aus der komplexen und im Detail<br />
nicht exakt nachvollziehbaren Wechselwirkung einer Vielzahl von Faktoren. Demnach ist<br />
eine hundertprozentige Einschätzung der Lawinensituation nicht möglich.<br />
Bei Beurteilung der „objektiven Gefahr“ wird man eher in der Lage sein, mit Hilfe der<br />
Faktoren Temperatur, Wind, Schneefall, Sonneneinstrahlung etc. in Betrachtung von Ex-<br />
position, Neigung und Untergrund des Geländes den Grad der Gefahr einzuschätzen. Eine<br />
anhand der variierenden Faktoren stets notwenige Beurteilung der Situation wird dabei<br />
eine relativ gute Aussage über die Wahrscheinlichkeit eines spontanen Lawinenabgangs<br />
ergeben. Dabei sollte nach der noch vorhandenen Sicherheit und nicht nach der Größe der<br />
Gefahr gesucht werden (Land Tirol, 2000).<br />
Die Beurteilung der latenten (verborgenen), ständig in der Schneedecke vorhandenen Ge-<br />
fahr hinsichtlich der subjektiven Lawinenauslösung bei Betreten oder Befahren eines Han-<br />
ges durch Menschen ist schwieriger: Der von außen nicht erkennbare Schneedeckenauf-<br />
bau, der Spannungs- und Festigkeitszustand (Stabilität) und deren nicht erkennbare Vertei-<br />
lungen im Hang spielen hier eine entscheidende Rolle (vgl. Kapitel 3.2.4: „Prozessdenken“<br />
von Kronthaler/Zenke).<br />
Es hat sich als hilfreich erwiesen, für das öffentliche Leben und die Sicherheit des Men-<br />
schen erwiesen, die Lawinengefahr über die Par<strong>am</strong>eter der Auslösewahrscheinlichkeit und<br />
der zu erwartenden Größe eines potentiellen Lawinenabganges näherungsweise zu<br />
bestimmen. Dies ermöglicht ergänzend zu den permanenten Lawinenschutzmassnahmen –<br />
Lawinenverbauungen, Schutzwald - zeitgerecht temporäre Lawinenschutzmassnahmen,<br />
abgestimmt auf die spezielle Situation und den Zeitpunkt, zu setzen, wie z.B. Warnungen,<br />
Evakuierungen oder künstliche Lawinenauslösungen.<br />
4.1 Lawinenlagebericht/Bulletin<br />
Die Entstehung eines Lageberichtes basiert weltweit auf dem selben Prinzip: Es gilt, mit-<br />
tels eines umfangreichen Datenmaterials ein möglichst exaktes Bild über die herrschende<br />
Schneedeckenstabilität und davon abgeleitet der Lawinengefährdung in einer Region zu<br />
erhalten. Lawinenwarndienste sind somit hinsichtlich der Erstellung des Lageberichtes als<br />
Alexander Holaus Seite 31