8.2 Methodischer Ansatz am Beispiel „Winter 2002/03“ - Gemeinde ...
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Lawinenexperten vor Ort<br />
Beurteilung der Lawinengefahr<br />
4.3.2 Beurteilung der strategischen Methoden<br />
Methoden, die auf Lawinenunfallstatistiken basieren, reichen nicht, um daraus eine Risi-<br />
koberechnung durchzuführen. Wie schon in Kapitel 3.1.2 Exposition angeführt (vgl.<br />
Kronthaler 2001 und Grimsdottir/McClung 2004), fehlen darin meist die Begehungszahlen<br />
in den einzelnen Expositionen. Alleine aus den Unfallzahlen Risiko errechnen zu wollen,<br />
ist nicht wissenschaftlich und schlichtweg unmöglich. Der Lawinenlagebericht als Ein-<br />
gangspar<strong>am</strong>eter und Grundlage für die meisten strategischen Lawinenbeurteilungsmetho-<br />
den stellt aber keine Detailbeurteilung des Einzelhanges dar, somit kann dieses Werkzeug<br />
nur sehr bedingt dafür benutzt werden. Lediglich eine Grobplanung ist möglich, da die<br />
Abschätzung der exakten Hangneigung aus der 1:25000-Karte nur mit großer Ungenauig-<br />
keit erfolgt (0,2 mm Unterschied auf der Karte zwischen 35° und 40°). Nachdem der Nivo<br />
Test auf die Einbeziehung der Gefahrenstufe verzichtet, wird der Tourengeher zumindest<br />
dazu gedrängt sich vor Ort intensiv mit den Gegebenheiten auseinander zu setzten (Höller,<br />
2004).<br />
Was die topografischen Einflussfaktoren betrifft, beschäftigen genannte Methoden ihre<br />
Anwender ausreichend d<strong>am</strong>it. Witterungseinflüsse werden – wie in den einzelnen Unter-<br />
kapiteln 4.3.1.1 bis 4.3.1.4 bereits ausgeführt - unterschiedlich berücksichtigt. Die Schnee-<br />
decke selbst findet sehr unterschiedliche Beachtung in den einzelnen Beurteilungsmetho-<br />
den. Nachdem Reduktionsmethode und Stop or go möglichst viele Personen (ohne bzw. mit<br />
geringen nivologischen Kenntnissen) ansprechen wollen, kommen der Faktorencheck (bei<br />
der SnowCard) und insbesondere der NivoTest hier eher der Problematik Schwachschnee-<br />
schichten auf den Grund.<br />
Abschließend sei festgehalten, dass durch diese strategischen Schemata die Stop or go<br />
(Check 2), SnowCard und NivoTest zumindest keine wesentlichen Faktoren vergessen<br />
werden können. Zumindest die Sichtweise der Tourengeher und Variantenfahrer wird da-<br />
durch geschärft, wenn auch spezifische Untersuchungen diesen Methoden bezüglich ihrer<br />
Anwendbarkeit im direkte Vergleich ergeben haben, dass zusätzliche erkennbare Hinwei-<br />
se (obvious clues, vgl. McC<strong>am</strong>mon/Hägeli, 2004) deutlich besser abschneiden (Höller,<br />
2004).<br />
In seinen Schlussfolgerungen hält Höller fest, „dass strategische Methoden von der fachli-<br />
chen Seite her keine neuen Erkenntnisse gebracht haben. Sie können aber durch ihre Dar-<br />
stellung (einfache Schemata) dazu führen, dass der Tourengeher veranlasst wird, sich mit<br />
Alexander Holaus Seite 54