SPORTaktiv April 2019
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er Radsport ist auch nicht mehr das,<br />
was er mal war. Findet zumindest<br />
Bernhard Eisel (38), als er von der<br />
UAE-Tour aus den Vereinigten Arabischen<br />
Emiraten zurückkehrte. „Wir fuhren durch<br />
alle sieben Staaten, hatten mehr Transfers als<br />
Rennen, das ist schon sehr mühsam. Immerhin<br />
war das Wetter besser als daheim.“ Dabei ist die<br />
Stimmung des Dimension-Data-Fahrers eigentlich<br />
bestens, nachdem er einen „fantastischen<br />
Winter“ hatte, der ihm vor Augen führte, wie<br />
sehr er das Treten in die Pedale liebt. Und das<br />
nach einem Jahr, das ihn aufgrund eines subduralen<br />
Hämatoms an den Rand seiner Belastungsgrenzen<br />
und auch seiner Karriere führte, wie er<br />
im ausführlichen Interview verrät.<br />
Du hast, zusammen mit Paco Wrolich und anderen,<br />
vor Kurzem in Klagenfurt den RC KAC<br />
gegründet. Sollen die Eishackler jetzt mit dem<br />
Fahrrad zum Training kommen?<br />
(Lacht) Gute Idee, aber da muss ich einigen wohl<br />
erst das Radfahren beibringen. Nein, Spaß beiseite:<br />
Ich hatte während meiner schweren Verletzung<br />
vergangenes Jahr viel Zeit zum Nachdenken. Irgendwann<br />
kommt man in ein Alter, wo man dem<br />
Sport etwas zurückgeben möchte. Da kam ich auf<br />
die Idee: Radclub und KAC, da gibt es viele Synergien.<br />
Ich bin schon mit vielen Eishockeycracks<br />
gefahren, im Sommer können wir Trainingseinheiten<br />
für den Nachwuchs anbieten.<br />
Spielst du selber Eishockey?<br />
Na ja, wenn wir spielen, bin ich froh, dass ich<br />
den Stock zum Festhalten hab. Ich schaue aber<br />
gerne zu, hab Freunde beim KAC. Der Clou<br />
wird sein: Die Trikots der Radfahrer sind im Design<br />
der Kampfmannschaft, nur mit der Rückennummer<br />
19 für unser Gründungsjahr. Der KAC<br />
ist eine echte Marke in Österreich, das hilft uns<br />
natürlich.<br />
Wenn du an deine eigene Zeit als Nachwuchsfahrer<br />
denkst – wie ist deine Begeisterung für<br />
den Radsport entstanden?<br />
Mein neun Jahre älterer Bruder war Radfahrer,<br />
das hat mir vieles eröffnet. Und ich muss ehrlich<br />
sein: Bei den Ballsportarten hat mir das Talent<br />
gefehlt, das ist bis heute so. Beim Laufen hätte<br />
ich vielleicht noch eine kleine Chance gehabt.<br />
Hast du damals schon die Lust an der Qual entdeckt,<br />
die man im Radsport ja braucht wie in<br />
kaum einer anderen Sportart?<br />
Nein, das lernt man erst im Laufe der Zeit. Bei<br />
mir stand immer der Spaß im Vordergrund. Das<br />
soll auch beim RC KAC so sein. Wir wollen<br />
nicht aus Kindern Profis machen, sondern ihnen<br />
Werte mitgeben, Manieren. Wir freuen uns über<br />
gute Ergebnisse, machen aber keine Krisensitzung<br />
nach dem Rennen, wenn es nicht gut<br />
gelaufen ist.<br />
Du selbst hast augenscheinlich auch noch<br />
Spaß und deinen Vertrag bei Dimension Data<br />
um ein Jahr bis Ende <strong>2019</strong> verlängert. Was<br />
sprach nach deinem Sturz bei der Fernfahrt Tirreno-Adriatico<br />
vor einem Jahr und der daraus<br />
resultierenden schweren Kopfverletzung dafür?<br />
Die Verletzung hat mir gezeigt, wie viel Spaß<br />
Radfahren machen kann, wenn man nicht den<br />
Druck und Stress als Profi hat. Ich bin einfach<br />
raus und war froh, wieder im Sattel sitzen zu dürfen.<br />
Ein tolles Gefühl. Ich hab mich viel mit dem<br />
Aufhören beschäftigt, hab dann aber gesagt: Ich<br />
möchte selbst entscheiden, wann es vorbei ist,<br />
und nicht durch eine Verletzung oder Krankheit<br />
gezwungen werden. Deswegen bin ich zurückgekommen.<br />
Und: Ich habe im Winter perfekt trainiert,<br />
das Trainingsprogramm zu 100 Prozent<br />
umgesetzt, das hat riesigen Spaß gemacht.<br />
Seit 2016<br />
fährt<br />
Bernhard<br />
Eisel für das<br />
südafrikanische<br />
Team<br />
Dimension<br />
Data.<br />
<strong>SPORTaktiv</strong><br />
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