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SPORTaktiv April 2019

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DIE DOLOMITEN GEHÖREN ZU DEN REIZVOLLSTEN<br />

BERGEN DES ALPENRAUMS. IHRE GANZE FASZINATION<br />

ERLEBT MAN ABER ERST, WENN MAN SICH IHNEN AUF<br />

EINER WEITWANDERTOUR ANVERTRAUT. DANN<br />

UMARMEN UND BESCHENKEN SIE EINEN MIT GLÜCK.<br />

VON KLAUS HÖFLER<br />

Foto: Damiano Levati<br />

Da hängt man dann in der Wand und<br />

kommt sich unendlich klein vor. Wie<br />

ein Kekskrümel auf einem Backblech.<br />

Neben einem: Fels. Über einem: Fels.<br />

Unter einem: Fels. Senkrechter,<br />

zerfurchter Fels. Die Kulisse zwingt einem automatisch<br />

eine beeindruckte Atemlosigkeit auf.<br />

Auch, weil man sich vor wenigen Augenblicken<br />

über eine knapp nicht überhängende Passage des<br />

Pößnecker Klettersteigs hochgekämpft hat. „Trittarme<br />

Verschneidung“ heißt das im Via-Ferrata-Fachchinesisch<br />

etwas verharmlosend. Vorne<br />

schiebt sich die Nase entlang des schroffen Gesteins<br />

nach oben, hinten zieht die Schwerkraft<br />

den Rucksack Richtung Abgrund. Die Finger<br />

krallen sich in den kalten Fels. Man hört nur den<br />

eigenen Atem und das Klicken der Sicherungskarabiner<br />

am Stahlseil. Endlich ein fester Stand.<br />

Endlich Zeit, das grandiose Panorama zu bestaunen.<br />

Der 1912 angelegte Pößnecker Klettersteig<br />

aufs Sellaplateau gehört nicht nur zu den ältesten<br />

und anspruchsvollsten in den Dolomiten, sondern<br />

auch zu den spektakulärsten. Die ersten 250 Höhenmeter<br />

führen senkrecht in den Himmel, im<br />

oberen Abschnitt sorgen zwei luftige, teils sicherungsseilfreie<br />

Kamine für besonderen Nervenkitzel.<br />

Konzentriert bleiben! Nach oben schauen! Dort<br />

steht Egon Resch. Er hat sich mit einer ausladenden<br />

Grätsche in die Gesteinsrinne geklemmt – und<br />

lacht. Es ist sein Revier. Die Felswände der Dolomiten<br />

sind sein Jugend-, Wohn- und mittlerweile<br />

auch Arbeitszimmer, nachdem er seinen Job in der<br />

Automobilindustrie gecancelt und sich zum Bergführer<br />

ausbilden hat lassen. An diesem frühkühlen<br />

Septembermorgen, der sich anschickt, ein Prachttag<br />

zu werden, leitet er eine Gruppe weniger routinierter<br />

Kletterer durch die Felswand. Das Gekraxel<br />

ist Teil einer siebentägigen Zu-Fuß-Durchquerung<br />

der Dolomiten. Der Südtiroler Outdoorausrüstungsspezialist<br />

Salewa hat sich die Expedition vor<br />

der Haustür der Bozener Unternehmenszentrale<br />

einfallen lassen. Und Egon Resch hat die Tour<br />

komponiert. Ein Best-of aus bestehenden<br />

Trekking routen. Ein Härtetest – nicht nur für das<br />

Material, auch für die hochalpine Marschierqualitäten<br />

und hüttenlagernächtlichen Schnarchtoleranz<br />

der Gruppenmitglieder. Ein Protokoll.<br />

Schon die ersten knapp neun Kilometer<br />

von der kleinen Ortschaft Tiers hinauf<br />

zur Grasleitenhütte am Eingang zum Naturpark<br />

Schlern-Rosengarten lassen erahnen, welches<br />

Naturparadies man da betreten hat. Aber es<br />

gibt auch einen Vorgeschmack auf die Höhenmeter,<br />

die es am Weg zu den Drei Zinnen zu absolvieren<br />

gilt. Knapp eintausend sind es zur Eröff-<br />

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