SPORTaktiv April 2019
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gesehen, dass sie in einem Park<br />
Äste von Bäumen abgesägt haben,<br />
damit keine Kinder darauf herumklettern<br />
können. Ist doch wurscht,<br />
wenn ein paar Bäume untenrum<br />
kaputtgehen. Besser, als dass unsere<br />
Kinder kaputtgehen. Da pflanz<br />
ich doch in ein paar Jahren neue<br />
Bäume. Ein Kind muss mal wieder<br />
rumtoben dürfen, herumrennen,<br />
Spaß haben, es müssen sich bewegen<br />
dürfen, laut sein dürfen. Es<br />
gibt immer irgendwelche Stänkerer<br />
in der Gesellschaft, die versuchen,<br />
zu verhindern, dass sich Kinder<br />
überhaupt noch bewegen dürfen.<br />
Wenn sich im Kindergarten ein<br />
Kind den Arm dabei bricht, ist<br />
der Aufschrei groß und die Pädagogen<br />
bleiben mit den Kindern<br />
lieber drinnen.<br />
Alle, die in der motorischen Erziehung<br />
arbeiten, haben schon fast<br />
Ängste, versicherungstechnisch.<br />
Natürlich kann sich ein Kind auf<br />
der Wiese einen Bänderriss holen<br />
oder den Fuß brechen, wenn’s<br />
dumm läuft. Aber je weniger ich<br />
die Kinder bewege, desto mehr solcher<br />
Unfälle werde ich haben. So<br />
und wenn ich jetzt noch Trainer,<br />
Erzieher, Lehrer für alles, was die<br />
Kinder machen, in die Verantwortung<br />
nehme oder für alles, was<br />
auch im Sportunterricht wieder<br />
gemacht gehört, dann wird kein<br />
Pädagoge mehr seinen Kopf hinhalten<br />
für unser gesellschaftliches<br />
Drama. Das ist eins der größten<br />
Probleme. Da muss politisch was<br />
passieren. Lehrer brauchen mehr<br />
Rechte, mehr Versicherungsschutz<br />
und Eltern mehr Aufklärung.<br />
Wie groß ist die Gefahr, dass die<br />
„Mach den ersten Schritt“-Kampagne<br />
nach den nächsten Wahlen<br />
wieder im Sand verläuft?<br />
Vorweg: Ich bin als Experte<br />
engagiert worden, nicht wegen<br />
eines Parteibuchs. Die Regierung<br />
hat erkannt, dass es gesellschaftlich<br />
so nicht weitergehen kann.<br />
Gernot<br />
Schweizer<br />
beim<br />
Interview<br />
in Wien mit<br />
<strong>SPORTaktiv</strong>-Chefredakteur<br />
Klaus<br />
Molidor.<br />
Das beeindruckt mich. Denn die<br />
Kosten im Sozialversicherungswesen<br />
werden explodieren, das tun<br />
sie ja jetzt schon. Und wer hat<br />
dann das Recht von den Kosten<br />
zu profitieren und wer nicht? Also<br />
besser, man geht ganz schnell in<br />
die Prävention, um nicht zum<br />
Richter für Gesundheit werden<br />
zu müssen. Da gehen wir in ein<br />
ethisches Desaster. Wir brauchen<br />
gesunde Menschen und wir sind<br />
finanziell auf Dauer nicht in der<br />
Lage, Systeme zu erhalten, wie sie<br />
derzeit im Sozialversicherungswesen<br />
laufen, wenn wir jetzt nicht in<br />
der Prävention und gesellschaftlich<br />
in der Erziehung von Kindern vom<br />
Kindergarten bis zur Schule ganz<br />
schnell was verändern. Selbst wenn<br />
es zu einem Regierungswechsel<br />
kommt – hier kann keiner mehr<br />
aus. Was wir nicht vorhaben: so<br />
etwas in Gang zu setzen und dann<br />
aufhören – wie es schon oft passiert<br />
ist. Ich werde nicht aufgeben.<br />
Dafür bin ich zu viel Visionär.<br />
Sagen Sie mir abschließend drei<br />
Übungen, die ich machen sollte.<br />
Das kann man so nicht sagen,<br />
weil jeder anders ist. Ich kann nur<br />
global sagen: Rumpf trainieren.<br />
Immer Rumpf, oberstes Gesetz.<br />
Zweites Gesetz: Nacken-Schulter-<br />
Bereich, in jedem Beruf. Drittes<br />
Gesetz: Herz-Kreislauf-System<br />
trainieren. Und das vierte ist<br />
das neuromuskuläre Training,<br />
das Visualisieren, Brain Kinetic.<br />
Balancieren mit Jonglieren,<br />
kopfrechnen, Englisch lernen und<br />
dabei balancieren. Da kommt ganz<br />
viel zu auf uns in dem Bereich,<br />
das wird ein ganz großes Thema.<br />
Im Spitzensport wie im Alltagssport,<br />
wie im Schulsport – in allen<br />
Bereichen der Bewegungserziehung<br />
wird das ein Zukunftsthema. Unglaublich,<br />
was da für faszinierende<br />
Dinge passieren.<br />
DIE<br />
KAMPAGNE<br />
EIN MENSCH<br />
SOLLTE SICH MIT<br />
SEINER EIGENEN<br />
BEWEGUNG<br />
SELBST BELOHNEN.<br />
Sozial- und Sportministerium haben<br />
in einer Zusammenarbeit die Kampagne<br />
auf die Beine gestellt. Ziel und<br />
Antrieb dahinter: Menschen zur Bewegung<br />
animieren. Laut Empfehlung<br />
der WHO soll man sich 150 Minuten<br />
pro Woche regelmäßig bewegen. Zusätzlich<br />
zu kurzen Videos, in denen<br />
eine Fülle an Übungen erklärt und<br />
vorgezeigt werden, gibt es auch<br />
Empfehlungen zur richtigen Balance<br />
beim Essen. „Möglichst viele Leute<br />
sollen möglichst lange ohne gesundheitliche<br />
Probleme leben können“, erklärt<br />
Sportminister Heinz-Christian<br />
Strache die Kampagne.<br />
www.machdenerstenschritt.at<br />
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