SPORTaktiv April 2019
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Die Natur hält nichts von Gleichberechtigung.<br />
Denn die weltweit<br />
häufigste Mangelerscheinung<br />
betrifft zu einem sehr großen Prozentsatz<br />
nur Frauen. Die Rede ist vom Eisenmangel.<br />
Und weil Frauen durch die<br />
Menstruation monatlich Blut verlieren,<br />
sinkt ihr Eisenspiegel.<br />
Wichtig ist das Eisen deshalb, weil es<br />
für die Neuproduktion der roten Blutkörperchen<br />
wichtig ist und weil es im<br />
Sauerstofftransport eine zentrale Rolle<br />
spielt. Es ist, vereinfacht gesagt, die Verbindung<br />
zwischen dem Sauerstoff und<br />
den roten Blutkörperchen. Ein Mangel<br />
wirkt sich auf Ausdauersportler besonders<br />
aus. „Durch das Grundlagentraining<br />
im aeroben Bereich wollen wir,<br />
dass die Mitochondrien der Muskulatur<br />
effizient mit Sauerstoff Energie produzieren<br />
können“, sagt Sportmediziner Dr.<br />
Robert Fritz. Ist zu wenig Eisen vorhanden,<br />
funktioniert das nicht – wir stagnieren<br />
mit der Leistung trotz intensiven<br />
Training. Fette werden ja nur bei Sauerstoffüberschuss<br />
verbrannt. „Und wenn<br />
das nicht funktioniert, glauben viele,<br />
dass sie ein Problem mit der Lunge haben“,<br />
berichtet Fritz. „Die Aufnahme ist<br />
aber nicht das Problem. Wir kriegen den<br />
Sauerstoff nur nicht über das Blut bis in<br />
den Muskel hinein. Und dann kann ich<br />
trainieren, was ich will, und kriege nie<br />
einen aeroben Stoff wechsel hin.“<br />
Was bei Frauen zur Menstruation hinzukommt:<br />
Sie ernähren sich tendenziell<br />
gesünder als Männer, verzichten also<br />
eher auf rotes Fleisch, das ein guter Eisenlieferant<br />
wäre. Wenn sie dann noch<br />
regelmäßig Sport betreiben, dreht sich<br />
die Spirale weiter nach unten. Durch<br />
den Schweiß und die sogenannte<br />
Marschhämolyse. „Das bedeutet, dass<br />
beim lang andauernden Auftreten des<br />
Fußes auf dem Boden rote Blutkörperchen<br />
zerstört werden“, erklärt Sportmediziner<br />
Fritz – auch etwas, das den Eisenmangel<br />
vorantreibt. Der Ausdruck<br />
kommt aus Studien des US-Militärs, das<br />
Soldaten auf 40 Kilometer lange Märsche<br />
geschickt und gemerkt hat, dass sie<br />
HEAVY<br />
METAL<br />
OHNE SCHWERMETALL WIRD<br />
ES SCHWER MIT DER PERSÖN-<br />
LICHEN BESTZEIT ODER AUCH<br />
SCHON DER MOTIVATION ZUM<br />
TRAINING. WARUM EISEN FÜR<br />
DIE LEISTUNG SO WICHTIG IST,<br />
UND WARUM DER MANGEL<br />
VOR ALLEM FRAUEN TRIFFT.<br />
VON KLAUS MOLIDOR<br />
alle Richtung Eisenmangel und Anämie<br />
also Blutarmut gehen.<br />
Ganz zurücklehnen und das Eisen Eisen<br />
sein lassen sollten Männer aber auch<br />
nicht. Im Gegenteil. Beim gesunden<br />
Mann kommt ein Eisenmangel nur sehr<br />
selten vor, ausgeschlossen ist er aber<br />
nicht. „Zum Beispiel wenn man öfter<br />
Blut spendet“, weiß Fritz. Vor allem aber<br />
kann ein Eisenmangel bei Männern ein<br />
Hinweis auf eine größere Baustelle im<br />
Körper sein. Eine Entzündung im Magen-Darm-Trakt<br />
zum Beispiel. „Das<br />
kann eine chronische Entzündung sein<br />
oder auch ein Hinweis auf ein Karzinom.<br />
Darum sollten gerade Sportler ihren<br />
Eisenspeicherwert Ferritin einmal im<br />
Jahr checken lassen“, sagt Fritz.<br />
Keine Lebensgefahr<br />
Wie erkennt man aber einen Eisenmangel?<br />
„Du bist ständig müde, auch nach<br />
einem langen Schlaf“, sagt Fritz. Dazu<br />
kommen Blässe, offene Mundwinkel,<br />
brüchige Nägel, Haarausfall. Die gute<br />
Nachricht: Eisenmangel ist nicht lebensgefährlich.<br />
„Daran stirbt man nicht, auch<br />
wenn der Mangel noch so groß ist.“ Zumal<br />
der Leidensdruck durch die Auswirkungen<br />
so groß wird, dass man bestrebt<br />
ist, den Mangel zu beheben.<br />
Das ist auf drei Arten möglich: über<br />
die Nahrung, über Tabletten und über<br />
die Vene, also mit Infusionen. „Wenn<br />
der Mangel nicht sehr ausgeprägt ist,<br />
kann man mit der Ernährung gegensteuern“,<br />
erklärt der Sportmediziner. Ein<br />
Steak ist also erlaubt, weil Muskelfasern<br />
aus rotem Fleisch gute Eisenlieferanten<br />
sind. „Aber nicht täglich und nur in sehr<br />
guter Qualität“, sagt Fritz. „Am besten<br />
man hat die Kuh beim Vornamen gekannt.“<br />
Umgekehrt kann man die Eisenaufnahme<br />
mit den falschen Dingen auch<br />
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