Nr. 60 - Herbst 2016

ON LIT
SACHBUCH
Ein Einblick in die Seele der Pariser
Es ist schwierig, den Pariser zu definieren. Hauptstadtbewohner?
Zu vereinfacht. Gewohnheitsnörgler?
Zu verallgemeinernd. Die Pariser definieren
sich vor allem über die Dinge, die sie mögen, aber ganz
besonders über solche, die sie nicht mögen. Über das, was
sie tun, aber ganz besonders darüber, was sie nicht tun.
Olivier Magny ist selbst Pariser, und mit diesem Buch
gelingt es ihm, nicht nur humorvoll, sondern auch sehr
realistisch typische Angewohnheiten der Pariserinnen
und Pariser zu beschreiben: die Art vorzugeben – um
möglichst seriös zu erscheinen –, man sei ein eifriger Leser
der Zeitung Le Monde, « der einzigen verlässlichen
Informationsquelle auf Erden »; über alles und jedes eine
Meinung zu haben; der Ansicht zu sein, dass « ein Restaurant,
das keinen Moelleux au Chocolat auf der Karte
hat, zwangsläufig von gestern ist »; oder auch ausländische
Filme immer in der Originalversion mit Untertiteln anzusehen,
« da nur Ignoranten die französische Version bevor
zugen »… Unser Lieblingskapitel: die ach so realistische
Beschreibung
des Autors über die
systematische Verwendung
des Wor tes sympa
durch die Pariser:
« In Paris gibt es auf
die Frage ‹ Wie war’s
denn? › nur eine mögliche
Antwort: ‹ Sympa!
› (…) Sympa ist
positiv, aber lange
nicht so stark wie exzellent,
genial, außergewöhnlich,
großartig oder fantastisch. Etwas ist einfach
nur sympa. Bezeichnet der Pariser etwas oder jemanden
als sympa, dann erkennt er ihm damit einen Pluspunkt zu.
Aber nur einen. Etwas Mäßigung bitte …» So, damit haben
Sie einen Tipp, der très sympa ist, um die Sprache der
Pariser besser zu verstehen!
Olivier Magny • Paris für Liebhaber • Blanvalet • ISBN 978-3764505585
COMIC
Mit dem Sonnenkönig
in Versailles
Den ersten Ludwig XIV. gewidmeten Band
dieser schönen Reihe Ils ont fait l’Histoire
haben wir Ihnen bereits vorgestellt. Auch
diesem zweiten Band, der das Porträt
des Sonnenkönigs vervollständigt, gelingt
es wieder, die französische Geschichte
ansprechend und lebendig zu erzählen.
Er ist durchaus auch geeignet, wenn man
die französische
Sprache nicht
perfekt beherrscht.
Jean-David
Morvan, Frédérique
Voulysé, Renato
Guedes und Hervé
Drévillon • Louis XIV
Tome II • Glénat-
Fayard • ISBN
KOCHBUCH
Kulinarische Reise
ins impressionistische
Frankreich
Claude Monet (1840-1926) war nicht
nur ein berühmter Maler, sondern
auch ein passionierter Gourmet. Der
kleine Ort Giverny nordwestlich von
Paris war sein Refugium: In seinem
Haus inmitten einer traumhaften
Gartenanlage mit den berühmten
Seerosenteichen bewirtete der Künstler seine zahlreichen Freunde mit
gutbürgerlichen und gleichzeitig höchst delikaten französischen Gerichten.
Die in seinem Nachlass befindlichen Carnets de Cuisine – originale
Rezeptaufzeichnungen Monets – lassen bis heute an den Genüssen von
damals teilhaben. Dieses Buch ist viel mehr als ein Kochbuch. Es ist eine
originelle und genussvolle Art der Annäherung an den Künstler. Gelungen!
978-2344007433 Florence Rentner und Francis Hammond • Zu Gast bei Monet,
Rezepte aus Giverny • Prestel • ISBN 978-3791382876
14 · Frankreich erleben · Herbst 2016