Nr. 60 - Herbst 2016

in den letzten Jahrzehnten weiterentwickelt hatte. Dies
gilt besonders für eine Einrichtung wie die in Sigean. Die
Vorstellung, die ich von dem hatte, was ich nach wie vor
« Zoo » nannte, sollte sich schnell als überholt erweisen!
Überrascht hat mich ebenfalls die Größe des sogenannten
Reservats: 300 Hektar. 300.000 Quadratmeter,
mehr als neunmal so groß wie der Berliner Zoo, der als
eine der Referenzen in Europa gilt. Das war viel mehr, als
ich mir hätte träumen lassen. Noch erstaunlicher ist die
Tatsache, dass auf diesen 300 Hektar « nur » 3800 Tiere
leben, also durchschnittlich nicht einmal 13 pro Hektar.
Zum Vergleich: Der Berliner Zoo beherbergt 18.600
Tiere, was einem Durchschnitt von mehr als 560 Tieren
pro Hektar entspricht! Man muss diese Zahlen sicherlich
relativieren, denn ein Mittelwert kann nicht immer
alles erklären. Er verdeutlicht jedoch besser, dass Sigean
wirklich etwas Besonderes ist, und er verleiht dem Begriff
« Reservat » seine Berechtigung. Ich musste mich also mit
dem Gedanken anfreunden, dass meine Vorstellung von
einem Zoo mit engen Käfigen und unglücklichen Tieren
möglicherweise überholt war …
Als ich schließlich meinen Besuch im Réserve africaine
de Sigean telefonisch vorbereitete, machten mich einige
Begriffe stutzig, die fielen, wenn die Mitarbeiter von
ihrer Arbeit und der Philosophie des Reservats sprachen:
Wohlbefinden der Tiere, Respekt, Schutz, Arterhaltung,
Studien, Wissen … Dies alles schien offensichtlich vom
merkantilen Aspekt der Zoos aus meiner Kindheit meilenweit
entfernt zu sein.
Ausgerüstet mit all diesen Informationen und mit dem
festen Willen, mir eine umfassende Meinung zu bilden,
machte ich mich also auf, dieses besondere Reservat zu erkunden.
Und nach dem Besuch kann es nun vorkommen,
dass mich eine E-Mail mit der Information über die Ge-
Frankreich erleben · Herbst 2016 · 51