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Diplomarbeit von Michael Schindler

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E.3 Wie lernen Neuronale Netze in veränderlichen Umwelten? 11<br />

werkparametern. An diesen Aufspaltungen lässt sich das Problem der on-line Mittelung<br />

sehr gut demonstrieren.<br />

(x(t))sel<br />

w(t)<br />

0 T<br />

Abbildung 7: Der Lernprozess aus Abbildung 6b, angewandt auf abgekürzte Datenfolgen.<br />

Gezeigt sind die selektierten Daten (x(t))sel, die gelernt werden, und<br />

der Parameter w(t) als Funktion der Zeit.<br />

Datenpunkte ignorieren<br />

Die Idee, die zur Lösung des on-line Problems führt, ist denkbar einfach. In Abb. 6b<br />

wird deutlich, dass das Problem der on-line Mittelung auf – im Vergleich zur Dauer<br />

des Gedächtnisses des ANN – zu lange Verweildauern des Systems in einem Zustand<br />

zurückzuführen ist. Die gelernten Daten sind eine Weile lang quasistationär. Man<br />

kann das verhindern, indem man den Lernprozess abbricht, sobald die Daten redundant<br />

werden. Dazu ist notwendig, einen Filter für irrelevante Reizdaten einzuführen.<br />

Dieser kann aber nicht starr sein, denn ob Daten redundant sind, also für den Lernprozess<br />

irrelevant, kann nur am jeweiligen Zustand des Lerners selbst festgestellt werden.<br />

Der Filter muss sich also selbst zusammen mit den Netzwerkparametern adaptiv an<br />

die präsentierten Daten anpassen. Wie ich in meiner <strong>Diplomarbeit</strong> zeigen möchte,<br />

kann ein solches Modell für einen selbstreferentiellen Selektionsprozess aus einem einfachen<br />

Verhaltensmuster der Meeresschnecke Aplysia californica 1 abgeleitet werden.<br />

Dieses einfache Lebewesen ignoriert nach einer Weile Reizungen am Kiemen, wenn sie<br />

häufig wiederholt werden (Habituation). Wenn sich die Reizumgebung jedoch schnell<br />

verändert, beispielsweise durch einen zusätzlichen Schlag auf den Kopf oder Schwanz<br />

der Aplysia, wird die Habituation sofort wieder aufgehoben (Sensitivierung).<br />

Wenn wir dieses Verhaltensmuster auf das einfache Beispiel in Abb. 6b übertragen, so<br />

erhalten wir, ähnlich wie in Abbildung 7, eine Abkürzung der gelernten Datensequenzen.<br />

Durch ein noch zu spezifizierendes Kriterium soll der Lernprozess unterbrochen<br />

werden, wenn das Verhalten der Datensequenz stagniert. Falls es gelingt, ein solches<br />

Kriterium anzugeben, so erwarten wir das in Abb. 7 skizzierte Ergebnis. Wie<br />

gewünscht, entfernt sich der Parameter w auch bei kurzer Gedächtnisdauer nicht mehr<br />

weit <strong>von</strong> seinem Optimalwert. Wie ein solches Abbruchkriterium formuliert werden<br />

1 Das Nervensystem der Aplysia ist eines der am besten untersuchten im Tierreich. Für die weitgehende<br />

Aufklärung seiner Bestandteile und Funktionsweise wurde im Jahr 2000 der Nobelpreis an<br />

Eric Kandel verliehen.

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