Diplomarbeit von Michael Schindler
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Einleitung<br />
E.1 Neuronale Netze<br />
A memory is what is left when<br />
something happens and does not<br />
completely unhappen<br />
Edward de Bono<br />
Vom Standpunkt der theoretischen Biophysik aus gesehen, dienen Ganglien und Gehirne<br />
biologischer Lebewesen als Werkzeuge zur Verarbeitung <strong>von</strong> Reizmustern, die einer<br />
dynamisch variierenden Umwelt entstammen. Die Reize werden <strong>von</strong> den Sinneszellen<br />
der Haut, der Retina, Kochlea etc. aufgenommen und an das Gehirn als zentrales Nervensystem<br />
weitergeleitet. Dort findet eine Vielzahl <strong>von</strong> Verarbeitungsschritten statt,<br />
bis eine Entscheidung gefunden und an die Motorneuronen und Muskeln weitergeleitet<br />
wird. Die Leitungsvorgänge zum Gehirn hin und <strong>von</strong> ihm weg sind einfach und für<br />
den Aspekt der Informationsverarbeitung irrelevant. Wer verstehen möchte, wie diese<br />
biologische Informationsverarbeitung funktioniert, muss nach den zentralen Vorgängen<br />
im Gehirn fragen.<br />
Wie kann man nun diese internen Verarbeitungsschritte verstehen? Mit der Beantwortung<br />
dieser Frage beschäftigen sich Wissenschaftler vieler Gebiete, natürlich Biologen<br />
und Mediziner, aber auch Mathematiker, Statistiker, Physiker und Informatiker. Letztere<br />
versuchen die Funktionsweise der Gehirne auf mathematischem oder technischem<br />
Wege zu verstehen. Sie verwenden dazu vereinfachte Modelle, die ich im folgenden<br />
Neuronale Netze nennen werde, im Unterschied zu Nervennetzen, womit biologische<br />
Gehirne aller Art gemeint sind. Das Arbeitsgebiet zur Untersuchung der Neuronalen<br />
Netze heißt Neuroinformatik.<br />
Auf welche Weise findet Modellbildung in der Neuroinformatik statt? Das Gehirn wird<br />
zunächst als ein aus vielen Nervenzellen zusammengesetztes System aufgefasst, <strong>von</strong><br />
denen jede eine Aktivierung aufweisen und diese an andere Zellen weitergeben kann.<br />
Wie stark eine Aktivierung weitergegeben wird, hängt <strong>von</strong> der Effizienz der synaptischen<br />
Verbindungen ab. Auf diese Weise wird ein bestehendes Aktivierungsmuster in<br />
das nächste überführt. Der interne Verarbeitungsprozess im Gehirn ist eine zeitliche<br />
Abfolge <strong>von</strong> Aktivierungsmustern.<br />
Abbildung 1 zeigt die grundlegenden Charakteristika des in der Neuroinformatik verwendeten<br />
Standardmodells. Es besteht aus Knoten und gerichteten Kanten. Die Kno-