Diplomarbeit von Michael Schindler
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1.2 Neuronale Interpretation <strong>von</strong> multivar 29<br />
Die Kunst der Abstraktion mittels Neuronaler Netze besteht darin, die beiden Zwischenschichten<br />
und ihre Verbindungen durch ein effektives Modell mit einer einzigen,<br />
möglichst einfachen Abbildung A zu beschreiben. Wie man vom komplizierten<br />
physiologischen Bild in Abb. 14 zum einfachen multivar-Netzwerk in Abbildung 15<br />
kommt, soll auf den folgenden Seiten durch die kombinierte Darstellung <strong>von</strong> physiologischen<br />
Prinzipien und ihren mathematischen Entsprechungen deutlich werden. Die<br />
Ausführungen lehnen sich an die <strong>von</strong> Dersch (1995) an und sind dort genauer nachzulesen.<br />
Ich werde nicht auf neurophysiologische Details eingehen, diese finden sich in<br />
medizinischen Standardwerken wie Schmidt & Schaible (2000) oder Schmidt, Thews &<br />
Lang (2000).<br />
Eingabeschicht<br />
⏐<br />
�A? Ausgabeschicht<br />
h<br />
Abbildung 14: Eine abstrahierte Retina und ein primärer visueller Kortex. Der<br />
Erregungsbalken h ∈ R N auf der oberen Schicht, die aus N Lichtsensoren besteht,<br />
wird durch den synaptischen Baum Sr und diverse nicht eingezeichnete<br />
Zellschichten an die r-te Nervenzelle auf dem V1 weitergeleitet.<br />
1.2.1 Die Aktivität eines Neurons<br />
Grundsätzlich bestehen die Signale, die eine Nervenzelle an die nächste weitergibt, aus<br />
einzelnen Spikes, kurzen Aktivitätspulsen, die sich mit konstanter Geschwindigkeit im<br />
Axon fortbewegen. In vielen Bereichen des Gehirns ist die genaue Abfolge der Spikes für<br />
die Informationskodierung wichtig. Das ist besonders in den entwicklungsgeschichtlich<br />
älteren Teilen der Fall, wo wenig bis gar keine Lernprozesse stattfinden, aber auch<br />
in Verschaltungen, die explizit auf die Zeitinformation <strong>von</strong> Signalen angewiesen sind,<br />
wenn sie etwa Zeitabstände <strong>von</strong> Ereignissen messen sollen. Mit dieser Eigenschaft der<br />
Kodierung beschäftigen sich die Single-spike Modelle (Rieke et al. 1999). Sie müssen<br />
auch alle Verzögerungszeiten <strong>von</strong> Spikes in Axonen und Dendriten berücksichtigen, um<br />
physiologienahe Aussagen machen zu können. Dieser Detailreichtum macht es unmöglich,<br />
große Netze zu simulieren.<br />
Die Aktivitäten ar des multivar-Netzwerks haben kaum noch etwas mit Zellmembranpolarisierungen<br />
oder Spikes zu tun. Ihre Modellierung gehorcht mehr mathematisch/algorithmischen<br />
Notwendigkeiten als dem Ziel, die Kommunikation zwischen<br />
einzelnen Nervenzellen nachzubilden. Man kann sie sich als mittlere Feurerraten der<br />
r<br />
Sr